Am Späten Vormittag des 5. Februar haben in Deutschland, Österreich und der Schweiz etwa 200 Teilnehmer der 10:23-Aktion Wind und Wetter getrotzt und eine homöopathische Überdosis eingenommen. Den Reaktionen zufolge wurde das wichtigste Ziel erfüllt, nämlich eine Diskussion um die Homöopathie auch mit den (potenziellen) Patienten zu initiieren. Wer nicht an den Aktionen teilnehmen konnte, findet hier eine Zusammenfassung der Aktionen und Links zu Medienberichten. Videos von den lokalen Aktionen finden Sie auf Youtube und die ersten Bilder sind auch schon bei Flickr zu sehen.
Berlin
Die Aktion fand auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor (Mittelinsel) statt. Etwa 40 Teilnehmer um Angela und Thomas Andersen und Aktionssprecherin Josephine Schuppang von den Berliner Skeptikern schluckten klassische Homöopathika von Aconitum bis Belladonna und Kochsalz bis Kaffee und diskutierten munter mit Passanten.
Essen
Die Aktion fand in der Essener Fußgängerzone vor dem Einkaufszentrum Limbecker Platz statt. Außer Patrick Pricken und den Kollegen der Rhein-Ruhr-Skeptiker waren auch die Podcaster von hoaxilla.de mit von der Partie. Nach dem Konsum einer kräftigen Dosis käuflicher Homöopathika wurde die Aktion ins benachbarte Unperfekthaus verlagert, dem Lieblingstreffpunkt der Rhein-Ruhr-Skeptiker. Dort stiftete ein Teilnehmer noch den Straßendreck unter seinen Schuhen zur Herstellung eines eigenen Homöopathikums. Für die Potenzierung wurde sogar stilecht ein Buch mit Ledereinband organisiert.
Frankfurt
Die Überdosen wurden in der Nähe der Centrum-Apotheke auf der Zeil eingenommen. Durch die Medienberichte der vergangenen Tage wuchs die Teilnehmerzahl um Heiko Obermeit auf insgesamt 30 Personen. Auf dem Plan standen unter anderem Mercurius solubilis Hahnemanni, Nux vomica, Arsenicum album und Conium in Potenzen von D30 bis LM XII. Die Aktion verlief ohne besondere Vorkommnisse. Zwei Passanten wollten die Skeptiker aber unbedingt davon überzeugen, dass die 10:23-Aktion von der internationalen Pharmalobby unterstützt wird. Was den Teilnehmer erstens neu war und zweitens unlogisch erschien. Hatten die Teilnehmer doch ihre Kosten selbst tragen müssen und umgekehrt mit dem Kauf von Homöopathika die Pharmaindustrie gefördert – die der Homöopathikahersteller (siehe dazu auch die Antwort zu den häufigsten Fragen zur 10:23-Aktion).
Hamburg
Schlechtes Wetter in Hamburg konnte 40 Interessierte um Julia Offe und die Hamburger Skeptiker nicht von der Einnahme von exquisiten homöopathischen Arzneimitteln in Überdosis abhalten. Die Mittel wurden alle frisch in der Apotheke vor Ort gekauft. Das und den Verlauf der Aktion kann man bei Spiegel Online anschauen (mit Video und ein paar Photos), inzwischen ist euch ein Vidoe bei Youtube online und die "Morgenpost" hat inzwischen auch berichtet.
Köln
Die Kölner Skeptiker wählten das Kennedy-Ufer (Rheinpromenade) zum Ort für ihre Überdosis. Wie auch in den anderen Städten überstanden die etwa 20 Teilnehmer um den Kriminalbiologen Mark Benecke die Aktion und diskutierten auch nach der Aktion noch in einem Café neben dem Kölner Dom weiter. Ein Video zur Aktion in Köln ist auf Youtube zu sehen.
München
Die etwa 25 Teilnehmer in München um Holger von Rybinski von den Münchner Skeptikern nahmen ihre Überdosis auf dem Rotkreuz-Platz ein – auch hier war das Wetter die größere Gefahr für die Gesundheit als die eingenommenen Medikamente. Interessanterweise kam es hier nicht zu größeren Debatten mit Homöopathiebefürwortern, dafür war das Interesse der Schaulustigen umso größer. Ein erster Bericht zur Aktion ist beim Bayerischen Rundfunk als Podcast zu finden.
Wien
Die Teilnehmer der einzigen Aktion in Österreich trafen sich vor dem Stephansplatz. Die etwa 30 Teilnehmer um den Präsidenten der Gesellschaft für kritisches Denken (GkD) und Blogger Ulrich Berger nahmen ihre Homöopathika unter den aufmerksamen Augen von Journalisten und zahlreichen Passanten. Anschließend gab es noch intensive Diskussionen zur Homöopathika und die Broschüren zur Aktion waren in Windeseile vergriffen. Ein Video zur 10:23-Aktion in Wien ist bereits auf Youtube zu sehen. Mit "Standard", "Presse" und "Kurier" haben alle großen Zeitungen über die Aktion berichtet und Wiener Aktion, ein Bericht des ORF folgte am nächsten Tag. Ulrich Berger fasst die Aktion und die ersten Reaktionen darauf in einem Blogbeitrag bei "Kritisch gedacht" zusammen.
Graz
Überraschenderweise erreichte uns am Samstag der Bericht einer 10:23-Aktion in Graz, sodass die Wiener Aktion doch nicht die einzige österreichische Aktion war.
Zürich
Die einzige Aktion in der Schweiz fand auf dem Paradeplatz statt. Nux vomica (Brechnuss) D30 war bei den meisten Teilnehmern das Mittel der Wahl, hatte aber trotz des schaurigen Namens keine weitere Wirkung. Das Interesse der Schaulistigen war enorm, große Debatten blieben aber aus. Ein Beitrag der TOP NEWS (Nachrichtensendung des Züricher Lokalsenders TELE TOP) ist online verfügbar.
Mehr zur 10:23-Aktion bei den Skeptikern:
- Homöopathie - nichts drin, nichts dran! Die 10:23-Aktion
- Häufig gestellte Fragen zur 10:23-Aktion
- Pressemitteilung der GWUP vom 18. Januar 2011
- Stichworte "Homöopathie" und "Komplementär- und Alternativmedizin (CAM)" im Weblexikon
- Fragen und Antworten zur Homöopathie
- Homöopathie - Der Ursprung (Samuel Hahnemann)
- Homöopathie - Eine Revolution der Physik? (Skeptiker 3/2001)
- Homöopathieforschung an der Universität Leipzig (Skeptiker 3/2005)
- Ist Homöopathie mehr als Placebo? Die fehlende Beweiskraft einer sogenannten Meta-Analyse (Skeptiker 1+2/1999)
- Wer heilt, hat recht - mehr zu diesem abgedroschenen Argument in zwei Beiträgen im GWUP-Blog - Nr. 1, Nr. 2
- Tendenzschutz für die Homöopathie in der EU
Zusammenstellung: Jochen Bergmann
Stand: 06.02.2011