15.12.2022 (GWUP): Das Jahr neigt sich dem Ende zu und noch immer sucht man vergeblich nach den sensationellen Nachrichten, die von Hellsehern und Wahrsagern für 2022 vorhergesagt wurden. Das Ende der Rolling Stones, ein Feuer im Schloss Neuschwanstein oder Riesenkaninchen, die eine Stadt angreifen: Nicht nur das kanadische Medium Nikki Pezaro hatte sensationelle Fehlprognosen auf Lager, auch über ein Flugzeug, das in drei Stunden von London nach Sydney fliegen kann (Judy Hevenly) oder Polens Wunsch, aus der EU auszutreten (Nicolas Ajula) hat man im ablaufenden Jahr nichts gelesen. Die alljährliche Auswertung esoterischer Zukunftsprognosen durch die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) lieferte auch für 2022 wenig Greifbares, manche Absurdität und, wie üblich, keine wirklich überraschenden Treffer.
Der Tod der englischen Königin und damit verbundene „Veränderungen“ in der britischen Monarchie gehören seit vielen Jahren zu den Standardprognosen verschiedener Hellseher und Wahrsager. Im abgelaufenen Jahr erfüllte sich diese traurige Prognose; als überraschenden Treffer sieht das der Mainzer Mathematiker Michael Kunkel, der seit über 20 Jahren solche Prognosen auswertet, aber nicht. „Irgendwann muss sich eine solche Prognose ja leider erfüllen. Wer in den letzten Jahren mit dieser Prognose daneben lag, sollte sich jetzt nicht mit einem Treffer schmücken.“ Auch der von dem kanadischen Medium Nikki Pezaro vorhergesagte Überfall Putins auf die Ukraine (und andere Länder) ist für Kunkel kein spektakulärer Treffer. „Wer wirklich in die Zukunft blicken könnte, hätte nicht auch noch einen Krieg zwischen Taiwan und China, Putins Rückzug aus der Politik oder den Tod des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un vorhergesagt.“
So richtig katastrophal wurde es wie in jedem Jahr bei den Deutungen bereits verstorbener vermeintlicher Hellseher. So soll man aus den Zeilen des Renaissance-Dichters Nostradamus für 2022 eine Belagerung der französischen Hauptstadt, das Auseinanderbrechen der EU und den Tod eines wichtigen Politikers (z.B. des amerikanischen Präsidenten) herauslesen können, aus Zitaten der 1996 verstorbenen bulgarischen Seherin Baba Vanga war es ein Massensterben in Indien. Auch aus fiktiven Geschichten wie der Zeichentrick-Serie „Die Simpsons“ wurden Prognosen für 2022 erstellt: „Die Machtübernahme von Robotern, ein Zombieüberfall oder gar ein Asteroidenabsturz – diese Katastrophenprognosen dürfte nicht mal der Autor dieser Pseudovorhersagen selbst ernst nehmen.“ Die vorausgesagten Weltuntergänge fielen auch 2022 wie gewohnt aus, wobei die Untergangspropheten den Termin 24. September sogar in einer Bundestagsrede des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz gefunden haben wollten – und in einer anderen Simpsons-Folge. Bei Merz war es ein Versprecher, er meinte den 24. Februar, das Datum des russischen Überfalls auf die Ukraine, als er von einem einschneidenden Tag für die Welt sprach.
Der in den letzten Jahren zu beobachtende Astrologiehype setzte sich auch 2022 weiter fort. Auf Online-Lifestyle-Seiten gibt es fast täglich Aussagen über die Vertreter einzelner Sternzeichen zu lesen, die sich allerdings häufig auch widersprechen. „Wenn für ein Sternzeichen für die folgende Woche einmal Glück und einmal Pech vorhergesagt wird, dann sind solche Zuschreibungen bestenfalls für einen Smalltalk geeignet“, urteilt Kunkel, der für 2022 aus solchen Texten augenzwinkernd ein eigenes Jahreshoroskop zusammengestellt hatte. Wenn es um die astrologische Prognose des Weltgeschehens geht, so ergeben die Vorhersagen der Sterndeuterzunft ein diffuses Bild. Seit Jahren wird häufig recht vage von in den nächsten Jahren bevorstehenden Änderungen und Umbrüchen in der Finanzwelt sowie der Gesellschaft geschrieben, wirklich Konkretes lässt sich aber nur selten finden. Der Astrologe Christoph Niederwieser warnte zum Beispiel richtigerweise davor, dass sich aus den Corona-Protesten terroristische Gruppen bilden könnten – aber ähnlich hatten sich vor ihm bereits viele politische Kommentatoren aufgrund rationaler Überlegungen geäußert. Mit seiner Prognose eines schwachen US-Präsidenten, dem auch Krankheit oder die Ablösung drohten, lag Niederwieser im Übrigen daneben. Seine Kollegin Ute Flörchinger warnte vor Börsencrashs und herbstlichen Naturkatastrophen, sah aber ansonsten ein eher entspanntes Jahr voraus. Der Ukrainekrieg scheint hierzulande nicht in den Sternen gestanden zu haben – der Astrologe Wulfing von Rohr hatte in seiner Jahresvorschau einen Krieg „mit bzw. gegen Russland“ definitiv ausgeschlossen.
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