02.10.2009 (GWUP) - Aus den Wahlprüfsteinen der GWUP wissen wir, dass ein großer Teil der deutschen Parteien eine eher unkritische Haltung zur Komplementärmedizin pflegt, schließlich gilt es, eine Klientel zu bedienen. Von Grußworten deutscher Politiker zu Homöopathie-Tagungen bis hin zur teilweise bereits durchgesetzten Kostenerstattung von anthroposophischer Medizin, kaum ein Politiker wagt, sich über Alternativmedizin und deren Anhänger kritisch zu äußern. Ganz anders der ehemalige Schweizer Gesundheitsminister Pascal Couchepin, ein erklärter Gegner der besonderen Therapierichtungen. Der nutzte seinen letzten Auftritt im Schweizer Ständerat, um sich über die von ihm verachtete Homöopathie lustig zu machen.
Hintergrund ist eine langjährige Diskussion in der Schweiz über die Berücksichtigung alternativer Heilmethoden in der Verfassung. In einer Volksabstimmung im Mai sprachen sich 67 Prozent der Teilnehmer dafür aus. Couchepin hingegen begrüßte zwar die demokratische Entscheidung, machte aber nie einen Hehl aus seiner Abneigung gegen Methoden wie Homöopathie, für deren Wirksamkeit bislang jeder wissenschaftliche Beweis fehlt . Auch eine Anzeigenkampagne kritischer Mediziner, in der gefordert wurde, von allen eingesetzten medizinischen Anwendungen nur wissenschaftlich belegbare zu verwenden (was bei vielen alternativen Heilmethoden nicht der Fall ist), konnte an der Entscheidung nichts ändern.
Nun nutzte Couchepin, der nie ein Blatt vor dem Mund nimmt, seinen letzten Auftritt im Schweizer Ständerat für eine kleine Provokation. Wie in einem Video des Schweizer Fernsehens zu sehen ist, kündete der Politiker vor Beginn der Debatte an, er nehme, um sich auf die anstehende Diskussion vorzubereiten, ein homöopathisches Medikament gegen Unruhe und Schlafstörungen - und hoffe, es wirke. Couchepin blieb allem Anschein nach wach. Vielleicht konnte der streitbare Couchepin damit ja doch noch den einen oder anderen Schweizer wachrütteln, der für die Berücksichtigung der Alternativmedizin gestimmt hatte.
Holger von Rybinski
Quelle: SF-Tagesschau online vom 22.09.2009