01.03.2010 (GWUP) - In Großbritannien steht ein Ende der Förderung von Homöopathie mit öffentlichen Geldern bevor, wenn sich das Science and Technology Committee des britischen Unterhauses durchsetzt. Am 22. Februar hatte das Komitee, das dafür Sorge tragen soll, dass Entscheidungen im britischen Parlament auf der Grundlage wissenschaftlicher und technischer Erkenntnisse getroffen werden, einen Bericht zur Homöopathie veröffentlicht. Dafür wurden zahlreiche Studien ausgewertet, mit hinlänglich bekanntem Resultat: Homöopathika wirken nicht besser als Placebos. Diese Ergebnisse lassen nach Ansicht des Komitees nur einen Schluss zu: Placebos sollten nicht routinemäßig auf Kosten des National Health Service (NHS), der staatlichen britischen Gesundheitsfürsorge, verschrieben werden.
Auch raten die Experten davon ab, die vier auf Homöopathie spezialisierten Hospitale in London, Bristol, Liverpool und Glasgow weiter durch den NHS unterstützen zu lassen. Ärzte sollten demzufolge auch keine Patienten an Homöopathen überweisen. Ferner kritisierten die Wissenschaftler die Praxis der britischen Zulassungsstelle für Medikamente, die Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA), die mit der Begründung, Homöopathie habe eine lange Tradition in Großbritannien, auch derartige Produkte zulässt. Mit dieser Argumentation, so das Komitee, könne man auch Hexerei zulassen, denn die habe schließlich auch eine lange Tradition. Außerdem fehle den Beipackzetteln die für die Verbraucher relevante Information, dass es sich bei hochpotenzierten Globuli etwa nur um Milchzucker handele - ohne nachweisbare Wirkstoffe. Zudem sei das offizielle MHRA-Gütesigel auf den Medikamentenpackungen bei Homöopathika irreführend, weil Patienten so glaubten, ein wirksames Medikament in Händen zu haben. Und keineswegs sei das Verschreiben von Mitteln ohne Wirkstoff ungefährlich. So klinge es beispielsweise harmlos, wenn man Verstopfung mit Zuckerkügelchen behandele. Hinter dem Symptom könne sich jedoch eine ernsthafte Erkrankung verbergen, und die korrekte Diagnose könne sich dann durch die Scheinbehandlung verzögern.
Bereits im Jahre 2006 hatten Wissenschaftler die Vergabe von Fördergeldern für die alternativen Heilmethode kritisiert. Möglicherweise ermöglicht ja der 275 Seiten lange Report des Science and Technology Committee, dass Gelder, die bislang für Pseudo-Heilmethoden ausgegeben wurden, künftig für erwiesenermaßen wirksame Anwendungen verwendet werden können. Und hoffentlich nehmen sich andere Regierungen das Vorgehen des Komitees zum Vorbild - zum Wohle der Patienten.
Holger von Rybinski
Coghlan, Andy (2010) Stop funding homeopathy, say British MPs.
Quinn, Ian(2010) Pulse - MPs call for end to NHS funding of homeopathy.
Triggle, Nick(2010) BBC News - NHS money 'wasted' on homeopathy
Siehe auch: GWUP-Themeneintrag Homöopathie