Was sind Nahtoderlebnisse?
Die Greyson-Skala
Kognitiv
1. Schien die Zeit schneller zu vergehen?
2. Wurden Ihre Gedanken beschleunigt?
3. Sind Ihnen Szenen aus Ihrer Vergangenheit wieder eingefallen?
4. Schien es, als würden Sie plötzlich alles verstehen?
Affektiv
5. Hatten Sie ein Gefühl der Ruhe oder des Wohlbefindens?
6. Hatten Sie ein Gefühl der Freude?
7. Hatten Sie ein Gefühl von Harmonie oder Einheit mit dem Universum?
8. Haben Sie ein helles Licht gesehen oder sich davon umgeben gefühlt?
Paranormales
9. Waren Ihre Sinne lebhafter als sonst?
10. Hatten Sie den Eindruck, dass Sie Dinge wahrgenommen haben, die anderswo vor sich gingen, so als ob Sie übersinnlich wären?
11. Wurden Ihnen Szenen aus der Zukunft gezeigt?
12. Hatten Sie das Gefühl, von Ihrem physischen Körper getrennt zu sein?
Transzendent
13. Hatten Sie den Eindruck, dass Sie eine andere, unirdische Welt betreten haben?
14. Sind Sie scheinbar einem mystischen Wesen oder einer mystischen Präsenz begegnet?
15. Haben Sie verstorbene Geister oder religiöse Figuren gesehen?
16. Sind Sie an eine Grenze oder einen Punkt gekommen, an dem es kein Zurück mehr gibt?
Die Skeptische Perspektive – Was sagen uns Nahtoderlebnisse über das Leben nach dem Tod?
Da sich NTE für viele Menschen äußerst real anfühlen, ziehen Betroffene bisweilen den Schluss, dass sie uns Auskunft über das Jenseits geben können. Doch hier ist Skepis angebracht! Denn es gibt naturalistische Erklärungsmodelle, die ohne die Annahme auskommen, dass die Betroffenen während eines NTE die iridische Sphäre verlassen haben.
So schreiben etwa Mobbs & Watts (2011):
Entgegen der landläufigen Meinung legt die Forschung nahe, dass an diesen Erfahrungen nichts Paranormales ist. Stattdessen sind Nahtoderfahrungen die Manifestation normaler Gehirnfunktionen, die während eines traumatischen und manchmal harmlosen Ereignisses gestört sind.
Zu beachten ist ebenfalls, dass sich NTEs vermutlich als ganz natürliche Produkte der Evolution erklären lassen. Peinkhofer et al. (2021) argumentieren etwa, dass der evolutionäre Ursprung von NTEs in der Schockstarre liegt, die auch schon bei Insekten auftritt:
Nahtoderfahrungen sind aus allen Teilen der Welt, aus verschiedenen Zeiten und aus zahlreichen Kulturkreisen bekannt. Diese Universalität legt nahe, dass Nahtoderfahrungen einen biologischen Ursprung und Zweck haben könnten. Anhand eines vorgegebenen Protokolls untersuchen wir die Hypothese, dass Thanatose, auch "Schockstarre" genannt, ein letzter Abwehrmechanismus bei Tieren, der evolutionäre Ursprung von Nahtoderfahrungen ist. Zunächst zeigen wir, dass Thanatose eine sehr gut erhaltene Überlebensstrategie ist, die an allen wichtigen Knotenpunkten eines Kladogramms von Insekten bis hin zum Menschen auftritt. Dann zeigen wir, dass Menschen, die von tierischen, menschlichen und "modernen" Raubtieren angegriffen werden, sowohl Thanatose als auch Nahtoderfahrungen erleben können, und wir zeigen weiter, dass sich die Phänomenologie und die Auswirkungen der beiden überschneiden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Thanatose die evolutionäre Grundlage von Nahtoderfahrungen ist und dass ihr gemeinsamer biologischer Zweck der Überlebensvorteil ist. Wir schlagen die Hypothese vor, dass der Erwerb der Sprache den Menschen in die Lage versetzt hat, diese Ereignisse von einem relativ stereotypen Akt des Totstellens bei Raubtierangriffen in die reichhaltigen Wahrnehmungen umzuwandeln, die Nahtoderfahrungen ausmachen und sich auf Situationen erstrecken, in denen es keine Raubtiere gibt.
Weiterführendes
Der Vorsitzende des GWUP-Wissenschaftsrats Nikil Mukerji hat in mehreren Medienproduktionen zum Thema Nahtoderlebnisse mitgewirkt und dabei für eine skeptische Sichtweise argumentiert. Unter anderem war er in der ARTE-Doku 42 – Die Antwort auf fast alle Fragen zu Gast und ebenso im Podcast AHA! Zehn Minuten Alltagswissen (mit Julian Aé) von Welt.de.
GWUP-Links zu Nahtoderlebnissen
https://blog.gwup.net/tag/nahtod-erlebnisse
https://gwup-org.mn.co/posts/wie-lassen-sich-nahtoderlebnisse-erklaren (kostenlos abrufbar nach Registrierung im Skeptischen Netzwerk)