23.10.2021 (GWUP): Die US-Historikerin Monica Black hat ein Buch über den Esoterik-und Aberglauben in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit verfasst.
„Deutsche Dämonen: Hexen, Wunderheiler und die Geister der Vergangenheit im Nachkriegsdeutschland" heißt das soeben bei Klett-Cotta erschienene Buch der Amerikanerin. Aus der Ankündigung: „Ein Spuk apokalyptischer Visionen und Obsessionen des Bösen sucht Deutschland nach der Niederlage 1945 heim. Bei Massenveranstaltungen treten Messiasgestalten und Wunderheiler auf. Verschwörungserzählungen haben Hochkonjunktur. Bruno Gröning ruft zur »Großen Umkehr« und leitet einen göttlichen »Heilstrom« an Kranke weiter. Eine zwanghafte Beschäftigung mit dem Bösen verbindet diese Ereignisse mit dem zurückliegenden Vernichtungskrieg und dem verdrängten Holocaust. Über die Schuld und die Schuldigen wird beharrlich geschwiegen. »Realitätsflucht« und die Unfähigkeit, »zwischen Fakten und Meinungen zu unterscheiden«, lautete bereits vor über 70 Jahren die Diagnose von Hannah Arendt. Diese andere, sehr aufschlussreiche Gegengeschichte Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg schildert die international renommierte Sozial- und Kulturhistorikerin Monica Black".
In der aktuellen Ausgabe der „ZEIT" findet sich ein Interview mit Frau Black, die durch einen Zeitungsartikel über den Wunderheiler Bruno Gröning auf das Thema ihres Buches gekommen war (,,Heilung, Heilung", „ZEIT" Nr. 42, 21. Oktober 2021). Der Historikerin zufolge hatte „die Kritik an der Schulmedizin eine lange Tradition: alternative Heilmethoden fanden viel Zulauf". Und auch im Nachkriegsdeutschland des 20. Jahrhunderts gab es noch Beschuldigungen wegen Hexerei, die vor Gericht landeten. Etwas, das vielen Menschen sicher nicht geläufig war, und nun in diesem Buch zusammen mit anderen interessanten Vorfällen ausführlicher beschrieben wird.
Holger von Rybinski