Kreationismus ist die Lehre, derzufolge das Universum bzw. das Leben auf der Erde von einem übernatürlichen Wesen erschaffen wurde. Grundlage kreationisitischer Vorstellungen sind meist religiöse Schöpfungsmythen, wie z. B. die Schöpfungsgeschichte im biblischen Buch Genesis. Viele Kreationismus-Anhänger treten mit wissenschaftlichem Geltungsanspruch auf und stehen damit in Opposition zu den Erkenntnissen der Kosmologie, Geologie und Evolutionsbiologie.
Kreationistische Vorstellungen sind unter fundamentalistischen und evangelikalen Christen verbreitet. Auch im Islam haben sie beträchtlichen Einfluss.
Man kann verschiedene Formen des Kreationismus unterscheiden. Bedeutsam sind:
- Kurzzeit-Kreationismus (auch: Junge-Erde-Kreationismus): Anhänger vertreten bei wörtlicher Auslegung des biblischen Buchs Genesis die Ansicht, dass die Erde vor höchstens 10 000 Jahren von Gott erschaffen wurde. Wissenschaftliche Datierungsmethoden werden von Kurzzeit-Kreationisten als fehlerhaft verworfen.
- Langzeit-Kreationismus (auch: Alte-Erde-Kreationismus): Man akzeptiert ein hohes Alter der Erde. Es werden unterschiedliche Schöpfungsmodelle vertreten, z. B, dass zwischen den Schöpfungstagen lange Zeiträume gelegen haben oder dass es sich bei den Schöpfungstagen um Zeitalter handelt .
- „Wissenschaftlicher Kreationismus“; Seine Vertreter behaupten, dass Kreationismus eine Wissenschaft sei und eine Alternative zur Evolution darstellt. Sie gehen in der Regel davon aus, dass Gott die Erde in jüngerer Zeit erschaffen hat und sehen diese Auffassung durch empirische Belege gestützt. In diesem Rahmen deuten sie beispielsweise Fossilien als Zeugnisse einer globalen Sintflut, wie sie in im Buch Genesis geschildert wird.
- Evolutionistischer Kreationismus Nach dieser Lehre hat Gott die Lebensformen erschaffen und mit Hilfe der Evolution verändert. Evolutive Veränderungen werden als Resultate direkter göttlicher Einwirkung und nicht von Selektionsprozessen betrachtet. Vielfach wird von einer gezielten evolutiven Höherentwicklung mit dem Endziel „Mensch“ ausgegangen.
- Theistischer Evolutionismus: Vertreter glauben, dass Gott die Naturgesetze geschaffen hat und in ihrem Rahmen agiert. Sie akzeptieren eine Evolution auf der Basis natürlicher Selektion. Es wird davon ausgegangen, dass Gott gelegentlich steuernd in den Evolutionsprozess eingreift.
- Intelligent Design-Kreationismus (ID): In dieser Lehre wird die Auffassung vertreten, dass Leben zu komplex sei, um durch natürliche Prozesse entstanden zu sein. Als Urheber nehmen ID-Verfechter einen „intelligenten Designer“ an, dessen Eigenschaften jedoch so vage beschrieben werden, dass sich die Auffassung einer wissenschaftlichen Prüfung entzieht.
- Islamischer Kreationismus: Das hohe Alter der Erde wird anerkannt, nicht aber die Evolution. Die Sintflut fand statt, war aber nach dieser Auffassung nur ein regionales Ereignis. Es wird davon ausgegangen, dass Gott permanent in die Welt eingreift. Die Intelligent-Design Auffassung spielt keine Rolle, da Gott ohne Design schafft.
Inge Hüsgen, Prof. Dr. Dittmar Graf
Link:
AG Evolutionsbiologie im Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin
Literatur:
- Kutschera, U. (2007): Kreationismus in Deutschland. Fakten und Analysen. LIT, Münster.
- Skeptiker 4/2003: Themenheft Kreationismus
Stand: 15.03.2009