Neben dem Europameister-Titel sahen die Wahrsager in diesem Jahr vor allem schwarz: Naturkatastophen, Kriege und Terrorismus gehören zum Standardrepertoire der Zukunftsdeuter. Michael Kunkel beantwortet an dieser Stelle wie auch in den vergangenen Jahren die Fragen, die ihm im Zusammenhang mit seiner Prognosenauswertung am häufigsten gestellt werden. Diese Informationen bieten wir Ihnen auch zusammen mit der Pressemitteilung der GWUP vom 16.12.2008 in Form einer PDF-Datei an.
Die Prognosen und ihre Herkunft
2008 wurden ca. 125 Prognosetexte von 54 namentlich bekannten Auguren ausgewertet – dazu kommen noch 40 Prognosetexte von kommerziellen Astrologieseiten bzw. aus astrologischen Almanachen, die nicht namentlich gekennzeichnet sind. Die Zahl der einzelnen Prognosen ist wie in jedem Jahr nur ungefähr zu nennen, da sich hinter manchen Texten mehrere, nicht immer exakt trennbare Einzelprognosen verbergen (Beispiele folgen). Die Prognosen stammen überwiegend aus dem Internet (ca. 70 %), aus Zeitungen und Zeitschriften und aus Büchern (z.B. „Nostradamus 2008“ von Manfred Dimde oder „Huters Astrologischer Kalender 2008“).
Wie wird ausgewertet?
Die Auswertung der Prognosen geschieht unter Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeit des Eintreffens einer Prognose. Hier gilt eine einfache Regel: Je genauer die Prognose, desto überraschender wäre auch ihr Eintreffen. Eine datumsgenaue Prognose (wie die eines katastrophalen Erdbebens in San Francisco) wäre eine absolute Sensation, aber bisher gingen alle so genau formulierten Prognosen daneben. Bei den weithin üblichen, schwammigen Aussagen ist es für den Prognostiker hingegen leicht, im Nachhinein einen Treffer hineinzudefinieren. Hinzu kommt, dass sich viele Prognosen alleine durch jährlich wiederkehrende Ereignisse zu bestätigen scheinen. So gibt es jedes Jahr Wirbelstürme in der Karibik, Überschwemmungen zur Monsunzeit in Indien und Bangladesh, Lawinen in den Alpen, Waldbrände in Kalifornien usw.. Mit einer solchen Prognose hat der Astrologe oder Wahrsager also immer Recht – und dies macht die Prognose wertlos.
Eine weitere Schwierigkeit beim Auswerten von Prognosen ist die Nutzung „deutungsbedürftiger“ Adjektive. Der DAX sollte „stark fallen“ oder es sollte „kritisch“ werden. Was bedeutet das nun im Detail? Leichte Verluste? Ab wie viel Prozent wird der Fall „stark“? Gibt es noch eine Steigerung zu „stark fallen“ – zum Beispiel Crash – und ab wie viel Prozent setzt diese ein? Bei der Auswertung solcher Prognosen ist ebenfalls Vorsicht angesagt, da man das explizite Eintreffen einer solchen Prognose ohne weitere Informationen gar nicht exakt bewerten kann. Die Astrologen und Wahrsager selbst nutzen diese Unschärfe übrigens gnadenlos aus: Die Prognose „starker Fall“ im DAX etwa wird sogar dann als zutreffend angenommen, wenn der DAX nur an einem oder zwei Tagen „stärker als üblich“ gefallen ist.
Bei Prognosen für einzelne Ereignisse ist die Wahrscheinlichkeit, einen Treffer zu erzielen, wesentlich höher. Beispiele hierfür sind die Fußball-EM oder auch die Wahl zum US-Präsidenten. Da es bei solchen Ereignissen nur eine begrenzte Anzahl möglicher „Ergebnisse“ gibt, sind Treffer kaum zu vermeiden.Die Qualität der einzelnen Prognosen
Einige Prognosen sind klar und deutlich formuliert, und der Inhalt ist bezüglich Ort, Zeit und Art des vorausgesagten Geschehens genügend abgegrenzt – solche Prognosen sind damit auswertbar. Z.B. folgende von Nikki Pezaro:
“terrorist attack on the Beijing Olympics” (Quelle)
Schwieriger wird es, wenn das Ziel der Prognose schon durch den Text gar nicht klar ist. Ein kurzer Ausschnitt aus der Jahresvorschau des Astrologen Erich Bauer:
"Aber die Welt ist eben nicht bereit und so sehe ich eher, dass sich Staatengemeinschaften bedroht fühlen und gegenseitig in den Krieg ziehen. Ich kann die astrologischen Zeichen leider nicht anders deuten als so, dass unserer Zukunft kriegerische Auseinandersetzungen drohen. 2008 fängt Pluto erst an, den Steinbock zu erobern. Jupiter befindet sich darin. Ich frage mich, ob nicht schon jetzt erste Zeichen, erste Schritte auf eine kriegerische Auseinandersetzung hinweisen."
OK, es drohen Kriege – das tun sie eigentlich immer und erste Zeichen kann man auch immer entdecken – allerdings erst hinterher, und das machen Astrologen dann sehr gerne.
Die in der Rückschau zitierte EM-Prognose von Herrn Scheer (Quelle) war übrigens auch ein Treffer – warum, beschreibt er in seinem Blog: Über drohende Anschläge war diskutiert worden, einige hatten auch Besorgnis gezeigt und – jetzt wird natürlich kräftig spekuliert – im Falle wirklich und konkret drohender Anschläge hätte man die Öffentlichkeit wohl nicht informiert um Panik zu vermeiden ...
Schwerpunkte der Prognosen für 2008
Erwartungsgemäß beschäftigten sich die Auguren recht häufig mit der Fußball-EM und der Wahl zum US-Präsidenten. Ansonsten gab es keine Besonderheiten. Im nächsten Jahr dürfte die Bundestagswahl eines der Topthemen der Prognostiker sein.
Klassiker der Prognosezunft
Zu den eindeutigen Klassikern der Prognosezunft zählen die Voraussagen von Umwelt- und Naturkatastrophen sowie von bevorstehenden Kriegen bis zum baldigen Ende der Welt. Für letzteres sei auf die Webseite der „Ontario Consultants for Religious Tolerance“ verwiesen, die seit vielen Jahren Endzeitprognosen sammeln und im Internet (mit Quellenangabe) zur Verfügung stellen.
Katastrophenprognosen sind in der Regel sehr ungenau und extrem vage formuliert und unterliegen im Detail „modischen Strömungen“. Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 werden alljährlich für viele Städte der Welt Terroranschläge vorausgesehen (2008 auf der Liste: Chicago, Kanada, Berlin), seit der Tsunami-Katastrophe in Südost-Asien 2004 findet man auch dieses Stichwort verstärkt in den Prognosen wieder. Katastrophale Erdbeben in Kalifornien und Anschläge auf den US-Präsidenten werden Jahr für Jahr vorausgesagt – die Popularität solcher Prognosen speist sich daraus, dass beide Szenarien prinzipiell denkbar und vorstellbar sind (Kalifornien ist tatsächlich stark erdbebengefährdet, Anschläge auf US-Präsidenten gab es auch). Solche Prognosen sind allerdings immer sehr ungenau formuliert – für eine Erdbebenwarnung in San Francisco wäre eine solche Prognose – selbst wenn sie richtig wäre – nicht hilfreich. Sollte man die Stadt vielleicht ein ganzes Jahr lang evakuieren? In astrologischen Internetforen findet man da bisweilen genauere Prognosen, wie zum Beispiel folgende von Tony Bonin (auf www.astrologix.de), die allerdings – wie üblich – ziemlich weich formuliert ist (Wahrscheinlichkeit erhöht). Hätte das Erdbeben tatsächlich an einem der genannten Tage, oder kurz davor oder kurz danach (wobei kurz wieder eine nicht näher definierte Anzahl von Tagen bezeichnet) stattgefunden, dann hätte er sich einen exakten Prognosetreffer zugeschrieben ...Die ebenfalls exakt datierte Ankündigung eines UFO-Besuchs ist übrigens nachzulesen bei der englischen Wikipedia.
Prominente
Treffer für das Jahr 2008
Die Treffer für 2008 sind – wie so oft – eher banaler Art. Dass bei den wenigen möglichen Kandidaten zum US-Präsidentenamt manche Prognose richtig lag, ist wenig erstaunlich. Dass einige Personen, deren Namen auf der mit „death watch“ überschriebenen Todesliste auf Nikki Pezaros Webseite tatsächlich gestorben sind (z.B. Paul Newman) verwundert auch kaum: Die Liste enthält viele Namen von sehr alten und/oder bereits seit Jahren schwer kranken Personen. Bei der Fußball-EM dürften spanische Auguren auf ihre eigene Mannschaft gesetzt haben – konkrete Prognosen sind dem Autor allerdings nicht bekannt.
Wurden für 2008 besondere Ereignisse erfolgreich vorhergesagt?
Astrologie und Börse
(Quellenhinweis: die in der Rückschau zitierten Prognosen stammen überwiegend aus „Euro am Sonntag“, Heft 3/2008, Seite 30 bzw. Börse Online vom 20.12.2007)Börsenastrologen beherrschen die Kunst der pseudoexakten Formulierung fast perfekt. Ihre Texte sind häufig mit Fachbegriffen gespickt und wirken durchaus seriös – können aber bei näherer Betrachtung nicht überzeugen. Vor exakten Prognosen scheuen sie zurück, wobei man fairerweise sagen muss, dass dies bei vielen Börsenkommentatoren und Autoren von Anlageempfehlungen auch nicht viel besser aussieht.
Eine exakte Prognose wäre es, wenn der Zielwert für einen Index (DAX, Dow Jones) mit einer vorab zu definierenden Toleranz vorausgesagt werden könnte. Spannend würde es dann, wenn der Autor eine solche Prognose öfters wiederholen könnte. Aber so sieht es in der Praxis eben nicht aus. Einzelne Treffer, die bei den vielen getätigten Prognosen alleine durch Zufall entstehen müssen, haben keinerlei Aussagekraft. Außerdem überwiegen auch hier die absoluten Fehlprognosen deutlich. Unterstellt man z.B. der Astrologin Pia Steiner wirkliche Zukunftskenntnis, könnte man den auf ihrer Webseite für 2008 veröffentlichten Rat zum Thema Börse „Neue Investitionen lohnen sich wieder ab September“ durchaus als Boshaftigkeit auslegen.
Dass insbesondere astrologische Prognosen an der Börse gar nicht funktionieren können, müsste jedem klar sein, der weiß, wie der Aktienmarkt funktioniert. Wenn es wirklich „astrologische Kauf- oder Verkaufssignale“ für einzelne Papiere gäbe, dann würden sie ja alle Anleger gleichermaßen betreffen: Alle würden also zum selben Zeitpunkt kaufen oder verkaufen wollen. In der Praxis hieße das, dass gar kein Handel zustande kommen kann: Wenn alle kaufen wollen, wer soll da eine Aktie verkaufen?
Ansprechpartner für die Prognosenauswertung der GWUP
Die Prognosen werden von Michael Kunkel aus Wuppertal gesammelt und ausgewertet. Von Hause aus Mathematiker und normalerweise als Senior Consultant für verschiedene Versicherungsunternehmen tätig, sammelt er seit 7 Jahren Prognosen von Astrologen, Wahrsagern und Hellsehern und wertet sie jeweils zum Jahresende aus. Sie erreichen ihn unter der Telefonnummer (0160) 90733538 oder per E-Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). Umfangreichere Informationen (auch einige der Originalprognosen) zu den Prognosen des Jahres 2008 und den Vorjahren finden Sie im Internet unter www.wahrsagercheck.de.
Eine der häufigsten Fragen: „Suchen Sie bereits nach Vorhersagen für das kommende Jahr?“ Natürlich! Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Prognosen. Wer meine Internetseite „Wahrsagercheck“ besucht, findet – neben Voraussagen für die Jahre 2002 bis 2008 – auch immer eine Auswahl von Prognosen für die nähere Zukunft. Zur Zeit (16.12.2008) sammele ich die Prognosen für 2009, erste sind bereits eingetroffen und werden in den nächsten Tagen auf der neuen Webseite präsentiert. Traditionell verkünden die meisten der prophetisch tätigen Astrologen, Wahrsager und andere Vorherseher ihre Prognosen Ende Dezember. Hinweise auf Vorhersagen nehme ich gerne entgegen – eine Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! genügt.
Weiterführende Informationen
Internetseiten
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Die Internetseiten von Michael Kunkel mit einem kritischen Blick auf die Wahrsagerzunft
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Themeneinträgen "Wahrsager" und "Nostradamus" auf den GWUP-Seiten