24.11.2019 (GWUP): In Deutschland sind laut dem Pharmakologen Christian Steffen viele unwirksame Medikamente auf dem Markt. Warum das so ist, erklärt er in einem Interview im aktuellen „SPIEGEL".
Steffen erklärt darin, dass Pharmahersteller erst seit 1976 die Wirksamkeit ihrer Mittel in klinischen Studien nachweisen müssen. Medikamente, die vorher schon auf den Markt kamen, wurden über eine „Nachzulassung" bewertet. Darunter fielen auch homöopathische Medikamente und solche aus der anthroposophischen Medizin, die nach eigenen Regeln bewerten würden, „ohne dass diese Kriterien nachvollziehbar waren", so der Pharmakologe, der 25 Jahre beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gearbeitet hat. Seiner Ansicht nach haben die Verfechter der „Alternativmedizin" auf die Parteien Druck ausgeübt, um derlei Sonderregelungen zu erhalten. Gleichwohl gebe es auch unter seinen ehemaligen Kollegen vom BfArM viele, die diese speziellen Regelungen guthießen. Er kritisiert, dass selbst wirkungslose „alternativmedizinische" Medikamente schaden können, wenn durch deren Einsatz eine wirksame Therapie nicht erfolgt. Krankenkassen sollten auch nur zahlen, „was nachgewiesenermaßen wirkt". Solange der „Binnenkonsens" fragwürdige Ausnahmeregelungen für wissenschaftlich nicht belegte Therapien zulässt, ist man in Deutschland davon noch ein ganzes Stück weit entfernt.
Das umfangreiche Interview, das die Journalisten Jörg Blech und Veronika Hackenbroich mit Christian Steffen geführt haben, lesen Sie bitte in der aktuellen „SPIEGEL"-Ausgabe 48/19.
Holger von Rybinski