12.07.2011 (GWUP): Liest man die Pressemeldungen der letzten Tage, wird einem bewusst, wie aktuell der scheinbar der Vergangenheit angehörende Hexenglaube noch immer ist. So berichtet die ,,South Africa Time" von zwei Menschen, die in der Ortschaft Slovo Park in Südafrika von einem aufgebrachten Mob umgebracht wurden, weil sie der Hexerei beschuldigt wurden. Vier andere Personen wurden von der aufgebrachten Meute verletzt. Eine 67-jährige vermeintliche Hexe verbrannte, weil ihr Haus angezündet wurde, ihr 16 Jahre alter Enkel wurde durch Stiche schwer verletzt. Der 35-jährige Sohn einer anderen Frau wurde offensichtlich durch Hiebe mit einem Beil getötet. Nun ermittelt die Polizei wegen Brandstiftung und Mord. Wegen der Ähnlichkeit der Vorgehensweise vermutet die Polizei in beiden Fällen die gleichen Täter. Mittlerweile wurden 14 Verdächtige festgenommen. Die gleiche Zeitung hat seit Anfang des Jahres bereits von mehreren ähnlichen Fällen in der Gegend berichtet.
Auch in anderen Ländern ist der Glaube an Hexen noch sehr verbreitet, so im, so im südostafrikanischen Malawi. Dort werden meist ältere Frauen Opfer von Beschuldigungen, sie hätten mit ihren Hexenkräften Krankheiten und Todesfälle herbeigezaubert (Bernd Harder hatte im GWUP-Blog bereits kurz darüber berichtet . Wie Carrie Byrne von ,,Consultancy Africa Intelligence" schreibt, wird den vermeintlichen Hexen sogar Kannibalismus vorgeworfen. Manche Menschen glauben, Hexen könnten sich in Hyänen oder andere Tiere verwandeln - und natürlich fliegen. Außerdem sollen sie nachts Kinder entführen, um ihnen magische Praktiken beizubringen. Zwar gibt es auch in Malawi offiziell keine Hexerei, trotzdem werden viele ältere Frauen, gerade wenn sie alleinstehend sind, mit haarsträubenden Beschuldigungen konfrontiert.Manche dieser Frauen landen dann wegen haarsträubender Beschuldigungen im Gefängnis. Allein in Malawi sollen mehr als 80 angebliche Hexen in den Gefängnissen sitzen. Die Kautionen oder Strafen als Gegenleistung ihre Freilassung können die Seniorinnen häufig nicht zahlen. Oder sie werden Opfer von körperlichen Attacken, gesellschaftlicher Isolierung, oder gar Ex-Kommunikation. Byrne schreibt in ihrem fabelhaften Artikel, der einen guten Abriss über die derzeitige Hexenproblematik in einigen afrikanischen Ländern gibt, ganz konkret von ,,gender-based violence", also geschlechtsbasierter Gewalt, da es überwiegend Frauen trifft. Zahlreiche Organisationen in Malawi und anderswo, versuchen, das Problem in den Griff zu bekommen, und den Opfern der falschen Beschuldigungen zu helfen, so etwa der Verein ,,Stepping Stones Nigeria (SSN)", der sich für Kinder einsetzt, denen, als Hexen diskriminiert, oft Missbrauch und Folter drohen. Ein Sprecher der Organisation beklagte nach einer Tagung, die zusammen mit dem nigerianischen Ministerium für Frauen und soziale Entwicklung abgehalten wurde, es sei bedauernswert, dass sich sogar Mitarbeiter von Institutionen, die sich eigentlich dem Schutz dieser häufig elternlosen Kinder widmen sollten, an Hexereivorwürfen beteiligten. SSN forderte auch Polizei und Justiz auf, ihre Anstrengungen bei der Ermittlung dieser Verbrechen zu verdoppeln, da es trotz zahlreicher dokumentierter Fälle bisher keine erfolgreichen Anklagen gegeben habe. Zusammen mit ihrer Kampagne gegen den Missbrauch von Kindern werde die SSN auch weiterhin die Rechte von Kindern vertreten, die der Zauberei beschuldigt würden.
HvR
Unterschriftensammlung für eine Petition an den Präsidenten von Malawi. Die Liste trägt den Titel : ,,Witches in Malawis prisons (http://www.thepetitionsite.com/1/witches-in-malawi39s-prisons/).