10.02.2018(GWUP): Aktuelle Publikationen beschäftigen sich damit, wie Placebos wirken.
So widmet das Magazin „Gehirn und Geist" in seiner aktuellen Ausgabe 03/2018 seine Titelgeschichte dem Thema „Placebo: Wie der Schein heilt". Chefredaktuer Carsten Könneker berichtet im Vorwort dazu, wie der letztjährige Titel zum Thema Homöopathie zu heftigen Reaktionen geführt hatte, unter anderem weil Verfechter der „alternativen" Behandlungsmethoden die Meinung verträten, „es sei zu kurz gedacht, die positive Wirkung homöopathischer Therapien allein auf den Placeboeffekt zurückzuführen." Da das Thema noch vielfältiger ist, nun noch einmal ein Titel dazu, sowie Erläuterungen, was den Placeboeffekt fördert.
Wie stark eine Erwartungshaltung die Wirkung verabreichter Placebos beeinflussen kann, darüber berichtet Alicia Rohan von der University of Alabama in einem interessanten Beitrag der„ Medical XPress". Patienten, die eine Krebserkrankung überstanden haben, leiden häufig noch lange an chronischen Erschöpfungszuständen. Medikamente gegen diese Erschöpfung können Nebenwirkungen wie etwa Panikattacken odar sogar Herzversagen auslösen. Um die Wirkung von Scheinmedikamenten zu testen, die keine solchen Nebenwirkungen mit sich bringen, wurde 74 Patienten ein Placebo verabreicht. Sie wussten jedoch, dass es sich um keine wirksamen Substanzen handelte. Trotzdem besserten sich bei 29 Prozent die Erschöpfungszustände, 39 Prozent sprachen sogar von einer Verbesserung der Lebensqualitität. Dabei spielte es erstaunlicherweise keine Rolle, welche Einstellung die Patienten zu Scheinmedikamenten hatten. Bei manchen besserten sich die Symptome so stark, dass sie um mehr Placebos baten, was aus ethischen Gründen von den Versuchsleitern abgelehnt werden musste.
Bereits frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass Scheinmedikamente auch dann wirken, wenn die Probanden wussten, dass sie keinen Wirkstoff enthalten. Die seit vielen Jahren geführte Diskussion zwischen Vertretern evidenzbasierter Medizin und Verfechtern „alternativmedizinischer" Verfahren wie der Homoöpathie, über das Ausmaß des Placebo-Effekts bei den jeweiligen Verfahren, werden auch diese neuen Untersuchungen nicht beenden.
Holger von Rybinski