02.03.2019 (GWUP): In einem interessanten Artikel weist eine österreichische Kulturwissenschaftlerin darauf hin, dass Placebos keine Entdeckung der jüngeren Zeit sind.
In Ihrem Blogbeitrag zur Reihe „Kramurium: Dinge mit Geschichte(n)" erzählt Celine Wawruschka von der Donau-Universität Krems
von sogenannten „Schluckbildchen". Diese gedruckten Heiligendarstellungen, die in früheren Jahrhunderten an Wallfahrtsstätten verkauft wurden, sollten magische Wirkungen entfalten, wenn sie in Amuletten oder Gebäuden zum Bann gegen Böses untergebracht oder mit Brot oder Wasser tatsächlich geschluckt wurden, daher der Name. Die Archäologin und Kulturwissenschaftlerin Wawruschka sieht in diesem offenbar Jahrhunderte üblichen Brauch und dem diesen zugrundeliegenden magischen Denken eine klare Parallele zur Homöopathie und deren Placebo-Wirkung. Eine im Grunde unwirksame Substanz entfaltet durch den schieren Glauben daran eine scheinbare Wirkung. Die Sammlung von Bildern zum Einsatz gegen Krankheiten kann man durchaus analog zu homöopathischen „Hausapotheken" sehen, die physikalisch nur Zucker enthalten.
Den im „Standard" erschienenen Artikel „Magische Schluckbildchen: Barocke Globuli", in dem Sie unter anderem erfahren, woher der Begriff „Placebo" genau stammt, und seit wann er verwendet wird, lesen Sie bitte hier. Danach lohnt es sich, die anderen thematisch ungewöhnlichen Beiträge der „Kramurium"- Reihe zu lesen.
Holger von Rybinski