04.03.2018 (GWUP): Auf der Website der privaten Verbraucherschutzorganisation „American Council on Science and Health"(ACSH) beschäftigt sich der Zahnarzt Marvin Schissel mit der Frage, woran man Quacksalber und ihre Anhänger erkennt.
Das ACSH, nach Selbstbeschreibung eine Gruppe von Wissenschaftlern, die sich bemühen, evidenzbasierte Wissenschaft und Medizin zu unterstützen, präsentiert einen aktuellen Artikel des Zahnarztes Marvin Schissel, in dem er sich mit dem eigenartigen Phänomen auseinandersetzt, dass oft gerade gebildete Leute anfällig für dubiose Heilsversprechen im Gesundheitsbereich sind. An einigen Punkten macht er dazu fest, wie auch intelligente Menschen zu Fehlurteilen kommen können und wie viele von ihm kritisch gesehene „Alternativmediziner" agieren. Zunächst sei da die subjektive Bewertung. Wer von bestimmten Ideen überzeugt sei, reagiere auf Gegenbelege emotional und empfinde diese als persönlichen Angriff. Quacksalber selbst hingegen bedienten sich häufig zweifelhafter Autoritätsbeweise. Aber auch sich auf Autoritäten zu berufen, sei keine Garantie für Verlässlichkeit (von Aussagen). Zur Psychologie der Quacksalberei gehöre fener, sich als Rebell gegen das Establishment darzustellen, das aus Profitdenken vermeintlich Wahrheiten unterdrücke, wovon man sich aber nicht täuschen lasse. Schissel glaubt, dass dies insbesondere auf Amerikaner mit ihren Vorstellungen von Freiheit und Individualität anziehend wirken könne. Ähnliche Haltungen sind jedoch auch in Deutschland beobachtbar, beispielsweise bei Impfgegnern, die Erhebungen zufolge unter wohlhabenderen Bürgern mit gutem Bildungsstand häufiger sind, wie die „Alternativmedizin"-Kritikerin Dr. Natalie Grams in einem Artikel zusammengefasst hat. Echte Quacksalber profitierten außerdem häufig auch vom Placebo-Effekt, von Spontanremissionen und dem Trick, Menschen Leiden einzureden, die sie gar nicht haben, nur um sie dann effektvoll davon zu „befreien." Insgesamt listet Schissels Aufsatz „A Brief Quackery Primer" (etwa: „Eine kurze Quacksalberfibel") eine eine Vielzahl von Argumenten und Methoden auf, mit denen man auch in Deutschland „alternative" Heiler, die sich teils fragwürdiger Methoden bedienen, gut beschreiben könnte. Schissel selbst glaubt nicht, dass es Alternativen zu evidenzbasierter Medizin gibt, oder, wie er schreibt, „there is no alternative to proper treatment".
Holger von Rybinski