09.10.2014 (GWUP): Häufig beherrschen Wahrsager oder Wunderheiler die Schlagzeilen in den Medien. Umso erfreulicher, dass die renommierte „New York Times" nun der Skeptiker-Legende James Randi einen mehr als wohlwollenden Beitrag widmet.
Anlässlich des eben zu Ende gegangenen „Amazing Meeting", das seit 2003 regelmäßig abgehalten wird, porträtiert der Journalist Adam Higginbotham ausführlich den mittlerweile 86-jährigen ehemaligen Bühnenmagier und weltweit wohl bekanntesten Skeptiker. Randi, Ehrengast der Weltskeptikerkonferenz 2012 in Berlin, blickt darin auf seine jahrzehntelange Karriere als Entlarver angeblicher Medien zurück. Erstaunt darüber, dass viele Gäste seiner Zaubershows seine Tricks für real hielten, begann Randi später, angeblich übersinnlich Begabte herauszufordern, ihre Kräfte unter Beweis zu stellen. Erst bot er tausend Dollar als Privatperson, später dann initiierte er die mittlerweile fest etablierte „Million Dollar Challenge" für jeden, der den Nachweis paranormaler Fähigkeiten glaubt erbringen zu können.
Über seine Schwierigkeiten, die zahlreichen Klagen, die gegen ihn angestrengt wurden (so lieferte er sich jahrelange Rechtstreitigkeiten mit dem angeblich übersinnlich Begabten Uri Geller), die Anfänge der organisierten Skeptikerbewegung in den USA, denen später der Skeptikerverein ,,CSICOP" und deren Magazin, der „,Skeptical Enquirer" entsprangen, gibt der Artikel informativ Auskunft. Um zu zeigen, wie leicht sich die Öffentlichkeit täuschen lässt, gelang es Randi in den 80er Jahren sogar, in Australien „Carlos", ein vermeintliches Geistwesen zu präsentieren, das sich angeblich im Körper eines jungen Mannes manifestierte, was sich unter anderem an einem abrupt abfallenden Puls zeigte (tatsälich ein alter Trick von Bühnezauberern).Das Medium war in Wirklichkeit ein damals 25-jähriger Kunststudent, heute Randis Lebensgefährte. Trotzdem stürzte sich die australische Pesse mit Begeisterung auf das vermeintliche Medium, einschließlich der angebotenen Merchandising-Artikel (u.a.„Tränen von Carlos", für 500 Dollar und „Atlantis-Kristalle"). Die anschließende Enthüllung, dass es sich nur um einen Hoax in Zusammenarbeit mit dem TV-Magazin „60 Minutes" handelte, löste bei den getäuschten Medienleuten Empörung aus. Ausführlich gibt Randi in dem Beitrag auch Einblicke in sein Privatleben, seine persönlichen Überzeugungen, und dass ihn auch schwere Krankheiten und damit verbundene Gedanken nicht von einem Leben nach dem Tode überzeugen konnten: „I wouldn’t have any comfort from it — because I wouldn’t believe in it,” so Randi. So habe er als junger Mann, als er noch als Zauberkünstler auftrat, vor dem Schlafengehen immer auf seine Visitenkarten die Vorhersage geschrieben: „Ich, Randall Zwinge (Randis eigentlicher Name), werde heute sterben." Wäre ihm irgendetwas zugestoßen, wäre das dann sein größter Trick gewesen. Glücklicherweise funktionierte dieser Trick nicht.
Das liebevolle Porträt von Adam Higginbotham über die Skeptikerlegende James Randi lesen Sie hier.
Holger von Rybinski