Der Begriff Esoterik (griech. esoterikos, innerlich; Gegensatz: exoterisch, nach außen gewandt) bezeichnete ursprünglich eine Geheimlehre, die nur einem Kreis von Eingeweihten zugänglich ist. Heute wird „Esoterik“ als Sammelbegriff für verschiedene Modelle der Welterkenntnis verwendet, gemeinsam sind ihnen der Anspruch auf ein “höheres“ Wissen und die Ablehnung von wissenschaftlichen Methoden der Erkenntnisgewinnung. Der praktische Teil derartiger Weltanschauungen wird Okkultismus genannt.
Die Geschichte der Esoterik lässt sich bis in der Spätantike zurückverfolgen, als die Gnostiker versuchten, Geheimnisse religiösen Glaubens durch philosophische Überlegungen zu ergründen und auf diese Weise letztlich die Erlösung zu erlangen.
Prägender Einfluss der Renaissance war eine Schriftensammlung aus dem 2./3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, die auf die mythische Gestalt Hermes Trismegistos zurückgeführt wurde. Der Kernsatz „Wie oben, so unten“ behauptet eine Analogie von Mikrokosmos und Makrokosmos und wirkt bis heute in Homöopathie und Astrologie nach. Einflussreiche Vertreter der Esoterik in der Neuzeit sind Freimaurer, Rosenkreuzer, Theosophie, Anthroposophie.
Die moderne Esoterik (etwa seit 1970) hat den Charakter einer Geheimwissenschaft und Weltanschauung verloren und zeichnet sich weitgehend durch Unverbindlichkeit aus. Prägende Merkmale sind Vermischung von Elementen aus Weisheitslehren von Kulturen aus aller Welt, Kommerzialisierung und ein weitgehend unrealistisches Machbarkeitsdenken. Ein zentraler Weit der Esoterik-Szene ist die Selbstverwirklichung des Individuums.
Inge Hüsgen, Wolfgang Hund
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Evangelische Informationsstelle Kirchen – Sekten – ReligionenStand: 15.03.2009