19.08.2015 (GWUP): Anhänger der Paleo-Diät behaupten, die Ernährung der Steinzeitmenschen habe überwiegend aus Fleisch und unverarbeiteten Lebensmitteln wie Nüssen, Eiern, Obst und Fischen bestanden. Deshalb verzichten sie auf Milch und- und Getreideprodukte, weil sie dies für gesünder halten. Eine aktuelle Untersuchung nährt nun erneut Zweifel an der Richtigkeit dieser These.
Amerikanische, australische und englische Wissenschaftler wolltenunter der Leitung von Dr. Karen Hardy herausfinden, wie sich das Gehirn des Menschen zu seiner heutigen Größe entwickeln konnte. Laut einer Studie, deren Ergebnisse die Wissenschaftler nun im Fachmagazin „The Quartely Review of Biology" veröffentlicht haben, spielte dabei die Ernährung einer große Rolle. Wie auch in einer Pressemitteilung zusammengefasst, kamen die Forscher nach einer Analyse von ärchaologischen, anthropologischen, genetischen, physiologischen sowie anatomischen Daten zu dem Schluss, dass die Steinzeitmenschen sehr wohl Kohlehydrate, insbesondere in Form von Stärke, zu sich genommen haben. Diese Form der Ernährung sehen sie als wesentlich für die beschleunigte Größenzunahme des menschlichen Gehirns im Laufe der Evolution. Ihren Kohlehydratbedarf holten sich die Steinzeitmenschen in Zeiten, als es noch keinen Ackerbau gab, offenbar aus Wurzeln, Pflanzensamen, Früchten und Nüssen. Auch verfügen die Menschen aufgrund ihrer genetischen Struktur im Gegensatz zu den meisten anderen Primaten über die Fähigkeit, mittels der Bauchspeicheldrüse Stärke zu verarbeiten, und dies seit wahrscheinlich 1 Million Jahren. Dr. Hardy zufolge könnte sich der Brauch, Lebensmittel zu kochen und die Fahigkeit, Stärke zu verarbeiten, zeitgleich über die Jahrtausende entwickelt haben, was wiederum zu einem beschleunigten Hirnwachstum beim Menschen geführt habe.
Wie der an der Studie beteiligte Genetiker Prof. Mark Thomas vom University College Of London in einem Artikel des „Science Recorders" betont, sei die Idee, sich passend zur Evolution unseres Stoffwechsels zu ernähren, „fantastisch", allerdings wisse man nur wenig darüber, wie sich die Ernährung in der Steinzeit wirklich gestaltete. Den nun vorliegenden Daten zufolge spielten Kohlehydrate offenbar doch eine große Rolle.
Übrigens, falls Sie mehr über ,,Steinzeiternährung" wissen möchten, im noch erhältlichen „Skeptiker 3/2012" haben wir dem Thema einen eigenen Titel gewidmet.
Holger von Rybinski