von Amardeo Sarma
Die Frage nach der Einstellung der GWUP zum Thema Klimawandel wird oft gestellt. Wir folgen hier den aktuellen Stand der Wissenschaft, den wir hier kurz zusammenfassen.
Treibhausgase bestimmen die Temperaturen auf der Erde mit
Seit etwa 200 Jahren wissen wir, dass die Erde mehr als 30 ℃ wärmer ist, als sie ohne Atmosphäre wäre. Dass für diese Erwärmung nicht alle Gase der Atmosphäre verantwortlich sind, hat der irische Wissenschaftler John Tyndall 1862 gezeigt. Die Hauptgase der Atmosphäre Stickstoff und Sauerstoff haben so gut wie keinen Effekt. Dagegen fangen Treibhausgase wie Kohlendioxid, Methan und Wasserdampf von der Erde abgestrahlte Infrarotstrahlung auf, strahlen diese dann in allen Richtungen aus. Diese führen zu einer Erwärmung der Erdoberfläche sowie der unteren Atmosphäre.
Eine ähnliche Entdeckung machte etwa zur gleichen Zeit die leider zu wenig bekannte Amerikanerin Eunice Foote. Zur Wirkung des Kohlendioxids schrieb sie: „eine Atmosphäre aus diesem Gas würde unserer Erde eine hohe Temperatur verleihen".
Anthropogener Klimawandel
Seitdem Menschen mit ihren Aktivitäten zusätzlich Treibhausgase erzeugen, vorwiegend Kohlendioxid und Methan, sorgen diese für eine zusätzliche Erwärmung der Erdoberfläche sowie der unteren Atmosphäre. Da eine wärmere Atmosphäre auch mehr Wasserdampf aufnehmen kann, wirkt dieser im Sinne einer positiven Rückkopplung verstärkend.
Der Temperaturanstieg durch eine Verdoppelung des Kohlendioxid-Gehaltes wird seit 1979 stabil auf etwa 3 ℃ geschätzt, wobei durch die Forschung der letzten 50 Jahre hauptsächlich die Unsicherheit dieser Schätzung verringert wurde. Große Abweichungen nach unten und oben (weniger als 2 ℃ oder mehr als 4,5 ℃) können weitgehend ausgeschlossen werden.
Während es in den 80er-Jahren nicht klar war, wie schnell sich diese Änderungen bemerkbar machen werden – genauer gesagt, wie träge die Erde reagiert – sprechen die heutigen Daten eine klare Sprache. Ohne den anthropogenen Effekt hätte sich die Erde eher abgekühlt. Mit ihm haben wir bereits eine Temperaturerhöhung von 1 ℃ bei einer Erhöhung des Kohlendioxidgehaltes um 60 %, wobei sich ein Teil der Erwärmung durch die Trägheit der Erde erst in der Zukunft manifestieren wird.
Dieser Aspekt ist gemeint, wenn im Kontext des Klimawandels vom Konsens der Wissenschaft gesprochen wird. Heute sind wir sicher, dass die Menschheit durch Ausstoß von Treibhausgasen die Erde erwärmt hat und dass diese Erwärmung weiter zunehmen wird. Daraus folgt auch, dass positive Temperaturextreme (Hitzewellen) häufiger werden und negative Temperaturextreme (Kältewellen) abnehmen werden. Da bei höheren Temperaturen die Atmosphäre mehr Wasserdampf aufnimmt, wird die Niederschlagsmenge ebenfalls zunehmen. Durch die höheren Temperaturen kommt es zum Schmelzen der Eismassen auf der Erde, unter anderem der Gletscher und der geringeren Eisdecke an der Arktis.
Unsicherheiten bei regionalen Trends
Neben diesen sicheren Erkenntnissen gibt es in anderen Bereichen regionale Trends, die bereits erkennbar, aber weniger sicher sind und wir daher nicht von wissenschaftlichem Konsens sprechen können. Genauso, wie ein kalter Winter in einer bestimmten Region nicht als Argument gegen den anthropogenen Klimawandel gilt, ist auch nicht jedes Extremwetterereignis auf den Klimawandel zurückzuführen. Empfehlenswert hierzu sind stets die Berichte des IPCC, primär von WG1 und WG2. Dort sind auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft die Trends und die jeweiligen Unsicherheiten zusammengefasst.
An dieser Stelle gehen wir nicht im Detail auf Fragen von Trends und Unsicherheiten ein. Es ist wichtig festzustellen, dass sich der wissenschaftliche Konsens im Sinne weitgehender Sicherheit oft nicht auf solche Fragen ausweiten lässt. Diese Fragen finden sich in der wissenschaftlichen Diskussion, viele noch ohne abschließende Antwort.
Einschätzung der Maßnahmen
Bei Beurteilung der Maßnahmen gegen den Klimawandel spielen politische und weltanschauliche Präferenzen eine entscheidende Rolle. Dies gilt selbst dann, wenn alle Beteiligten die Erkenntnisse der Wissenschaft berücksichtigen.
Es kommt darauf an, welches Ziel wir verfolgen. Es ist sogar denkbar, den Stand der Wissenschaft in seiner Gesamtheit anzuerkennen und dennoch keinerlei Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Wenn das Risiko besteht und akzeptiert wird, dass die Erde im Extremfall in vielen Regionen unbewohnbar werden könnte, kann es die persönliche oder weltanschauliche Präferenz sein, zum Beispiel aus religiösen Gründen oder im vollständigen Vertrauen auf den Markt, nichts aktiv dagegen zu unternehmen. Wichtig: In solchen Fällen sollten diese Präferenzen klar benannt werden, statt die wissenschaftlichen Grundlagen der globalen Erwärmung in Frage zu stellen.
Die Forderung, unsere Energieversorgung auf 100 % erneuerbare Energien umzustellen, stellt keinen wissenschaftlichen Konsens dar. Dies gilt auch für jede Kombination eines Energiemixes. Auch die Frage, wie stark der Fokus auf Anpassung an eine Temperaturerhöhung oder deren Vermeidung gelegt werden soll, ist kein Gegenstand des wissenschaftlichen Konsenses, sondern von politischen Prioritäten. Solche Fragen kann „die Wissenschaft“ nicht beantworten. Sie kann die Grundlage liefern und Gruppen wie der IPCC können die Sachlage zusammenfassen.
Die Entscheidung über Maßnahmen ist eine politische und gesellschaftliche, die zwar den wissenschaftlichen Sachstand berücksichtigen sollte, jedoch in gleichem Maße relevante gesellschaftliche Faktoren, Einschränkungen und Präferenzen berücksichtigen muss. Die Politik muss das Ziel formulieren. Das kann und sollte „die Wissenschaft“ nicht.