10.06.2018 (GWUP): Ein kanadischer Apotheker bietet künftig keine Homöopathika mehr an, weil Belege für deren Wirksamkeit fehlen.
Wie verschiedene Medien melden, will der Apotheker Graham MacKenzie aus dem kanadischen Ort Baddeck künftig keine Homöopathika mehr anbieten. MacKenzie sagte, er habe sich bereits seit längerem darüber Gedanken gemacht, dass er einige Dinge in die Auslage gestellt habe, die er überhaupt nicht unterstützen könne. „Genug ist genug", habe er sich gesagt und Artikel aus seinem Laden genommen, die keine Wirkung haben. Stattdessen versuche er, so viele nachweislich wirksame Produkte wie möglich anzubieten. „Man solltest schon nachts schlafen können, wenn man Zeug an Leute verkauft, in dem nichts drin ist." Die wegfallenden Einnahmen von bis zu 20.000 kanadischen Dollar (derzeit 13.147 Euro) seien für ihn kein großer Verlust. Er sehe seine Entscheidung als „erzieherische Maßnahme" und rechne auch nicht mit vielen verärgerten Kunden. Viele Menschen wüssten nicht, was Homöopathika seien, und hielten diese für eine richtige Wahl. Einzelnen Klienten habe er früher auch Homöopathika empfohlen, mittlerweile sorge er sich, jemand könne darauf verzichten, medizinischen Rat einzuholen, weil er glaube, diese Mittel wirkten. Offensichtlich zeigen aber auch die Aufklärungskampagnen kanadischer Behörden Wirkung, die Herstellern homöopatischer Arzneien unbelegte Behauptungen untersagen.
Der wackere kanadische Apotheker setzt mit seiner Einzelaktion eine mittlerweile seit Jahren in vielen Ländern bestehende Diskussion fort, ob Mittel wie Homöopathika, deren angebliche Wirkprinzipien auf magisch-esoterischen Vorstellungen beruhen, überhaupt in Apotheken verkauft werden sollen. Im Jahre 2009 hatte ein Vertreter der britischen Apothekenkette „Boots" auf Anfrage britischer Parlamentarier zugegeben, homöopathische Mittel schlicht deswegen anzubieten, weil sie sich gut verkaufen: „We sell homeopathic remedies because they sell, not because they work". Eine Folge davon waren unter anderem ständig wiederkehrende 10:23-Aktionen von Skeptikern weltweit.
In Deutschland wurde von privater Seite vor einigen Jahren die Website „Homöopathiefreie Apotheke" lanciert, auf der sich Apotheken registrieren sollten, die keine Homöopathika anbieten wollen (derzeit nicht aktiv). Allerdings gab es auch von „Alternativmedizin"-kritischen Apothekern wie der Bloggerin Pharmama Zweifel an der Umsetzbarkeit dieser Idee, da Apotheker derlei Mittel möglicherweise zwar nicht unbedingt vorrätig halten, aber zumindest kurzfristig besorgen können müssen, wenn sie verschrieben werden.
Verbraucherschützer wie das „Informationsnetzwerk Homöopathie"(INH) fordern schon lange, die Apothekenpflicht für Homöopathika zu kippen.
Lesen Sie hierzu auch: Sullivan, Nikki (2018):Baddeck pharmacist stops selling homeopathic products. In: „Truro Daily News", 06.06.2018.
Holger von Rybinski