17.03.2013 (GWUP): Letzte Woche veröffentlichte das britische Boulevardblatt Sun eine - nichtrepräsentative -Befragung unter seinen Leserinnen und Lesern zum Thema Esoterik - mit interessanten Ergebnissen.
So wollen 60 Prozent der Befragten schon einmal einen Geist gesehen haben, die Hälfte glaubt, dass man mit Verstorbenen kommunizieren kann. Immerhin 34 Prozent wollen dies schon einmal über ein Medium versucht haben. Hiervon wiederum fanden 34 Prozent die auf angeblich paranormalem Wege übermittelten Angaben zutreffend. Von denjenigen, die noch nie Jenseitskontakte hergestellt haben, würden erstaunliche 48 Prozent es gerne versuchen. An Spukhäuser glauben sage und schreibe 64 Prozent! Nicht weniger als 38 Prozent sind überzeugt, dass sie selbst über hellseherische oder mediale Kräfte verfügen. Die Sun schätzt den Markt der Hellseher in Großbritannien in ihrem Artikel zum Thema auf 40 Millionen Pfund (derzeit etwa 46,2 Mio Euro). Immerhin.
Witzigerweise schickte die Sun die junge Reporterin Amy Jones los, um verschiedene selbsternannte Medien zu testen, mit den üblichen Allgemeinplätzen. Eine Hellseherin prophezeit der 24-Jährigen ein Baby in zwei Jahren - let's wait and see. Ein anderer Wahrsager liest aus der Aura der Reporterin, dass sie ,,kreativ und wissbegierig“ sei und außerdem über nette, runde Ckakras verfüge - eine Aussage, die natürlich niemand überprüfen kann. Eine andere Hellseherin dichtet ihr eine Schwester an, die sie gar nicht hat.
Die insgesamt unterhaltsam aufbereitete, wissenschaftlichen Kriterien sicherlich nicht genügende Untersuchung, wird ergänzt durch einen Artikel des Illusionskünstlers und Skeptikers Derren Brown, der die Arbeitsweise von Wahrsagern gut erklärt. So erzählt der professionelle Bühnenmagier, wie er einst in einem Pub in einem gefährlicheren Teil Liverpools zur Vorführung eines Mediums ging. Als der Mann vorgab, den Geist eines Mannes zu empfangen, der sich erhängt hatte, hoben sich fünf Hände von Leuten, die zu wissen glaubten, wessen Geist sich meldete.
So humorig das Ganze präsentiert wird, es zeigt doch möglicherweise das reale Interesse vieler Engländer (oder zumindest der Leser des auflagenstarken Boulevardblattes) am Übersinnlichen.
Im neuen Skeptiker gibt es übrigens ein Interview zu lesen, das Holm Hümmler mit der britischen Skeptikerin Hayley Stevens geführt hat. Stevens hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, Wahrsager zu entlarven und betreibt den Blog Hayley is a Ghost .
Holger von Rybinski
Mehr über dieTricks viele Wahrsager: Die psychologische Analyse des „Cold Reading“ durch Ray Hyman – 30 Jahre danach (Skeptiker 1/2007):