Publikationen, Vorträge und weitere Aktivitäten von Rainer Wolf
Inhalt:
- GWUP-relevante Publikationen
- Mitarbeit bei skeptischen TV-Produktionen
- Öffentliche Vorträge und Veranstaltungen
- Veranstaltungen der „Würzburger Skeptiker"
- Forschungsprojekte
- Diskussion zu Esoterik im Lehrprogramm der Volkshochschulen (VHS)
- Brief an den Deutschen Bundestag
- Wolf, R., Rosenzweig, R., Schuchardt, M (2002) Looking at one`s own cone cells: Entoptic structures visualized through a moving pinhole or a microscope with excentrically rotating aperture stop. Perception (Suppl.) 31:165.
- Wolf, R (2003) 3-D paintings on a flat canvas: Novel techniques developed by the painters John Jupe and Dorle Wolf, and their significance for human stereopsis. Perception (Suppl.) 32, 130.
- * Wolf, R. und Wolf, D (2004) Hohlköpfe. Verblüffende Einsichten in unsere Wahrnehmung. In: Wenn Monster munter werden (Eds. M. Keil & B. Kremer), Wiley-VCH, Weinheim, S. 203-208.
- Wolf, R. (2005) Bildende Kunst - Wirklichkeiten gespiegelt und auf den Kopf gestellt. In: Materie in Raum und Zeit. 123. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) in Passau 2004, S. 358-381.
- Wolf, R. und Windeler, Jürgen: Erfolge der Homöopathie - nur ein Placebo-Effekt? Im Kreuzfeuer der Meinungen.
- Wolf, R., Wolf, D.: Binocular depth reversal is based on familiarity cues and its suppression is "piecemeal": Independent rejection of reversed shape and motion-in-depth, and its influence on size constancy performance. 4th World Congress of Neuroscience, Kyoto/Japan. IBRO Abstracts, Rapid Communications Oxford, p. 467 (1995); 18th Europ. Conf. on Visual Perception, Tübingen. Perception Suppl. 24:139 (1995)
- Wolf, R.: When the brain does not accept the eyes` message: perceptual suppression of "iconoclastic" sensory data. In: Neural Correlates of Consciousness: Empirical and Conceptual Questions. Association for the Scientific Study of Consciousness (ASSC), Hanse Institute for Advanced Study, Bremen p. 39 (1998)
- Wolf, R.: Binokulares Sehen, Raumverrechnung und Raumwahrnehmung: Experimente zeigen, dass ein "ratiomorpher Zensor" ohne unser Wissen das Sehen manipuliert. BiuZ 15:161-178 (1985)
- Wolf, R.: Seeing with two eyes, spatial computation, and perception. VHS video film, Würzburg (1985)
- Wolf, R.: Der biologische Sinn der Sinnestäuschung. BiuZ 17:33-49 (1987), Experimentalvorlesung als Videofilm. Würzburg (1988)
- Wolf, R., Wolf, D.: Kein Sehen ohne Illusionen. Aus der Fernsehserie "Vom Reiz der Sinne". Videofilm, ZDF, Mainz (1990)
- Wolf, R., Wolf, D.: Vom Sehen zum Wahrnehmen: Aus Illusionen entsteht ein Bild der Wirklichkeit. In: Vom Reiz der Sinne (A. Maelicke, Hrsg.). Begleitpublikation zur gleichnamigen ZDF-Fernsehserie, VCH Weinheim (1990)
- Wolf, R.: Sinnestäuschung und "New-Age"-Esoterik: Aktuelle Parawissenschaften kritisch betrachtet. Skeptiker 4/93:88-100 (1993). In: Parawissenschaften unter der Lupe. (I. Oepen und A. Sarma, Eds.). LIT, Münster, pp. 137-149 (1995)
- Wolf, R.: "Know Yourself"! The delights and dangers of sensory illusions. Proc. 7th European Skeptics Conf., Rossdorf, 82-94 (1995)
- Wolf, R.: Das Hohlgesicht im Spiegel. Von Vorurteilen und unbewusster "Zensur" in unserem Gehirn. 3D-MAGAZIN 4:35-39 (1995)
- Wolf, R.: "Erkenne dich selbst!" Von Wonnen und Wehen der Wahrnehmungstäuschung. In: Die esoterische Verführung (G. Kern, L. Traynor, Eds.). IBDK-Verlag, Aschaffenburg, pp. 32-66 (1995)
- Wolf, R.: Believing what we see, hear, and touch. Skeptical Inquirer 20: 23-30 (1996)
- Wolf, R.: Was wir nicht wahrnehmen, obwohl es die Augen "sehen". Psychoanatomische Studien zum Stereosehen. BLICK (Universität Würzburg) 2/95:35-36 (1995)
- Wolf, R.: Wie lange braucht unser Gehirn, um 3D-Signale zu verarbeiten? Verzögerte Tiefenwahrnehmung verursacht eine neue Seh-Illusion. BLICK (Universität Würzburg) 1/98:95-96 (1998)
- Wolf, R.: Vom Sinn und Unsinn der Sinnestäuschung. Wie uns Wahrnehmen und Denken in die Irre führen. Studium Generale der Universität Würzburg (1998)
- Wolf, R.: Alternativmedizin, Esoterik, Parawissenschaften. BLICK (Universität Würzburg) 1/99:145-151 (1999)
- Wolf, R., Gimmler, H., Wolf, J., Rosenzweig,R.: Im Doppelblind-Test "strahlten" die Pflanzen nicht. Ein Wünschelruten-Experiment im Botanischen Institut der Universität Würzburg. Skeptiker 11:143-147 (1998)
- Wolf, R., Windeler, J.: Erfolge der Homöopathie - nichts als Placebo-Effekte? Chancen und Risken der Außenseitermedizin. Regiomontanusbote 10:34-50 (1997); Shermer, Michael und Traynor, Lee (Hrsg.) (2000) Heilungsversprechen - Zwischen Versuch und Irrtum - Skeptisches Jahrbuch, Alibri, Aschaffenburg
- Wolf, R.: Das 11. Gebot: Du sollst dich nicht täuschen. Skeptiker (1999)
- Wolf, R.: Dass 11. Gebot: Du sollst dich nicht täuschen. In: Nachtkauz. Ein mentaler Almanach (Ed. B. Geue). Atrioc, Bad Mergentheim, 86-99 (2005)
- Wolf, R: Stichwort: Der Placebo-Effekt. Naturwiss. Rundschau 59:345-346 (2006)
- Wolf, R: Stichwort: Homöopathie. Naturwiss. Rundschau 59:457-458 (2006)
Mitarbeit bei skeptischen TV-Produktionen
- ZDF: Vom Reiz der Sinne (1990)
- Arte: Täuscher (2001)
- WDR: Quarks & Co. mit James Randi (2004)
- SWR: Alles fauler Zauber? Das Übersinnliche auf dem Prüfstand (2008)
- Pro7: Galileo Mystery (2009)
Öffentliche Vorträge und Veranstaltungen
Zahlreiche Vorträge an Hochschulen, Lehrerfortbildungseinrichtungen, Volkshochschulen, Gymnasien und Verbänden über die Themen:an zahlreiche Hochschulen, Lehrerfortbildungseinrichtungen, Volkshochschulen, Gymnasien und Verbänden über die Themen:
1. Vom Sinn und Unsinn der Sinnestäuschung. Wie uns Wahrnehmen und Denken in die Irre führen (Vortrag mit 3D-Projektion)
Zusammenfassung: Was wir wahrnehmen, ist nicht immer wahr. Zahlreiche Sinnes- und Denktäuschungen führen uns vor Augen, dass wir Menschen keine unfehlbaren Geschöpfe sind - denn wenn wir uns täuschen, merken wir es meist gar nicht. Viele, gut bekannte Täuschungsmechanismen spielen eine Rolle bei Behauptungen, die oft vorschnell als "übersinnlich" oder "paranormal" bezeichnet werden. Muss man deswegen aber gleich alle solchen Behauptungen in das Reich der Fabel verweisen? Gibt es nicht Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen wir uns heute nichts träumen lassen? Wie überlistet man die eigene Täuschbarkeit, um zwischen bloßen Behauptungen und verlässlicher Erkenntnis zu unterscheiden? Wie kann man die Zuverlässigkeit von parawissenschaftlichen Aussagen - von Akupunktur bis Wünschelrutengehen - mit angemessener Skepsis unvoreingenommen prüfen?
2. Erfolge der Homöopathie - nichts als Placebo-Effekte und Selbsttäuschung? Chancen und Risiken der Außenseitermedizin
Zusammenfassung:
Hat, wer heilt, Recht? Die Homöopathie z.B. scheint sich, wie andere medizinische Außenseiter-Verfahren auch, in der Praxis zu bewähren. Ist also ihre Theorie wahr? Dann muss sie in die wissenschaftliche Medizin integriert werden, an den Universitäten erforscht und gelehrt. Unbestritten ist, dass homöopathische Behandlungen bei nicht wenigen Beschwerden helfen können, also wirksam sind. Hier geht es aber darum, vorurteilsfrei zu beweisen, dass ihre Wirksamkeit über Placebo-Effekte - die positiven Folgen von Scheinbehandlungen - hinausgeht. In seinem Résumé wird Rainer Wolf Gründe dafür anführen, sich homöopathisch behandeln zu lassen um Placebo-Effekte zu nutzen, aber auch Gründe, dies nicht zu tun: Der Nocebo-Effekt macht, dass wissenschaftlich bewährte Behandlungsmethoden weniger gut wirken, wenn man dem Arzt misstraut, weil er ja doch nur „schädliche Chemie" verschreibt.
3. Bildende Kunst und Wahrnehmungstäuschung: Warum wir Gemälde so sehen, wie wir sie sehen (Vortrag mit 3D-Projektion)
Zusammenfassung:
Künstler sind keine Naturwissenschaftler. Mit ihrer schöpferischen Freude am Experimentieren haben sie aber manchmal - intuitiv - Zusammenhänge entdeckt zwischen ihrer Kunst und der menschlichen Wahrnehmung, die die Wissenschaft manchmal erst später verstanden und erklärt hat.
Inhalt:
- Wir sehen, was wir zu sehen erwarten
- Farbensehen im farbenblinden Teil des Sehfeldes
- Das Gefühl für Ästhetik: angeboren oder erworben?
- Entdeckungen der Impressionisten: parallele Bildverarbeitung
- Warum wir abstrahierende Strichzeichnungen "lesen" können
- Das ruhende Auge ist blind. Einsichten der Op-Art
- Wir sehen Farben, wo keine sind
- 3D-Kunst: Wie Maler die Welt wirklich sahen - ?
- 3D mit nur einem Halbbild: Die "Kaleidosphäre" von Dorle Wolf
- "ChromaDepth": Räumliche Tiefe durch Farben codiert
- Wenn wir nicht wahrnehmen, was die Augen "sehen": Wahrnehmungs-"Zensur" nach dem Palmström-Prinzip
- Baselitz: Verfremden durch Auf-den-Kopf-Stellen
- Kognitive Dissonanz als Stilmittel
- Illusion von Form und Kausalität durch den "Gestaltungsdruck" - Quelle esoterischer Irrwege
- Was ist Kunst?
- Platos "Schatten": Gibt es Wege zu verlässlicher Erkenntnis, aus "seiner Höhle" heraus?
Veranstaltungen der „Würzburger Skeptiker"
1. Dr. Rainer Wolf: "Sinnestäuschungen und New-Age-Esoterik: Aktuelle Parawissenschaften kritisch betrachtet" (1993)
2. Dr. Rainer Wolf: "Offener Diskussionsabend über aktuelle Fragen zu Esoterik und Aberglauben"
3. Dr. Rainer Wolf: "Hellsehen live mit Alice" und Fritz Flach: "Teufelsaustreibung: Der Fall Klingenberg"
4. Kurt Riedel: "Hellsehen" und Ralf Wambach: "Geisterstimmen aus dem Jenseits"
5. James Randi: "Science and the Chimera",1993. Videofilm mit deutschen Untertiteln des Vortrags an der Neurologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich (1996)
6. Helmut Fink und Stephan Matthiesen: "Physik und Esoterik: Ist Platz für PSI-Phänomene in der Quantenwelt?" (1996)
7. Wolfgang Hund: "Alles fauler Zauber? Okkulte Phänomene - was steckt dahinter?" (1997)
8. Rainer Wolf: "Erfolge der Homöopathie - nur ein Placebo-Effekt? Chancen u. Risiken der Außenseitermedizin" (1997)
9. Amardeo Sarma: "Wie sollten wir mit Parawissenschaften umgehen?" (1998)
10. Prof. Dr. Peter Kröhling: "Gesundheitsgefahren durch Elektrosmog"? (1998)
11. Prof. Dr. Ernst Habermann: "Vergiftet ohne Gift. Vom Schaden durch Nocebos" (1999)
12. Bernd Harder: Endzeiten, Wendezeiten: Nostradamus - geht am 11. August die Welt unter? (1999)
13. Dr. Martin Mahner, Darmstadt: „Sind Wissenschaft und Religion miteinander vereinbar?" (1999)
14. Prof. Dr. Walter Bongartz, Universität Konstanz: Hypnose - Effekte, Anwendung, Wirksamkeit (2000)
15. Dr. Dr. Walter v. Lucadou, Freiburg: Parapsychologie - der Stand der wissenschaftlichen Forschung (2000)
16. Dr. Rainer Wolf, Würzburg: Was haben "Killerstrahlen" mit der Wiedererweckung von Toten zu tun? Ein Bericht über unsere Würzburger Tests von Rutengängern aus nah und fern (2001)
17. Dipl. Psych. Christian Zwingmann: Neue Religiöse Bewegungen: Möglichkeiten und Risiken aus religionspsychologischer Sicht (2001)
18. Jochen Bergmann, Universität München: Nahrungsergänzungsmittel: Zwischen Lebens- und Wundermittel (2002)
19. Prof. Dr. Hans-Peter Beck-Bornholdt, Universität Hamburg: Der Schein der Weisen. Wie man mit Statistik irren oder lügen kann. Irrtümer und Fehlurteile im täglichen Denken (2003)
20. Dr. Thomas Kettenring, München: Das kann doch kein Zufall sein! Über Denkfehler und Scheinargumente in den Pseudowissenschaften (2004)
21. Dr. Rainer Wolf, Biozentrum der Universität Würzburg: Was alles behauptet wurde, und was wirklich herauskam: die Würzburger PSI-Tests 2004 (2004)
22. Dr. Christoph Bördlein, Bamberg: Von sockenfressenden Monstern und hellseherischen Telefonterroristen. Eine Einführung ins skeptische Denken (2005)
23. Prof. Dr. Wolfgang Hell, Universität Münster: Von Ziegen und Schafen. Der Sechste Sinn und die unbewusste Wahrnehmung (2005)
Im Rahmen der vierten Veranstaltung wurde zu Beginn und Ende eine schriftliche Umfrage bei den ca. 200 Zuhörern gemacht. Sie konnten durch Ankreuzen der Alternativen a) "ja, ich bin ganz sicher", b) "ich glaube daran", c) "keine feste Meinung", d) "ich glaube nicht daran" und e) "ich bin ganz sicher, dass es das nicht gibt" Stellung nehmen zu drei Aussagen:
(1) "Es gibt zwischen Menschen echte Gedankenübertragung außerhalb der bekannten Sinneswahrnehmung", (2) "Gelegentlich hören Menschen Stimmen aus dem Jenseits" und (3) "Parapsychologische Phänomene sind nicht nur Einbildung. Manche grenzwissenschaftliche Erscheinungen sind real (z.B. Einfluss der Sterne auf das Schicksal, Homöopathie, Geistheilung)". Ergebnis: An Gedankenübertragung glaubten anfangs fast 50% der Frauen, aber nur 1/3 der Männer, und am Schluss waren es jeweils 10% weniger. Fast jede fünfte Frau glaubte anfangs an Stimmen aus dem Jenseits, aber nur jeder zehnte Mann; die Zahl der "Gläubigen" nahm während des Abends fast um die Hälfte ab, die der "Ungläubigen" um etwa 10% zu. Knapp ein Viertel glaubte, dass gewisse grenzwissenschaftliche Phänomene real seien. Auch hier stieg die Zahl der Skeptiker um etwa 10%. Mindestens jeder Fünfte entpuppte sich als "dogmatisch" (Kategorie a oder e). Zu lernen war: Ein guter Skeptiker sollte kein Dogmatiker sein.
Forschungsprojekte
- 1994 versuchte die angeblich "steinfühlige" Würzburger Esoterikerin Alice vor versammeltem Publikum der Würzburger Skeptiker vergeblich, unter strengen Doppelblindbedingungen einen Bergkristall, der in einem von jeweils 10 verschlossenen Gefäßen versteckt worden war, zu orten (was ihr beim vorangegangenen Kontrollversuch, bei dem sie sehen konnte, in welches der Gefäße der Stein gesteckt wurde, problemlos "gelang").
- 1989 und 1997 führte ich kontrollierte Doppelblindstudien mit zwei verschiedenen, angeblich strahlenfühligen Personen durch
- 1998 untersuchte ich die angebliche Sichtbarkeit von sog. "Orgon-Strahlen", die sich als Wahrnehmungsartefakt herausstellte und unternahm, angeregt von Homöopathie-Befürwortern, Selbstversuche mit Homöopathika, die sich auf die Befindlichkeit angeblich höchst negativ auswirken.
Diskussion zu Esoterik im Lehrprogramm der Volkshochschulen (VHS)
1996 schrieb ich an die Leitung der VHS Kitzingen, die den zweifelhaften Ruf genießt, in besonders hohem Maß esoterisches Gedankengut unkritisch zu verbreiten: "Angesichts der gegenwärtigen, oft unsachlichen Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern alternativ-medizinischer und parawissenschaftlicher Theorien halte ich es für geboten, aufklärend tätig zu sein und biete Ihnen folgenden Vortrag an: "Alternativmedizin und Parawissenschaften, Esoterik und Okkultismus - nichts als Selbsttäuschung und Aberglaube?"
Aufgrund meiner Inhaltsangabe erhielt ich eine Absage von der Leitung der VHS Kitzingen mit folgender Begründung:
1. ...Ich bin unserer VHS-Tradition, "ganzheitliche" Bildungsarbeit anzubieten, sehr verbunden. Das bedeutet, dass ich Angebote, die sich streng innerhalb EINER wissenschaftlichen Disziplin bewegen, weder heute noch morgen anbieten werde.
2. Insbesondere war ich enttäuscht, dass Sie Ihr Angebot ganz bewusst als "Mogelpackung" verkaufen. Ihr Thema suggeriert eine Abwägung gegensätzlicher Argumente, stattdessen stellen Sie nur die Erkenntnisse Ihrer zwischenzeitlich arg "verstaubten" Disziplin vor. Es ist mir unbegreiflich, wie man heute als Biologe noch einen Vortrag zu diesem Thema machen kann, ohne z.B. Sheldrake`s "morphogenetische Felder" darzustellen. Auch in den Naturwissenschaften (Biologie, Physik, Medizin etc.) haben sich in den letzten Jahrzehnten umwälzende Weiterentwicklungen und Änderungen vollzogen, die man zur Kenntnis nehmen kann, oder auch nicht. Mein Eindruck war, dass Sie sich für das zweite entschieden haben.
3. Da ich selbst zwischenzeitlich auf viele Jahre Erfahrung mit Astrologie, Homoeopathie, Bach-Blueten, Kinesiologie und Radiaesthesie zurückblicken kann und damit sehr viele positive Erfahrungen gemacht habe, kommen mir die Versuche, diese Themen in den Bereich des Aberglaubens ziehen zu wollen, reichlich albern vor. Als ob man mit "Experimenten" "objektiv" prüfen koennte, was Wirklichkeit und was Aberglaube ist.
4. ... So wie Sie im Moment fast alles in einen Topf werfen und aburteilen, ist die Veranstaltung meiner Meinung nach für eine Volkshochschule untragbar.
R. Arndt-Landbeck, VHS Kitzingen
Offener Brief als Antwort an Herrn Arndt-Landbeck:
Ihre Ablehnung meines Angebots, an der VHS Kitzingen vorzutragen, hat mich zwar enttäuscht, aber nicht überrascht. Von anderen Volkshochschulen der Umgebung weiß ich sehr wohl, dass die Ihre dafür verrufen ist, diverse esoterische Vorstellungen unkritisch zu propagieren und unter das leichtgläubige "Volk" zu bringen. Zu Ihren Anmerkungen will ich wie folgt Stellung nehmen.
ad 1) Sie lehnen für Ihre Volkshochschule Lehrangebote ab, "die sich streng innerhalb einer wissenschaftlichen Disziplin bewegen". Ihre Begründung dafuer, "ganzheitliche Bildungsarbeit" anbieten zu wollen, scheint mir allerdings nur ein Vorwand zu sein, um persönlich liebgewonnene para- und pseudowissenschaftliche Ideen zu propagieren. Das Problem ist allerdings: Wenn Sie über Gebiete wie Astrologie, Homöopathie, Bach-Blüten-Therapie, Kinesiologie und Radiästhesie von sogenannten Fachleuten vortragen lassen und dabei die vorliegenden wissenschaftlichen Befunde ignorieren, die sie widerlegen bzw. extrem unglaubwürdig machen, dann bewegen Sie sich ausschließlich innerhalb einer unwissenschaftlichen Disziplin.
Sollten Sie übersehen haben, dass mein Thema dagegen durchaus interdisziplinär angesiedelt ist? Es berührt die aktuelle Evolutionsbiologie und die Wahrnehmungsforschung des Menschen ebenso wie seine Psychopathologie. Unter "ganzheitlicher Bildungsarbeit" verstehe ich, ein Thema von allen Seiten her zu beleuchten. So enthält mein Vortrag beispielsweise eine Folie mit dem Titel: "Gute Gründe, sich homöopathisch behandeln zu lassen" sowie eine zweite Folie "Gute Gründe, sich NICHT homöopathisch behandeln zu lassen".
ad 2) Gegen Ihre Behauptung, ich würde eine "Mogelpackung" anbieten, muss ich mich nachdrücklich verwahren. Ich habe das Thema bewusst ambivalent formuliert, um damit das Interesse sowohl von Skeptikern als auch das von Gläubigen zu wecken. Denn in der Tat zeigt die Erfahrung, dass ein eindeutiger Pro-Vortrag (etwa über den "Segen der Kinesiologie") heutzutage etwa zehnmal mehr Zuhörer anlockt als ein kritischer Vortrag (beispielsweise über das Thema: "Der Placebo-Effekt") - was keineswegs bedeutet, dass Mehrheit ein Indiz für Wahrheit ist.
Es interessiert mich, wie Sie den "Verstaubungsgrad" einer Disziplin messen. Angesichts der faszinierenden Fortschritte der Molekularbiologie, der traditionellen Medizin und der Gehirnwissenschaften, denen es gelingt, mit ihren Denkmodellen dank immer wieder verbesserter Paradigmen die Wirklichkeit Schritt für Schritt besser zu verstehen, fällt es mir schwer, dort größere Mengen an Staub zu finden. In weniger als sieben Jahren verdoppelt sich jeweils das naturwissenschaftliche Wissen, und man hat selbst als Fachwissenschaftler große Mühe, alles mitzubekommen, was an der eigenen Forschungsfront geschieht, und auch die wesentlichen "take-home-messages" anderer Disziplinen angemessen aufzunehmen. Schaue ich hingegen auf die von Ihnen genannten "Wissens"-Gebiete Astrologie, Homöopathie, Bach-Blüten-Therapie, Kinesiologie und Radiästhesie, so hat sich seit ihrer Erfindung an deren Theorien kaum etwas geändert. Angesichts der Tatsache, dass ihre Behauptungen trotz vielfacher Anstrengung immer noch nicht verifiziert werden konnten, fällt es mir schwer zu glauben, dass ihre Erfinder so genial gewesen sein sollten, die Theorie von Anfang an vollkommen richtig aufzustellen. In der Praxis stößt man immer wieder auf dieselben alten, nicht-verifizierten Behauptungen, und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es ganz gewaltig staubt, wenn man es wagt, diese Aussagen kritisch zu hinterfragen und ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Natürlich sind, wie beispielsweise KARL POPPER zeigte, alle Experimente "Theorie-beladen". Und es hindert Sie niemand daran, zu behaupten, dass die Inhalte der von Ihnen propagierten (para- bzw. pseudowissenschaftlichen) Phänomene sich der experimentellen Überpruefung entziehen: dass etwa (aus "noch unerklärlichen Gründen") die Phänomene immer dann völlig verschwinden, wenn sie sich im Experiment in einer kritischen Aufgabenstellung bewähren müssen. Damit allerdings verlassen Sie definitiv das Gebiet der Wissenschaft und öffnen sich wahllos jedwedem esoterischen Unsinn, der sich in der Praxis (angeblich) "bestens bewährt" hat.
Als Biologe habe ich Bücher von RUPERT SHELDRAKE mit ganz besonderem Interesse gelesen, denn die Verifikation seiner Ideen würde einen ganz faszinierenden Paradigmenwechsel bedeuten. Leider sind die angeblichen Belege für seine Thesen bisher nicht überzeugend, und durch das Festhalten an seinen Ideen erweist sich SHELDRAKE als wissenschaftlicher Außenseiter, dessen Behauptungen man getrost ignorieren darf.
Ebenso unvoreingenommen wie meine Themenstellungen sind die experimentellen Ergebnisse, über die ich berichte. Ich setzte allerdings voraus, dass meine Zuhörer in der Lage sind, logische Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Dass manche von ihnen dabei überfordert sind, ist mir schmerzlich klar. Nicht jeder hat in seinem Leben das logische Denken gelernt, das einzige zuverlässige Werkzeug, mit dem man vorurteilsfrei prüfen kann, ob eine Theorie - woher auch immer sie stammen mag - sich bewährt, d.h. ob sie bessere Prognosen über die Wirklichkeit macht, oder nicht.
ad 3) Zu versuchen, Astrologie, Homöopathie, Bach-Blüten-Therapie, Kinesiologie und Radiästhesie in den Bereich des Aberglaubens ziehen zu wollen, kommt Ihnen "reichlich albern" vor? Mir kommt es reichlich albern vor, das nicht zu tun, solange es keinen einzigen glaubwürdigen Beweis dafür gibt. Sollten Sie unter den an der Kitzinger VHS lehrenden Esoterikern auch nur einen einzigen haben, der Beweise vorführen kann, dann empfehle ich Ihnen: Wenden Sie sich an die James Randi Educational Foundation, 201 S. E. Davie Blvd., Fort Lauderdale, FLORIDA 33316-1815, USA, Web page: http://www.randi.org. Diese Gesellschaft hat einen Preis ausgeschrieben von 1 Millionen Dollar (!) für den Nachweis irgendeines beliebigen paranormalen Phänomens. Nach Ihren Aussagen dürften solche Phänomene an Ihrer Volkshochschule gang und gäbe sein. Also lassen Sie sich das Preisgeld nicht entgehen!
ad 4) Es gibt für mich in der Tat nicht nur einen, sondern zwei Töpfe. Der erste enthält alle Theorien, die sich ganz oder zumindest teilweise in - unvoreingenommen durchgeführten - Tests bewährt haben (sie mögen durchaus noch verbesserungsfähig sein). Der zweite Topf enthält alle Behauptungen, die a) durch ebensolche Experimente widerlegt worden sind, b) zwar prinzipiell prüfbar sind, aber bisher noch nicht verifiziert wurden, und c) gegen Widerlegung immunisiert wurden, sich also einer Überprüfung grundsätzlich entziehen und daher im POPPERschen Sinn unwissenschaftlich sind. Es ist nicht meine Schuld, dass sich - nach dem besten Stand des heutigen Wissens - die von Ihnen propagierten Gebiete allesamt im zweiten Topf wiederfinden.
Dabei könnte man es so einfach zeigen, falls derartige Parawissenschaften einen wahren Kern hätten. Bei den ASTROLOGEN beispielsweise haben sich intelligentere Vertreter zwar von Schicksalsprognosen distanziert, bestehen aber nach wie vor auf (statistischen) Zusammenhängen zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und den Geburtsdaten. Wie leicht ließe sich das nachweisen - wenn ihre Theorie stimmte!
Die KINESIOLOGIE behauptet, dass man aufgrund der Armmuskelkraft unterscheiden könne zwischen hilfreichen und schädlichen Medikamenten, die der Proband in einem verschlossenen Fläschchen in der anderen Hand hält. Lassen Sie doch einmal einen "erfahrenen" Kinesiologen mit dieser Methode zehn Fläschchen austesten, von denen fünf eine vitaminhaltige wässrige Lösung und die anderen fünf eine Cyanidlösung enthalten, und bitten Sie ihn dann, die als gut herausgefundenen auszutrinken. Er weigert sich, hält aber dennoch an seiner Kinesiologie fest? Das würde ich gerne erklärt bekommen! (Missverstehen Sie bitte meinen Vorschlag nicht als eine Aufforderung zum Mord).
Und schließlich: Stellen Sie doch bitte einen einzigen RADIÄSTHETEN vor, dem es unter sauberen Doppelblind-Bedingungen gelingt, fließendes Wasser oder gar sogenannte Erdstrahlen statistisch signifikant zu erkennen (das heißt: reproduzierbar mit einer Häufigkeit, die über der Zufallserwartung liegt)!
Angesichts der aktuellen Esoterik-Welle, die von Dummheit und Ignoranz der Konsumenten gefördert wird, frage ich mich: Was ist eigentlich der Auftrag der Volkshochschulen, den sie mit Hilfe von Steuergeldern zu erfüllen haben? Gesichertes, wissenschaftlich bestens begründetes Wissen, von welchen Disziplinen auch immer, aus Topf 1 weiterzugeben, oder unkritisch diversen esoterischen Unsinn aus Topf 2 unter das leichtgläubige "Volk" zu bringen? Wenn Sie es für Ihre Volkshochschule bereits für untragbar halten, einen kritischen Vortrag als Gegengewicht gegen esoterische Fantasievorstellungen anzubieten, dann sehe ich unsere Steuergelder in der VHS Kitzingen gewaltig missbraucht.
Ich fasse zusammen: Gebiete wie Astrologie, Kinesiologie und Radiästhesie als gesicherte Erfahrungswissenschaften zu lehren, bedeutet eine systematische Verdummung der Bevölkerung. Ich bezweifle, dass dies mit dem Auftrag der Volkshochschulen zu vereinbaren ist".
Es erübrigt sich wohl zu sagen, dass ich danach eingeladen wurde, mehrere kritische Veranstaltungen in Kitzingen abzuhalten. An der Zahl des aktuellen Esoterik-Angebots hat sich natürlich nichts geändert: 21 von 33 Veranstaltungsangeboten zum Thema "Geistiges und seelisches Wohlbefinden", sechs von sieben zum Thema "Umwelt und Gesundheit" sowie vier von 16 Veranstaltungsangeboten zum Thema Gesundheit und Entspannung bieten "Esoterik pur".
Rainer Wolf
Brief an den Deutschen Bundestag
z. Hd. des Gesundheitsministers Herrn Horst Seehofer,
Görres-Str. 15, 53113 Bonn
Bedenken gegen die Anerkennung der Homöopathie als Lehrfach an den Universitäten
Sehr geehrter Herr Minister,
wie ich soeben erfuhr, hat Frau Antje Vollmer in Frankfurt / Main anlässlich der Eröffnung des ersten internationalen Homöopathie-Kongresses für chronisch Kranke gefordert, dass die Homöopathie als Lehrfach an den Universitäten etabliert werden sollte. Sinngemäß sagte sie, die Homöopathie müsse endlich den Stellenwert erhalten, den sie durch ihre nachweisbaren jahrhundertelangen Erfolge verdient habe.
Wäre dem wirklich so, würde ich diese Forderung aus vollem Herzen unterstützen. Zwar ist es zweifellos richtig, dass die Homöopathie eine Behandlungsmethode ist, die anhand ihrer Kasuistiken Erfolge vorweisen kann. Dennoch ist es eine Tatsache, dass bis heute keinerlei glaubhaften wissenschaftlichen Beweise dafür vorliegen, dass Homöopathika bessere Heilungserfolge erzielen als Placebos, selbst wenn sie individuell und nach eingehender Anamnese verschrieben werden. Homöopathika haben also offensichtlich keine pharmazeutische Wirkung. Zu Ihrer Information erlaube ich mir, den Text einer Publikation beizulegen, die ich zusammen mit PD Dr. med. Jürgen Windeler/Uni Heidelberg verfasst habe und die im Skeptischen Jahrbuch 1999 erscheinen wird. Ein Zitat daraus:
Hat, wer heilt, Recht? Die Gefahren des Nocebo-Effekts
Was spricht aber denn eigentlich dagegen, medizinische Außenseiterverfahren in der Praxis einzusetzen, solange sich ihre Placebo-Effekte segensreich auswirken? Wer hier nach dem Motto urteilt "wer heilt, hat recht", der irrt. Denn er vergisst etwas ganz Wesentliches: Der Placebo-Effekt der paramedizinischen Behandlung ist nämlich untrennbar gekoppelt mit seinem negativen Gegenspieler, dem "Nocebo-Effekt", und der geht zu Lasten derjenigen Patienten, die sich konventionell wissenschaftsmedizinisch behandeln lassen. Er bewirkt, dass anerkannte, bestens erprobte Arzneien weniger gut wirken, wenn der Patient Angst hat vor der "schädlichen Chemie", die darin enthalten sei, oder wenn er dem Arzt, bewusst oder unbewusst, misstraut. Es ist fast unvermeidlich: Wurde jemand von Wissenschaftsmedizinern vergeblich behandelt und gesundete dann während einer medizinischen Außenseiterbehandlung - sei es durch die Placebo-Effekte oder dank des Spontanverlaufs der Krankheit - so haben die "Schulmediziner" bei ihm künftig schlechte Karten, selbst wenn sie der Patient bei erneuten Beschwerden wieder zuerst aufsuchen sollte: Unbewusst erwartet er Hilfe eher vom Außenseiter. Und so haben wir haben große Sorge, dass der Vertrauensverlust, den die Wissenschaftsmedizin in weiten Bereichen der Bevölkerung erlitten hat, sich sehr nachteilig für die Patienten auswirkt, die - mit Misstrauen im Hinterkopf - sich dennoch von Wissenschaftsmedizinern behandeln lassen. Solange keine wissenschaftlich begründete Therapie bekannt ist, werden von vielen Wissenschaftsmedizinern Placebo-Methoden mit günstigem unspezifischen Effekt bei geringem Risiko, wie etwa die Homöopathie, toleriert, sozusagen als Lückenbüßer für mangelndes Wissen. Denn Hahnemanns Bestreben, "sanft, schnell, gewiss und dauerhaft zu heilen" (Organon, Einleitung, Ausgabe 6B, 1978), wird jeder zustimmen. Das gilt allerdings nur dann, wenn keine Nocebo-Effekte ins Spiel kommen, die sich negativ auf wissenschaftsmedizinische Behandlungen auswirken.
Etwas zu glauben, ist Privatsache. Aber die öffentliche Behauptung, parawissenschaftliche Theorien wie etwa die Homöopathie hätten sich als zutreffend erwiesen, ist es nicht. Die Erkenntnisse der Wissenschaft sind ein kostbarer, kollektiver Besitz der Menschheit, der in der Vergangenheit schwer erkauft worden ist. Märtyrertum und Scheiterhaufen stehen unübersehbar am Weg. Für diesen Besitz, dessen Gültigkeit immer wieder vorurteilsfrei überprüft worden ist, tragen wir alle eine große Verantwortung. Wenn es sich um Behauptungen handelt, die man testen kann - und nur solche gelten definitionsgemäß als (natur)wissenschaftlich - müssen wir daher die Autorität der wissenschaftlichen Methodik in Anspruch nehmen, um die Richtigkeit der Behauptung zu klären. Ein Rückfall in abergläubisches Denken ist ein Prozess, dem die Hüter kultureller Werte nicht gleichgültig zusehen sollten. Es liegt an uns, etwas dagegen zu tun, dass unsere Nachfahren das auslaufende Jahrhundert mit einem Rückfall in das Zeitalter magischen Denkens verbinden werden.
Ich halte paramedizinische Theorien, die wie die Homöopathie wissenschaftlich unbelegt sind, nicht nur für eine geistige Umweltverschmutzung, sondern sehe sie wegen des Noceo-Effekts für unser Gesundheitssystem als schädlich an.
Mit freundlichem Gruß
Dr. habil. Rainer Wolf
Mitglied im Wissenschaftsrat der GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften)