28.09.2011 (GWUP) - Nachdem im letzten Jahr der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach im Bundestag eine Debatte über die Erstattung der Homöopathie durch die Krankenkassen angestoßen hatte, scheint das Thema nun auch in Schweden heiß diskutiert zu werden.
Einer Meldung der englischsprachigen Zeitung ,,The Local" zufolge, hat das höchste schwedische Gericht Ärzten die Möglichkeit eröffnet, Patienten mit Homöopathika zu behandeln. In einem nicht näher beschriebenen Fall war ein schwedischer Arzt zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er einem Kranken eine (wirkungslose) homöopathische Behandlung hatte angedeihen lassen. Dieses Urteil wurde von dem Gericht nun rückgängig gemacht, weil dem Patienten nach Ansicht der Richter durch die Behandlung keine Gefahr gedroht habe und der Arzt sein wissenschaftlichess Fachwissen eingebracht habe, als dies notwendig gewesen sei. Allerdings geht aus der Meldung nicht hervor, woran der Patient genau litt und was der Arzt noch für Behandlungsmethoden anwendete. Trotz des Richterspruchs beharrt der schwedische Medizinerverband "Läkarförbundet" darauf, dass homöpathische Medikamente keine wissenschaftlich belegte Wirkung haben. Die Sprecherin von "Läkarförbundet" betonte in einer Stellungnahme, dass ein Arzt neben der Heilung und Schmerzlinderung auch die Aufgabe habe, seinen Patienten zu mehr Wohlbefinden zu verhelfen. Verlange ein Patient nach einer homöopathischen Therapie, müsse der Arzt dies daher nicht unweigerlich ablehnen. Mit einer Einschränkung: Der Arzt müsse klarstellen, dass er selbst nicht an die Wirkung glaube (was viele Ärzte allerdings tun) und dass es keine Beweise (für die Wirkung der Homöopathie) gebe, die eine Befürwortung rechtfertigten. Letzteres ist völlig korrekt, wie der Berliner Physikprofessor Martin Lambeck, in der GWUP im Wissenschaftsrat, hier in einem Interview erläutert.
Ähnlich wie in anderen Ländern haben Skeptiker auch in Schweden schon mit Aktionen die Sinnlosigkeit der alternativen Therapiemethode demonstriert. In Großbritannien hat sich der Wissenschaftsrat des britischen Parlaments gegen eine Erstattung der Homöopathie ausgesprochen. In der Schweiz gab es vor zwei Jahren eine Volksabstimmung zur Kostenerstattung von alternativen Heilmethoden, dort müssen diese nun erneut bezüglich ihrer Wirksamkeit und Zweckmäßigkeit bewertet werden. In Deutschland sind Homöopathika aufgrund einer (von Wissenschaftlern kritisierten) Ausnahmeregelung im Sozialgesetzbuch zum Teil von den Krankenkassen erstattungsfähig, sofern sie nach Ansicht des behandelnden Arztes zum Therapiestandard gehören.
Holger von Rybinski
Gelungener Beitrag der BBC über die möglichen Gefahren bei einer einer Einnahme von Homöopathika anstelle von wissenschaftlich geprüften Medikamenten: BBC Newsnight: UK Homeopathy Update 2011.