30.05.2021 (GWUP): Der niederländische Astrophysiker Cornelis de Jager ist am 27. Mai gestorben. Bekannt wurde er durch seine selbstformulierte „Radolosophie".
Von den Sechziger- bis zu den Achtzigerjahren war die Präaatronautik sehr populär. Ihre Anhänger wollten unter anderem anhand der Perfektion antiker Bauten belegen, dass Außerirdische an deren Errichtung beteiligt waren. Andere, wie der Astronom Charles Piazzi Smyth hatten schon im 19. Jahrhundert ausführliche Messungen beispielsweise an der Cheops-Pyramide vorgenommen und scheinbar unglaubliche Zusammenhänge entdeckt, wie der Wissenschaftsjournalist Florian Freistetter in seinem Blog aktuell schildert. So soll die Höhe der Pyramide multipliziert mit einer Millarde der mittleren Entfernung zwischen Erde und Sonne entsprechen. Dass man solche vermeintlichen Zusammenhänge mit Messungen anhand beliebiger Objekte behaupten kann, zeigte Cornelis de Jager 1990 anhand von Messungen, die er an seinem Fahrrad vornahm. Dabei kam er zu erstaunlichen Zahlen, die mit einfachen Mitteln scheinbar astronomische Werte und physikalische Konstanten wiederspiegelten. Sein 1992 im „Skeptical Inquirer" veröffentlichter Artikel „Adventures in Science and Cyclosophy" fand titelgebend in Gero von Randows Sammlung skeptischer Aufsätze ,,Mein paranormales Fahrrad" große Beachtung, wo der Essay 1993 erstmals als „Was ist Radosophie?" in deutscher Sprache erschien. Der Astronom Cornelis de Jager war lange Vorsitzender der holländischen Skeptikerorganisation Stichting Skepsis und trug maßgeblich zur Gründung von ECSO, dem europäischen Dachverband der Skeptiker, im Jahre 1994 bei. Er wurde dann erster Vorsitzender der Organisation. De Jager wurde 100 Jahre alt. Zahlenmystiker mögen hierin wieder ein Zeichen sehen, die Skeptikergemeinde hingegen wird sich dankbar an seinen aufklärerischen Geist erinnern, der in seinem Aufsatz zur Radosophie noch lange präsent sein wird.
Holger von Rybinski