20.12.2015(GWUP): Nicht nur in Deutschland oder in den USA, in ganz Europa gibt es skeptische Vereine. Seit November gibt nun auch einen gemeinsamen Podcast der europäischen Skeptiker.
Seit wenigen Tagen ist die dritte Folge des „European Skeptics Podcast (ESP)" zu hören. Als Idee entstanden auf der 16. Europäischen Skeptikerkonferenz in London, soll der Podcast lt. Selbstbeschreibung als gemeinsames Forum für alle Skeptiker und Wissenschaftsbegeisterten dienen. Alle zwei Wochen soll nun eine neue Folge entstehen, für eine Mehrheit der Hörer verständlich, in englischer Sprache gehalten (oder, wie die aus Schweden, Lettland und Ungarn stammenden Verfasser der ersten Folge ironisch anmerken, „at least we try"). Das gelingt ihnen aber sehr gut. Wichtig ist den Machern auch, sich von den bereits existierenden Podcasts zu unterscheiden. Bei ESP sollen alle diejenigen Skeptiker zu Wort kommen, von denen man bisher kaum gehört hat, als „Brücke zum Skeptizismus". In der ersten Folge ist ein Interview mit dem Ungarn Gábor Hraskó zu hören, derzeit Vorsitzender des europäischen Dachverbandes der Skeptiker „ECSO". Hraskó betont in dem Gespräch, wie wichtig es sei, beispielsweise in Unterhaltungsfilmen Wissenschaft korrekt darzustellen. Schließlich könne man auch mit Emotionen die Menschen erreichen. Außerdem scheuten sich viele skeptisch denkende Menschen, Kontakt zu Skeptikerorganisationen aufzunehmen, weil sie denken, sie müssten selbst Wissenschaftler sein. Stattdessen sei es gerade Aufgabe dieser Vereine, wissenschaftlich korrekte Informationen zur Verfügung zu stellen. Schließlich seien auch Wissenschaftlicher nicht vor logischen Irrtümern gefeit. Jeder könne seinen Beitrag bei skeptischen Organisationen leisten: „Skeptiker gibt es überall". In jeder Folge werden „FAQs", häufig gestellte Fragen behandelt. Sind Skeptiker beispielsweise gegen Entscheidungsfreiheit? Nein, denn bevor man sich für oder gegen etwas entscheide, benötige man Informationen; „You need to know, before you can make your decision". Jelena Levin befasst sich mit logischen Fehlschlüssen. Und in der Kolumne „Really Wrong" werden die Behauptungen eines dubiosen norwegischen Ernährungsexperten untersucht, der mit haarsträubenden Empfehlungen auf sich aufmerksam machte. Am Schluss gibt es ein Rätsel: Drei unglaublich klingende Behauptungen, von denen eine wahr ist, beispielsweise „In Spanien schicken die lokalen Behörden Hundekot an die Hundebesitzer zurück". Raten Sie mit. Die zweite Sendung hat eine ähnliche Struktur, diesmal wird die Vorsitzende der niederländischen Skeptiker, Catherine de Jong, interviewt. Dann wird die Frage behandelt, ob Skeptizismus nicht auch nur eine Form von Glauben ist. In der dritten Sendung gibt es kein Quiz, dafür zwei Interviews, diesmal mit Michael Marshall von den Merseyside Skeptics und aktiv bei der „Good Thinking Society" sowie mit Martin Poulter, dem Initiator der „Wikipedia Science Conference".
Sicher nicht zufällig entspricht die Kurzbezeichnung „ESP" auch der englischen Bezeichnung für „außersinnliche Wahrnehmung". Vielleicht landet ja der eine oder andere an diesem Thema Interessierte durch seine Internetsuche bei diesem Podcast - und wird zum Skeptiker. Die Macher selbst freuen sich über Feedback von Hörern, das am Anfang jeder Sendung kommentiert wird und über jede Form von Informationen zu Aktivtäten europäischer Skeptiker oder möglichen Inhalten künftiger Sendungen. Für ihr neues Format wünschen wir András Gábor Pinter, Jelena Levin und Pontus Böckman viel Erfolg!
Holger von Rybinski