07.09.2019 (GWUP): Derzeit wird vielerorts die Gründung erster Waldorf-Schulen vor 100 Jahren gefeiert. Ein ehemaliger Lehrer hingegen findet in der „Süddeutschen Zeitung" kritische Worte.
In einem von Bernd Kramer verfassten Protokoll erzählt der ehemalige Lehrer Nicholas Williams davon, wie er seine Zeit als Lehrer an Waldorfschulen in Baden-Württemberg erlebt hat. Zwar sieht der 38-Jährige, selbst Sohn einer Waldorflehrerin, durchaus positive Seiten an Waldorfschulen wie Theater- und Kunstprojekte. Rückblickend stört sich Williams jedoch sehr an der von ihm beobachteten allgegenwärtigen,Esoterik., mit der er selbst als Schüler und als Lehrer konfrontiert wurde. So habe ein Lehrer Schüler nach ihren genauen Geburtsdaten gefragt, um astrologische Berechnungen anzustellen. In seiner Zeit als Lehrer hätten Kollegen beispielsweise die Lebhaftigkeit eines Kindes damit erklärt, dass es „es zwischen den letzten beiden Inkarnationen nicht genügend Zeit zur Therapie bei den Engeln gehabt hätte". Die von Rudolf Steiner, dem Begründer der Waldorfschulen, begründete Anthroposophie basiert neben reformpädagogischen Elementen stark auf esoterischen Inhalten. Nach Meinung von Williams gaben in den Schulen, in denen er arbeitete, die, „anthroposophisch überzeugten" Lehrkräfte, wie er es nennt, den Ton an. Teile dieser Kollegen habe seiner Schilderung nach auch keine ausreichende Qualifikation gehabt. Enttäuscht von diesen Erfahrungen betätigt sich Williams nun in einer Einrichtung für Erwachsenenbildung.
Der Bremer Lehrer André Sebastiani beschäftigt sich seit langem kritisch mit der Anthroposophie. In seinem Buch Anthroposophie- Eine kurze Kritik" liefert er einen aktuellen Überblick über die esoterische Lehre Rudolf Steiners und ihre Verbreitung an Waldorf-Schulen.
Holger von Rybinski