Warum heißt es "die 10:23-Aktion"?
Die Aktion beginnt in der Regel um 10:23 Uhr Ortszeit. Diese „krumme" Uhrzeit ist eine Anspielung auf die so genannte Avogadro-Konstante (6,022 ×1023), die die Anzahl von Molekülen in einem Mol angibt. Ab einer Verdünnung von mehr als 1023 befindet sich wahrscheinlich kein einziges Molekül der Ursubstanz mehr in dem homöopathischen Arzneimittel. Verdünnungen in dieser Größenordnung und weit darüber hinaus sind aber bei homöopathischen Medikamenten gang und gäbe, eine Verdünnung von 1023 entspricht einer D24-Potenz.
Was soll mit dieser Aktion bezweckt werden?
Dass die unkritische Unterstützung und das potenziell gefährliche Vertrauen in die Homöopathie hinterfragt werden. Viele nehmen oder befürworten Homöopathika aus Vertrauen in eine „sanfte natürliche Alternative" und wissen nichts über die fragwürdigen Grundlagen oder die negativen Studienergebnisse dieser privilegierten Therapierichtung. Wir sind für eine aufgeklärte Entscheidung und möchten mit der 10:23-Aktion Patienten dazu anregen, sich im Krankheitsfall sinnvollen Maßnahmen zuzuwenden.
Kann man sich mit homöopathischen Medikamenten eigentlich vergiften?
Das ist äußerst unwahrscheinlich, solange es sich dabei um Hochpotenzen handelt. Das ist auch der zentrale Punkt der Einnahme einer homöopathischen „Überdosis": Medikamente mit einer angeblich so sicheren und starken Wirkung sollten doch auch Nebenwirkungen haben, oder? Und umgekehrt: Was nicht mal in einer enormen Überdosis Nebenwirkungen auslöst, hat vermutlich auch keine Hauptwirkung!
Welche Mittel nehmen die Teilnehmer ein?
Wie bei allen 10:23-Aktionen sind die Teilnehmer frei in der Wahl des homöopathischen Medikaments. Beispiele für die (potenzierten) Medikamente sind Belladonna (Tollkirsche), China (Chinarinde), Natrium chloratum (Natriumchlorid, Kochsalz), Chamomilla (Kamille), Apis mellifica (Honigbiene), Nux vomica (Brechnuss), Aconitum (Eisenhut), Sulfur (Schwefel) und Graphites (Graphit). Dabei handelt es sich um klassische und weit verbreitete homöopathische Mittel.
Wird diese Aktion von der Pharmaindustrie gesponsort?
Nein. T-Shirts und Informationsmaterial für die Aktionen in Deutschland und Österreich werden von der GWUP gestellt, alle übrigen Kosten werden von den Teilnehmern getragen. Es gibt keine Unterstützung von Firmen, Parteien oder Institutionen.
Ist Homöopathie nicht harmlose Kräutermedizin?
Nein, mit einer sinnvollen Kräutermedizin (Phytotherapie) haben die meisten Homöopathika nichts zu tun. Als Ausgangssubstanzen für homöopathische Arzneimittel werden zwar auch Pflanzen verwendet, die als Hausmittel bekannt sind (Kamille, Arnika). Daneben gibt es aber auch Grundstoffe aus allen anderen Quellen wie Mineralstoffe (Kochsalz) und tierische Produkte (Honigbiene, Tintenfischtinte). Eine ausführliche Liste mit Beispielen gibt es hier auf der GWUP-Website.
Homöopathische Medikamente wirken auch bei Kindern und Tieren, dann können es doch keine Placebos sein, oder?
Kinder und Tiere merken sehr wohl, wenn man ihnen aufgrund einer Erkrankung mehr Zuneigung schenkt. Das Vertrauen der Eltern bzw. der Tierhalter in die Therapie überträgt sich auch auf den Nachwuchs bzw. den tierischen Patienten. Siehe auch: Tierhomöopathie - Alles für die Katz? DIE ZEIT
Zählen meine persönlichen Erfahrungen mit der Homöopathie nichts?
Persönliche Erfahrungen wirken sehr überzeugend, sind aber keine solide Grundlage zur Beurteilung von Medikamenten. Negative Erfahrungen werden beispielsweise oft ausgeblendet oder eine natürliche Spontanheilung wird dem in Wahrheit unwirksamen Homöopathikum zugeschrieben. Daher werden Medikamente in klinischen Studien an einer großen Zahl von Patienten getestet, bis ihre Wirkung als gesichert gelten kann.
Wenn Homöopathie unwirksam ist, schadet sie wenigstens auch nicht?
Wo keine Wirkung, da auch keine Nebenwirkung. Das gilt für die meisten Homöopathika, bei denen Stoffe in hoher Potenz, also niedriger Konzentration, verabreicht werden. Homöopathika in niedriger Potenz können hingegen durchaus eine Wirkung und damit Nebenwirkungen haben oder die Wirkung anderer Medikamente stören. Außerdem kann ein Vertrauen in die Wirkung homöopathischer Medikamente zu einer Verschleppung und Nichtbehandlung ernsthafter Erkrankungen führen. Dies hat Simon Singh in einem Kapitel seines Buches "Gesund ohne Pillen" sehr gut erläutert.
Hinweis: Diese häufig gestellten Fragen wurden im Rahmen der Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum gesammelt. Für Fragen zu anderen Ländern sind die lokalen Veranstalter bzw. die britischen Organisatoren um die "Merseyside Skeptics Society" Ihre Ansprechpartner.
Sie haben eine Frage zur 10:23-Aktion? Schicken Sie sie uns über unser Kontaktformular.
Zusammenstellung: Jochen Bergmann, Martin Mahner.
Mehr zur 10:23-Aktion:
- "Nichts drin, nichts dran!" - Die 10:23-Aktion
- Pressemitteilung der GWUP vom 18. Januar 2011
- Lokale Aktionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz
- Stichworte "Homöopathie" und "Komplementär- und Alternativmedizin (CAM)" im Weblexikon
- Fragen und Antworten zur Homöopathie
- Homöopathie - Der Ursprung (Samuel Hahnemann)
- Homöopathie - Eine Revolution der Physik? (Skeptiker 3/2001)
- Homöopathieforschung an der Universität Leipzig (Skeptiker 3/2005)
- Ist Homöopathie mehr als Placebo? Die fehlende Beweiskraft einer sogenannten Meta-Analyse (Skeptiker 1+2/1999)
- Wer heilt, hat recht - mehr zu diesem abgedroschenen Argument in zwei Beiträgen im GWUP-Blog - Nr. 1, Nr. 2
- Homöopathischer Vollrausch - Esoterik-Kritik als massentaugliches Edutainment (Skeptiker 4/2010)