06.10.2018 (GWUP): Pseudowissenschaftliche Methoden in der Personalauswahl sind leider keine Seltenheit. Uwe Kanning befasst sich in einem akutellen Beitrag nun mit dem Thema „,Profiling" bei der Mitarbeitersuche.
Bereits seit vielen Jahren kritisieren Verbraucherschützer, dass Unternehmen bei der Personalsuche auf fragwürdige Mittel zurückgreifen . Ein aktueller Trend scheint nun das ,,Profiling" zu sein. Demnach sollen für die Mitarbeiterauswahl ähnliche Methoden, wie sie bei der Ermittlung von Straftätern angewandt werden (und derzeit in zahlreichen Filmen dargestellt werden), zur Auswahl kommen. Ein kurzer Test mit der Schlagwortsuche zum Thema auf Google erbringt tatsächlich eine Vielzahl derartiger Angebote. Doch wie zuverlässig sind solche Verfahren? Beruhen sie auf wissenschaftlichen Grundlagen?
Der Wirtschaftspsychologe Professor Uwe-Peter Kanning befasst sich seit vielen Jahren mit zweifelhaften Methoden im Personalwesen. In seiner Kolumne beleuchtet er diese Woche die Aussagekraft des Profilings bei der Mitarbeitersuche. Er sieht es eher kritisch. Dass er sich als Kolmunnist überhaupt damit befassen müsse, liege daran, dass sich „so ziemlich jede Methode vermarkten" ließe, „sofern sie mit mindestens einem Bein tief in der Küchenpsychologie" stecke. Über die Validität des Profilings hingegen sei so gut wie nichts bekannt. Aber selbst wenn eine Methode in der Kriminalistik möglicherweise sinnvoll ist, heißt das, dass sie dies auch bei der Auswahl von Stellenbewerbern ist? Kanning warnt vor voreiligen Schlüssen, da hier schlicht gutes Marketing betrieben werde. Und: „Gedeutet wird, was einem in die Finger gerät: Name, Alter, Frisur, Brille, Körperhaltung und was sich sonst noch so an Datenmüll auftreiben lässt. So sichert man das eigene Urteil breit ab und läuft nicht Gefahr, von findigen Bewerbern belogen zu werden. Zum Einsatz kommen irgendwelche geheimen Computeralgorithmen, vielleicht aber auch nur Intuition und Erfahrung. So genau erfährt man das nicht, denn schließlich muss der Profiler sein Produkt vor der Konkurrenz schützen." Ein Personaler, so Kanning, müsse heute jedoch gar nicht mehr auf derart zweifelhafte Anbieter zurückgreifen. Schließlich könne man in der Personalauswahl auf 50 Jahre empirische Forschung zurückgreifen, gestützt durch jährlich mehr als 700 wissenschaftliche Publikationen zu diesem Thema. Den aufschlussreichen Text von Professor Kanning „Von der Triebtätersuche zur erfolgreichen Personalauswahl?" lesen Sie bitte hier, auf der Website von Haufe.de
Auch im SKEPTIKER hat Professor Kanning schon interessante Beitäge geschrieben, zuletzt in Heft 4/17 über „Computertechnologie in der Personalauswahl".
Holger von Rybinski