06.06.2015 (GWUP): Nach einem Rechtsstreit wurden in britischen Medien Briefe veröffentlicht, die Prince Charles an Politiker geschrieben hat. Dabei zeigte sich abermals sein Glaube an „Alternativmedizin”.
Schon lange hatten Kritiker wie der mittlerweile emeritierte Professor für Alternativmedizin, Edzard Ernst, dem britischen Thronfolger Prince Charles vorgeworfen, aus wissenschaftlicher Sicht fragwürdige Ansichten zu vertreten. In einem aktuellen Artikel unterstellt Ernst ihm gar einen „verheerenden Mangel an Wissen" in Bezug auf Homöopathie und komplementäre Medzin. Briefe, die jetzt in den britischen Medien veröffentlicht und unter anderem von den Journalisten Rob Evans und Robert Booth im „Guardian" kommentiert wurden, geben Einblick in das Denken des Thronfolgers. So schrieb der Prinz in einem Brief an den Labour-Abgeordneten und späteren Gesundheitsminister Andy Burnham, er halte an der Intergration von „Alternativmedizin" in das Gesundheitssystem fest, trotz zahlreicher Schmähungen „des medizinischen und wissenschaftlichen Establishments". Nachdem Burnham Gesundheitsminister geworden war, lud er den Prinzen prompt zu einem Meeting zu diesem Thema ein. Burnhams Nachfolger als Gesundheitsminister schrieb der Thronfolger von seinen Befürchtungen, die britischen Homöopathie-Kliniken könnten geschlossen werden. Seiner Meinung nach hätten sich diese als wohltuend für die Patienten erwiesen. Schließlich seien die Überweisungen an das Royal London Homeopathic Hospital gestiegen bis eine ,,anti-homöopathische Kampagne" dem ein Ende gesetzt habe. Er beklagt in dem Brief die gravierenden Kürzungen bei den Zuwendungen an drei homöopathische Kliniken durch lokale Behörden, trotz der „Tatsache, dass diese Hospitäler viele Menschen mit ernsten Gesundheitsproblemen behandelten, die ansonsten anderswo Behandlung benötigten, oft verbunden mit größeren Ausgaben". Dem Brief zufolge sieht Charles Lücken in der wirksamen Behandlung etwa von Depressionen, Ekzemen und chronischen Schmerzen, wohingegen die Komplementärmedizin „sichere und effektive Lösungen zu vielen dieser Probleme" böte, weshalb er sich für ein Pilotprojekt für die Integration von „Alternativmedizin" in den „National Health Service" aussprach. Was immer man von den Ansichten des britschen Thronfolgers halten mag, zumindest stehen sie im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen, weshalb sich, ähnlich wie in zahlreichen anderen Ländern, das oberste wissenschaftliche Gremium des britschen Unterhauses, das Science and Technology Committee, gegen die Erstattung von Homöpathika durch das staatliche Gesundheitssystem, den „National Health Service" ausgesprochen hat. Auch in Großbritannien gibt es heftige Kontroversen zwischen Gegnern und Befürwortern „alternativer" Heilmethoden bezüglich deren Wirksamkeit und ob sie als Teil des staatlichen Gesundheitssystems bezahlt werden sollten. Außerdem wird die Einflussnahme von Lobbyisten der Komplementärmedizin beklagt.
Holger von Rybinski