Das UFO-Phänomen von Greifswald - Ein deutscher Klassiker
Werner Walter
Immer wieder werden irgendwo auf dem Globus sogenannte unidentifizierte Flugobjekte (UFOs) beobachtet, deren Natur und Herkunft dem Betrachter verschlossen bleiben. Manche Vorfälle dieser Art sind so spektakulär, dass sie zu Dauerbrennern der „UFO-Beweisführung“ werden und eine gewisse „Unsterblichkeit“ erlangen. Einer dieser Klassiker ereignete sich in Deutschland, und zwar am Abend des 24. 8. 1990. Im Ostseeraum über dem sogenannten „Greifswalder Bodden“ nahe der polnischen Grenze erschienen mysteriöse kugelförmige Lichter, die von vielen Menschen mehr als eine halbe Stunde lang beobachtet werden konnten. Als „Greifswald-UFOs“ wurde dieses Phantom der Lüfte weltweit bekannt, und Mecklenburg-Vorpommern tauchte erstmals auf der paranormalen Landkarte auf.
Der Fall begann für uns vom „Centralen Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene“ (CENAP) mit einer Bild-Schlagzeile vom 1. 9. 1990: „Atomphysiker filmten UFOs – leuchtend weiße Teller im Formationsflug“. Entlang der Küste und auf der Ferieninsel Rügen sowie weiter im Landesinneren bis nach Greifswald hätten unzählige Menschen plötzlich „Lichtertrauben“ am Himmel auftauchen und dann gemächlich herabsinken sehen. Sieben leuchtende Kugeln seien gegen 20.00 bis 20.30 Uhr gemächlich vorbei geschwebt, angeordnet „wie eine Traube“, und seien lautlos zwischen Rostock und Usedom verschwunden. 50 Bewohner der Ostseeküste sollen die Himmelserscheinung ausgemacht und der Polizei gemeldet haben. Auch vom Ferienheim „Solidarität“ bei Rostock aus wurden die Objekte gesehen. In Greifswald nahm das Ehepaar Iwanowa das fantastische Ereignis sogar auf Video auf und inspirierte damit, siehe oben, die Boulevardpresse.
Obwohl meine Kollegen vom CENAP und ich selbst seit 1973 in der UFO-Forschung tätig sind und wir seit 1976 auch UFO-Sichtungen überprüfen – so etwas hatten wir noch nicht gehört. Erste Nachfragen verliefen im Sande. Die Volkspolizei in Rostock wusste angeblich von nichts.
Als wir schließlich eine Videokopie der Aufnahmen von den Iwanowas erhielten, staunten wir noch mehr. Was war auf dem Film der russischen Ärzte in Greifswald zu sehen? Eine relativ eng gepackte Formation von rötlich-weißen Lichtern zieht leicht schwankend am dunklen Himmel dahin, und immer wieder funken links abgesetzt Lichtblitze auf, die aber anscheinend nichts mit dem eigentlichen Phänomen zu tun haben. Der Abstand der Lichter untereinander bleibt nicht exakt konstant, vielmehr verschieben sie sich relativ zueinander ein wenig.
Dann berichtete die Zeitung Der Demokrat aus Rostock am 25. 1. 1991, dass der sowjetische Dolmetscher Waleri Winogradow in Richtung Eldena in der Abenddämmerung sieben leuchtende Kugeln gefilmt habe, die scheinbar regungslos am Himmel erschienen waren. Nur durch den Sucher gesehen bewegten sie sich ganz leicht: „Eine Seite hatte Licht, die Rückseite blieb dunkel.“ Immer neue Formationen bildeten die Lichter. Von Rostock war das Phänomen etwa zwei bis drei Kilometer entfernt. „Allmählich ließ das Schimmern der Kugeln nach und plötzlich verschwanden sie. Es sah so aus, als ob sie sich im Himmel aufgelöst hätten.“ Ein weiterer Anwohner im Hause von Winogradow habe das Ganze ebenfalls gefilmt.
Der als „UFO-Baron“ bekannte Bestseller-Autor Johannes von Buttlar verkündete ob dieser scheinbar unwiderlegbaren Beweise im Sensationsblatt Super Illu: „Außerirdische sind unter uns.“ (v. Buttlar 1991). 100 Zeugen seien es gewesen, die einen Pulk silbrig leuchtender Flugkörper gesehen hätten. Auch ein Name wurde in dem Artikel erwähnt: Dem Greifswalder Franz Klien sollten Fotoaufnahmen der Erscheinung gelungen sein. Alle Bemühungen unsererseits, ihn ausfindig zu machen, scheiterten jedoch. Es war damals so gut wie unmöglich, von Mannheim aus Kontakte mit der örtlichen Bevölkerung herzustellen; das Telefonnetz war so kurz nach der „Wende“ noch nicht ausgebaut, und sogar an Telefonbücher kamen wir kaum heran. Schlechte Voraussetzungen für Untersuchungen und Recherchen aus der Ferne.
Michael Hesemann, Chefredakteur der esoterischen UFO-Zeitschrift Magazin 2000, konnte also unwidersprochen erklären, dieser UFO-Fall sei die „bestbezeugte UFO-Sichtung in Deutschland“ (Hesemann 1992). Johannes von Buttlar (1991) gab sich überzeugt, die hier zu sehenden Objekte seien „eindeutig“ keine Satelliten, sondern „offensichtlich gesteuerte Objekte in intelligenter Formation.“ Fand da eine „außerirdische Inspektion über dem berühmt-berüchtigten AKW Greifswald statt?“, fragte sich Hesemann weiter. Und im Zuge der Zeit tauchten immer mehr Zeugen auf, die die Erscheinungen aus verschiedenen Positionen filmen konnten, mehr als die Hälfte davon entlang der Küste und damit definitiv weit draußen über der Ostsee. Seltsam nur, dass dies fast alles Westdeutsche waren, die erstmals ihren Urlaub in dieser Gegend verbrachten. Nach und nach kamen wir auch an verschiedene dieser Filmaufnahmen heran, die das Geschehen aus unterschiedlichen Richtungen zeigten und seine objektive Realität bewiesen. Sollten es Heißluftballone gewesen sein? Aber in der alten DDR war private Luftfahrt verboten, und dass sich so schnell nach dem Mauerfall im November 1989 ein gut gerüsteter Ballonfahrer-Klub organisieren und ausstatten konnte, bezweifelten wir. Entsprechende Nachfragen bei Ballonfahrer-Klubs bestätigten diese Einschätzung.
Am 5. 11. 1992 strahlte das bayerische Fernsehen die Talksendung „Live vom Ostbahnhof“ aus. Auf Anregung des Chefs der UFO-Forschungsgruppe MUFON-CES, Illobrand von Ludwiger, wurde das Greifswald-UFO-Videomaterial vorgeführt: „Die Leute möchten doch mal sehen, wie so was aussieht.“ Er betonte, dass es sich hier nicht um Leuchtspurmunition und auch nicht um Luftspiegelungen handeln könne. Am 17. 6. 1993 zeigte auch Rainer Holbe in seiner Reihe „Phantastische Phänomene“ auf SAT.1 die Aufnahmen des Ehepaars Kaiser aus Ennepetal, das die Lichtertrauben von Rügen aus videografierte. Und selbst die ARD stellte am 24. 10. 1994 in der Primetime-UFO-„Reportage“ (verantwortlich: NDR-Unterhaltung) den Fall Greifswald als den überhaupt „best-dokumentierten UFO-Fall“ vor. Von Ludwigers Spekulationen in diesem Fall verdichteten sich derweil in Richtung „Plasmabälle“ von enormer Energieleistung, Durchmesser je Plasmaball: 17-19 m. Michael Hesemann trat zu jener Zeit auf einer UFO-Konferenz in Budapest vors Publikum und erklärte: „Selbst die hauptberuflichen UFO-Gegner und Entlarver konnten trotz ihrer verzweifelten Versuche keine konventionelle Erklärung“ für die Greifswalder UFO-Geister finden. Luc Bürgin schrieb in seinem Herbig-Buch „Mondblitze“: Die wissenschaftlichen UFO-Forscher mögen unvorsichtig sein, sie mögen sich vielfach irren, doch bemühen sie sich stärker als die organisierten Skeptiker-Organisationen (CENAP, GEP & GWUP), zunächst Beweise für die Echtheit des Phänomens herauszufinden und erst danach zu entscheiden, was das alles bedeuten könnte.“ Er freute sich, dass sogar „Werner Walter diesmal keine Erklärung einfiel“, auch wenn er mir ansonsten immerhin „clevere Ideen“ bescheinigte.
Aber UFO-Phänomen-Untersuchung sind eben keine „Ruck-Zuck“-Boulevard-Affäre für einen Tag. Es kann schon mal dauern, bis die Informationen so weit komplett sind, um eine abschließende Bewertung vornehmen zu können. Genauso war es auch hier. Gut Ding will manchmal Weile haben. Aber dann ging es recht flott, bis die Lösung gefunden war – aufgebracht nicht von den aus dem Westen strömenden Urlaubern, sondern von den Einheimischen.
Vom N3-Fernsehen erhielt ich eine Einladung zur Live-Talkshow „UFOs & Außerirdische“ in einer Hamburger Markthalle. Ich erkannte die Chance, weitere Informationen über den Greifswald-Fall zu erhalten, da der Sender bis ins „Zielgebiet“ ausstrahlte und ich so die Öffentlichkeit um Unterstützung bitten konnte. Es gelang mir sogar, der Redaktion Frau Kaiser mit ihrem Videofilm schmackhaft zu machen, damit die Sache auch „rund“ wird. Die Ausstrahlung erfolgte am 27. 9. 1994, parallel verschickte ich eine ganze Anzahl von Pressemitteilungen an die Medien im Ostseeraum, so dass drei große Blätter am Sendetag auch Artikel veröffentlichten und auf mein Anliegen hinwiesen. Schon am nächsten Morgen zeitigte die Aktion Erfolg. Viele Menschen riefen mich an (die Telekom hatte in einer gewaltigen Anstrengung das Telefonnetz in den neuen Bundesländern inzwischen radikal erneuert), die das Greifswald-Phänomen ebenso gesehen hatten. Aber es waren auch Leute wie das Ehepaar Katrin und Horst Fritz aus Karlsburg darunter, die so etwas schon 1986 beobachtet hatten – weitere Zeugen sollten sich später immer wieder melden, die zu unterschiedlichen Zeiten vorher und nachher genau dasselbe im besagten Gebiet sahen. Steffen Pichollek aus Greifswald etwa war im August 1990 mit dem Segelboot auf dem Greifswalder Bodden unterwegs gewesen und sah diese Erscheinungen, hielt sie aber für militärische Leuchtziele, die aufgelassen und dann von Peenemünde aus beschossen wurden. Pichollek: „Ich habe das nie als UFO angesehen.“ Auch Frau Peitersen, die heute in Berlin lebt, hatte an jenem Abend vor Greifswald die Lichter gesehen, sie aber als „Leuchtraketen der Armee“ erkannt, die zu Übungszwecken unter Feuer genommen wurden. Die Geschosse flogen scheinbar durch die Traube und explodierten links davon. Als sie dann Holbes Sendung sah, konnte sie nur den Kopf „über solch einen UFO-Quatsch“ schütteln. Schiffsführer Erwin Kollath war an besagtem Abend mit seiner Fähre zwischen dem Festland und Rügen unterwegs, als er etwas sah, was er bereits von früher kannte: „An Fallschirmen hängende Leuchtbomben, vielleicht von schwedischen oder polnischen Einheiten, so was haben wir hier doch schon immer gehabt. Ich weiß, dass die Zeitungen über UFOs schreiben, aber das ist alles Quatsch!“ Auch Ingolf Diense aus Zarndorf nannte das Phänomen klipp und klar „Leuchtkugeln an Fallschirmen“, die bis zu zehn Minuten lang leuchten.
Der entscheidende Hinweis aber kam schließlich durch Herrn Dr. med. Lueder Stock aus Stralsund, der mit seiner Frau an jenem Freitagabend ebenfalls weit draußen mit seiner Jolle segelte. Er bezeugte, genau gesehen zu haben, wie von Seeseite her die Leuchtkugeln zunächst mit Hilfe von kleinen Raketen an Bord eines Kriegsschiffes hochgeschossen wurden, dann einzeln in einer groben Formation aufflammten und gemächlich an überdimensionalen Fallschirmen in der aufsteigenden Thermik der aufgeheizten Ostsee dahinsegelten. Der Fall wurde also verzögert und parallel entstand ein Auftrieb, wodurch im Endeffekt ein Schweben zustande kam. Dr. Stock gehörte ebenfalls zu jenen, die solche „UFO-Formationen“ schon öfter dort gesehen hatten: „Diese Erscheinung ist dem Nachtsegler in unserem Revier bekannt. Außerdem habe ich als ehemaliger NVA-Offizier selbst mehrfach daran teilgenommen, wenn man diese bei uns im Insiderjargon ,Tannenbäume‘ genannten Ziele hochschoss. Sie müssen wissen, dass diese Leuchtkugeln sehr hoch gelangen und dann als Übungsziele für Infrarotspürkopf-Boden-Luft-Raketen dienen, man kann ja schlecht an echten Flugzeugen üben. Im aktuellen Fall kamen die eingesetzten Raketen eindeutig aus polnischer Richtung. Auf einem Film kann man ja sogar die Explosionen – in Form kurzer Lichtblitze – solcher Raketen sehen. Sie werden mich fragen, warum man den Raketenfeuerschweif der herankommenden Geschosse nicht sehen kann. Dies ist ganz einfach zu erklären. Während des Abschusses am Boden und während etwa der Hälfte des Fluges sind diese Feuerschweife deutlich auszumachen, dann fliegt die Rakete allein vom Schub getragen noch ein gutes Stück weiter, und nur ihre Abstrahldüse glüht hell nach. Dann verlöschen die Leuchtziele etwa in der Reihenfolge ihres Erscheinens.“
Über die Zeitschrift Luftwaffen-Forum in Bonn erreichte Hansjürgen Köhler (CENAP) schließlich Herrn Franz-Lorenz Lill, ehemaliger Pressesprecher der ostdeutschen Luftwaffe. Dieser wusste zusätzliche Details einzubringen. Das Sichtungsgebiet über der Ostsee, östlich von Rügen und nördlich von Usedom hin zur polnischen Seite, war einst die Luftschießzone II des Warschauer Pakts gewesen, wo militärische Übungen verschiedener Art durchgeführt wurden. Hierbei wurden von Jagdflugzeugen entweder sogenannte FLG-Raketen zur Gefechtsfeldbeleuchtung vom Himmel gelassen, die an Fallschirmen herabsegelten, oder man schoss eben von Kriegsschiffen aus Leuchtbombenziele für Raketen mit Infrarotspürköpfen in den Himmel. Besonders die heute nicht mehr existierende Nordgruppe der Sowjetstreitkräfte, welche auf polnischem Boden bei Scheuna stationiert war, verwendete solches Material ausgiebig im genannten Raum. Rudolf Henke (damals noch GWUP) konnte schließlich beim Bonner Verteidigungsministerium in der Luftwaffenpressestelle Oberstleutnant Booth überzeugen, sich die ARD-UFO-Sendung am 24. 10. 1994 anzuschauen, von der wir wussten, dass sie den Fall Greifswald mit neuen Filmbeweisen aufgreifen würde. Tags darauf bestätigte OTL Booth, dass die gezeigten UFOs nichts weiter als „Signalbomben“ (Fachjargon West: „Feuertöpfe“) waren, die viele Minuten lang an Fallschirmen hängen und leuchten.
Ich stellte die Ergebnisse 1996 in meinem Buch „UFOs: Die Wahrheit“ (Walter 1996) vor, doch die UFOlogische Gemeinde lehnte die Erklärung ab und spottete gehässig. Von Ludwiger tauchte in späteren TV-Sendungen auf, um zu betonen, dass die Skeptiker-Erklärungen alles Unfug seien, weil dies ja nie und nimmer „Leuchtspurmunition“ sein könne (was auch niemand behauptete) und Leuchtsignalfackeln niemals bis 45 Minuten lang leuchten könnten (was ebenfalls niemand im Lager der sachkundigen UFOlogie-Kritiker behauptete). Das scheinbar „fremdartige“ Geheimnis liegt einfach darin, dass während der militärischen Übung mehrere solcher Formationen an den Himmel befördert wurden und diese einzelnen Formationen dann über einen Gesamtzeitraum von 45 Minuten gesehen werden konnten. Daher ist es auch kein Wunder, wenn die vorliegenden Videoaufnahmen einzeln immer nur ein paar Minuten lang sind. Und wo Feuer ist, da gibt es bekanntermaßen auch Rauch. MUFON-CES-Vertreter treten zwar gerne im TV auf und zeigen diverse Greifswald-Videos, darunter sogar solche, bei denen es an der Basis der Objekte verdächtig stark und wie bei einer Leuchtsignalfackel glimmt; doch einen entlarvenden Film führen sie nicht vor, was für uns UFO-Kritiker ein echtes „Cover Up“ ist, also nicht mehr und nicht weniger als der Versuch der gezielten Verschleierung. Auf einem bisher nie öffentlich zugänglich gemachten „Geheim“-Film von MUFON-CES, dem sogenannte Videofilm #6 von Rügen, treten sogar Rauchschweife zu Tage. Der typische Abbrenn- oder Flackereffekt ist übrigens schon in der ARD-UFO-„Reportage“ zu sehen. Auf einem MUFON-CES-Video # 5 erkennt man, wie die ganze Formation mit 15 km/h Windgeschwindigkeit und diesen Wind ausnützend auf Peenemünde zutreibt. Also, was will man mehr an Informationen, um die Erklärung akzeptieren zu können?
Dennoch ist laut Wladislaw Raab (1996) unsere banale und nachvollziehbare Lösung des Geheimnisses „Phantasie“, und all unser Bemühen um Erklärung eine „Käse-Produktion“, die „nicht einmal ansatzweise“ durch Recherchen untermauert sei. Deswegen sei die CENAP-Aufklärung von Deutschlands größtem UFO-Zwischenfall schlichtweg „Nonsens“. Auch die österreichischen MUFON-Vertreter Helmut Lammer und Oliver Sidla erfreuen die UFO-Gemeinde mit dem Seitenhieb, dass „leider Henke, Walter und einigen ihrer Kollegen für die Aufklärung von schwierigen UFO-Sichtungen die intellektuelle Fähigkeit zur Erkenntnis, logisches Denken, ein scharfer Geist und die fachmännische Qualifikation fehlt“ (Lammer und Sidla 1996).
Dabei sind die Greifswald-„UFO“-Lichter nicht gerade einmalig: Am Abend des 2. 8. 1967 bereits gab es wegen einer ähnlichen Erscheinung in Cape Ann, Massachusetts, UFO-Alarm. Ungefähr einen Monat später sah man entlang der Küste von Connecticut, Rhode Island und Cape Cod ähnliche Objekte am Himmel. Und selbst das russische St. Petersburg wurde am 19. 2. 1997 von derartigen UFO-Formationen heimgesucht, die während einer militärischen Übung über dem Ladoga-See auftauchten. Dank der aktiven Mitarbeit von GWUP-Mitglied Volker Guiard aus Rostock konnten wir hiervon hervorragendes Videomaterial erhalten, welches genau das selbe Phänomen wie in Greifswald zeigt. Am 13. 3. 1997 stieg das UFO-Fieber wegen einer solchen Erscheinung am Abendhimmel von Phoenix, Arizona, wobei ebenfalls mehrere Videoaufnahmen entstanden – und nicht zuletzt ein vergleichbarer Medienwirbel wie hierzulande um die Greifswald-UFOs. Doch in diesem Fall hat zumindest ein US-Mitglied von MUFON, gegen den heftigen Widerstand der ganzen UFOlogischen Bewegung, kundgetan, dass diese Erscheinungen nichts weiter als von Flugzeugen abgeworfene Signalfackeln waren. All diese Ereignisse haben eine bedeutsame Gemeinsamkeit: Sie passierten a) im Einzugsgebiet militärischer Übungsanlagen und b) während militärischer Operationen, was angesichts der Lösung des Rätsels auch niemanden verwundern kann, abgesehen von den Freunden des Fantastischen natürlich.
Literatur
- Buttlar, J.v. (1991): Super Illu, 6, 31. 1. 1991, S. 12
- Hesemann, M. (1992): Magazin 2000, 1/1992, S. 5
- Lammer, H., Sidla, O. (1996): UFO-Nahbegegnungen - Ein Meilenstein der UFO-Forschung. Herbig, München
- NN (1990): Atomphysiker filmten UFOs. Bild-Zeitung, 1. 9. 1990, S.1
- NN (1991): Der Demokrat, 25. 1. 1991, S. 7
- Raab, W. (1996): UFO-Report 1/1996, München
- Walter, W. (1996): UFOs - Die Wahrheit. Heel-Verlag, Königswinte
Werner Walter, Geb. 1957 in Mannheim, Einzelhandelskaufmann der Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, Amateurastronom. Seit 1976 Leiter des CENAP (Centrales Erforschungsnetz au ßergewöhnlicher Himmelsphänomene). Als früherer UFO -Gläubiger" aufgrund der Untersuchung von mehr als 500 UFO -Meldungen zum Kritiker der UFOlogie mutiert. Herausgeber der UFO-kritischen Zeit schrift CENAP-Report. Gründungsmitglied und ehemali ger Fachbereichsleiter UFOs" der GWUP. Anschrift: Eisenacher Weg 16, 68309 Mannheim Thema Das UFO-Phänomen von Greifswald Ein deutscher Klassiker Werner Walter Immer wieder werden irgendwo auf dem Globus sogenannte unidentifizierte Flugobjekte (UFOs) beobachtet, deren Natur und Herkunft dem Betrachter verschlossen bleiben. Manche Vorfälle dieser Art sind so spektakulär, dass sie zu Dauerbrennern der UFO-Beweisführung" werden und eine gewisse Unsterblichkeit" erlangen. Einer dieser Klassiker ereignete sich in Deutsch land, und zwar am Abend des 24.8. 1990. Im Ostseeraum über dem sogenannten Greifswalder Bodden" nahe der polnischen Grenze erschienen mysteriöse kugelförmige Lichter, die von vielen Menschen mehr als eine halbe Stunde lang beobachtet wer den konnten. Als Greifswald-UFOs" wurde dieses Phantom der Lüfte weltweit bekannt, und Mecklenburg-Vorpommern tauch te erstmals auf der paranormalen Landkarte auf.
Anhang: UFO-Klassiker aus dem deutschsprachigen Bereich
Nähere Informationen finden sich im CENAP-Report (CR)
6. 8. 1954: UFO-Sichtungswelle in Darmstadt, worüber sogar tags darauf das Hamburger Abendblatt berichtet. Diverse punktförmige Objekte werden am Abendhimmel ausgemacht. Die Planeten Mars und Saturn stehen gerade prominent am Himmel, begleitet werden sie vom Fixstern Antares. (CR 118, S. 19)
2. 12. 1957: Über dem Großraum Hamburg erscheint ein greller, hellgrün leuchtender Feuerball. Bald darauf soll bei Großmoor ein UFO versunken sein. Viele vermuten den „Sputnik“ dahinter, doch es entpuppt sich als eine Signalrakete. (Harburger Anzeigen und Nachrichten, Dezember 1957)
13. 8. 1963: Einige Bürger aus St. Gallen (Schweiz) sehen einen rot-orangenen Feuerball schweben und dann verbrennen. Der Fall findet sogar Einzug in das Pentagon-UFO-Projekt „Blue Book“ und wird dort als „unidentifiziert“ gestempelt. Doch es ist nichts weiter als ein Miniatur-Heißluftballon. (CR 179, S. 13)
27. 8. 1966: Halb Süddeutschland steht in UFO-Panik, nachdem ein Wetterballon von Stuttgart aus startet. (CR 100, S.23, CR 119, S. 8)
27. 9. 1975: Am Abendhimmel von Buchholz in der Nordheide wird ein seltsam anzuschauendes Objekt ausgemacht. Erklärung: Jupiter. (CR 5, S. 4)
1. 6. 1976: Unzählige deutsche Urlauber auf Gran Canaria werden mit einem spektakulären, aus dem Wasser auftauchenden Lichtobjekt konfrontiert, das europaweit für Schlagzeilen sorgt. Erst vor einigen Jahren wurde festgestellt, dass dieses „UFO“ nichts weiter als ein nächtlicher Raketenstart von einem abgetauchten U-Boot aus war. (CR 7, S. 9)
25. 12. 1976: Am Abendhimmel machen einige Personen, darunter auch CENAP-Mitbegründer Hansjürgen Köhler, eine seltsam anmutende Lichterscheinung über Stunden hinweg aus. Über CB-Funk wird regional zur UFO-Pirsch gerufen. In der eiskalten Nacht war aber nur der Stern Sirius für die Irritation verantwortlich. (CR 113, S. 25)
31. 12. 1976 - 1. 1. 1977: Rings um Saarbrücken und Heidelberg sehen Dutzende einen orange-roten Feuerball dahinschweben und dann verbrennen. In Partylaune hatten hier jeweils Silvester-Feiergruppen Miniatur-Heißluftballone aufsteigen lassen. (CR 13, 14 und 15)
24. 2. 1977: In Langenargen wird am Faschingsdienstag ein Feuerball am Himmel aufblitzen gesehen. Ein Beobachter will Wesen ähnlich dem Frosch Kermit aus der Muppet-Show gesehen haben. Der Vorfall gilt in bestimmten UFO-Kreisen als einer der besten UFO-Entführungsfälle. Das Objekt geht auf einen Feuerballboliden zurück, die Wesen entstammen der Vorstellungskraft des Betroffenen. (CR 14, 150 und 166)
31. 12. 1978: Alarm in England wegen einer „UFO-Flotte“. Bei Nienburg an der Weser findet gleich danach ein „deutscher Roswell-UFO-Crash“ statt. Leider war nur ein Teil des russischen Satelliten Kosmos 1068 in der Erdatmosphäre verglüht, eine Raketendüse schlug in Deutschland ein. (CR 109, S.13, CR 171, S. 13)
8. 1. 1980: Garlstedt bei Bremen erlebt eine gewaltige UFO-Aufregung. Am Abendhimmel erscheint ein hell-strahlendes Objekt. Es ist die Wiederkehr des Sterns von Bethlehem. (CR 48, S.22, CR 50, S. 11)
Anfang August 1985: In Konstanz wird mehrfach am Abendhimmel eine „UFO-Birne“ ausgemacht und mit Feldstechern beobachtet. Ein Blick in die Sternkarte hätte aber gezeigt, dass dies nur der Planet Jupiter war. (CR 127, S. 34)
5. 11. 1987: In Hameln will ein junger Mann beim Pilzesuchen zufällig eine Fliegende Untertasse fotografiert haben. Bild berichtet bundesweit über die Sensation. Ein schlichtes Trickfoto! (CR 145, S. 36)
Ende Januar 1988: In Frankenthal geht der UFO-Schrecken um, nachdem mehrere Menschen des Nachts immer wieder seltsame Objekte mit dreieckig angeordneten Lichtern in weiß, rot und grün sehen. Doch nebenan liegt ein Militärflugplatz mit nächtlicher Flugaktivität. Durch den Presserummel angeregt, wird zusätzlich auch noch die Venus als UFO angesehen. (CR 145, S. 23, CR 147, S. 35)
Dieser Artikel erschien im "Skeptiker", Ausgabe 4/1999.