06.09.2015 (GWUP): Scherz oder peinlicher Fehler? Eine wissenschaftliche Publikation, die sich mit dem Thema „Chemtrails" befasst hatte, wurde nun aufgrund von Fehlern züruckgezogen.
Das „International Journal of Environmental Research and Public Health" hatte eine Untersuchung präsentiert, derzufolge an der Theorie vieler Verschwörungstheoretiker, am Himmel sichtbare Kondensstreifen seien heimlich von den Regierungen veursachte Emissionen, doch etwas dran sein könnte.Diese „Chemtrails" genannten Kondensstreifen sollen unter anderem dazu dienen, das Wetter durch Geoengineering zu beeinflussen.
Der Autor, aufmerksam geworden durch die öffentliche Diskussion, war nach Beobachtung etlicher Flugzeuge über seinem Heimatort San Diego offenbar selbst misstrauisch geworden und hatte daraufhin den Artikel ,,Evidence of Coal-Fly-Ash Toxic Chemical Geoengineering in the Troposphere: Consequences for Public Health" verfasst. In dem Paper stellte er die These auf, die von ihm täglich beobachteten Flugzeuge hätten durch das Aussprühen von Chemikalien gezielt zur Wolkenbildung und damit zur Abschirmung der Sonneneinstrahlung beigetragen. Vor lauter künstlichen Wolken sei der Himmel manchmal gar braun geworden, was er mit eigenen Fotos dokumentierte.
In der Arbeit sorgt er sich um die Auswirkungen und unbekannten Nebeneffekte, die die Chemikalien auf die Gesundheit der Bevölkerung, inklusive seiner eigenen Familie, haben könnten. Schließlich seien seit Beginn des 21. Jahhunderts zahlreiche derartige Beobachtungen gemacht worden. Besorgte Bürger hätten Regenwasser untersuchen lassen, jedoch seien die Untersuchungsergebnisse geheimgehalten worden. Auch sei die Öffentlichkeit gezielter Desinformation ausgesetzt gewesen, um den Eindruck zu erwecken, die Kondensstreifen seien nichts anderes als Eiskristalle. Kurz und gut, es wurde versucht, in einer wissenschaftlichen Zeitschrift Belege dafür zu erbringen, dass die „Chemtrails" wirklich existierten.
Am 2. September nun gaben die Herausgeber vom „MDPI-Open Access Publishing" nun bekannt, der Artikel werde zurückgezogen. Als Gründe werden unter anderem genannt, dass der Autor die Aluminiumbelastung in Sickerwasser falsch angegeben habe, er habe auch die Herkunft gemessener Chemikalien nicht erklären können. Vor allem aber bemängeln die Herausgeber, dass es dem Artikel für die Veröffentlichung in einem Fachjournal an ausreichender wissenschaftlicher Objektivität fehle. Dafür entschuldigen sie sich bei ihren Lesern mit dem Hinweis, dass sie sich über die Bemühungen derjenigen freuen, die sie auf wissenschaftliche Fehler hinweisen.
Auf das „International Journal of Environmental Research and Public Health" können sich Verschwörungstheoretiker jedenfalls nicht mehr berufen, wenn sie Belege für die Existenz von „Chemtrails" anführen wollen.
Holger von Rybinski
Zum Weiterlesen:
Holm Hümmler: Chemtrails zwischen Meteorologie und Verschwörungstheorie. In: Skeptiker 2/2006, S. 48-55