1 Einleitung
Auf den ersten Blick scheinen Esoterik und Physik nichts miteinander zu tun zu haben. Warum sollte also ein Physiker über Esoterik sprechen? Auf den zweiten Blick ergibt sich ein anderes Bild. Betrachten wir ein einziges Heft der Zeitschrift Esotera (Januar 1996), und zwar nur den redaktionellen Teil, also ohne Berücksichtigung der Anzeigen. Dort werden die esoterischen Aussagen mit folgenden Fachausdrücken der Physik verbunden bzw. auf sie gestützt (die Zahlen in Klammern geben die Seitenzahlen an):
Titelseite : Sternenkraft, Hyperwelt; (3):Gestirnkonstellation, "Zeitqualität"; (4):energetische Kraftpunkte, Energiezentren; (5): Kausalitäts-Verletzung, Zeittunnel, Zeitschock, Zeitmaschine, Zeitreisen; (10): Kosmobiologie, Orte der Kraft, Wasser-Kraft des Lebens; (16): Bioresonanz-Therapie, Quantenphysik, elektromagnetisches Schwingungsspektrum, Biophotonen; (19): plutonische Energien; (20): Die Kollektivplaneten. Uranus - der radikale Reformer. Neptun - der grenzenauflösende Verschmelzer. Pluto - der Transformator im Dienste der kollektiven Evolution; (40): rückwärtslaufende Zeit, Reflexwellen; (41): Relativitätstheorie, zyklische Zeit, Mehr-Welten-Realität; (42): Quantenphysik, Hologramm, Allgemeine Relativitätstheorie; (43): Hilbert-Raum; (46): Raum, Zeit, Materie; (48): Vierdimensionale Welt, Hyperwelt; (49): Gravitation, Quanten-Auffassung, Hyperwelt-Frequenz, paraphysikalisches Phänomen, Materialisation, Levitation, lokales Biogravitationsfeld, Schwarze Löcher, Weiße Löcher, materielle Raumzeit-Welt, "Interdimensionale" aus der Hyperwelt, subatomarer Quantenbereich; (50): Magnetometer, Tri-Feld-Meter, magnetische Felder, elektromagnetische Felder, Mikrowellenfelder, elektrostatische Feldanomalie, Infraschall, Ultraschall, spektrale Erscheinungen, anomale Feldfluktuationen; (65): energetische Präparate, Schwingungsenergie, energetische Planeten- und Edelsteinessenzen, Elektro-Smog; (66): energetische Ungleichgewichte, Planetenkonstellation, energetische Disharmonie, Element-Energie, Tierkreis- Planeten- oder Farbenergie, energetische Schwingungen, energetische Tropfen; (67): kosmische Energie, kosmische Kräfte, kosmo-zyklischer Zeitpunkt, kosmische Schwingungen, Energie aller Planeten als "Transzendentes Weiß"; (68): Energiekur.
Damit ist die Frage, warum ein Physiker über Esoterik sprechen sollte, beantwortet: Weil die Esoteriker über Physik sprechen!
2 Schulen der Esoterik
Mit „Esoterik" wurde ursprünglich eine Geheimlehre bezeichnet, die nur einem kleinen inneren (gr. esoteros = innen) Kreis von Eingeweihten zugänglich war. Im Gegensatz dazu gibt es im 20. Jahrhundert offene esoterische Lehren, wie sie z.B. in der Zeitschrift „esotera" zum Ausdruck kommen. Ich konzentriere mich im folgenden auf die zwei offenen Esoterik-Schulen des 20. Jahrhunderts, die heute in Deutschland die größte gesellschaftliche Wirksamkeit entfalten.
2.1 Dethlefsen/Dahlke
Ein Gang durch Esoterik-Buchhandlungen zeigt die Bestseller der Schule Dethlefsen/Dahlke. Die Bücher „Schicksal als Chance"[1] bzw. „Krankheit als Weg"[2] erfreuen sich seit Jahren stets neuer Auflagen. In der Zeit vom 30. Januar bis 2. März 1997 wurden zu Dahlkes Buch „Krankheit als Symbol"[3] unter dem Thema „Die Botschaft der Krankheit" 29 Vorträge und Seminare in 23 Städten gehalten; in der Zeit vom 8. - 25. Januar 1998 finden 18 Vorträge in 18 Städten und 6 Tagesseminare in 6 Städten statt.[4]. Allein diese Zahl macht die gesellschaftliche Bedeutung und die Nachfrage nach Esoterik dieser Schule deutlich.
2.2 Steiner
Rudolf Steiner (1861 - 1925) war der Begründer der Anthroposophie.[5] Nach seiner Lehre arbeiten allein in Berlin-Brandenburg 8 Waldorfschulen, zahlreiche Kindergärten und das anthroposophisch geleitete Krankenhaus Berlin - Havelhöhe. Die Weleda-Werke stellen Arzneien nach Rudolf Steiners Lehre her. Gemessen an seinem Erfolg dürfte Rudolf Steiner einer der wirkungsmächtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts sein. Seine Anhänger (weltweit ca. 50000, in Deutschland 20000) lassen weder einen Zweifel an ihrer Verehrung für den Gründer der Anthroposophie noch an ihrem Anspruch, weite Bereiche der Wissenschaft und Gesellschaft nach Rudolf Steiners Lehre gestalten zu wollen. (Die folgenden Zitate sind numeriert, um sie leichter kommentieren zu können).
Zitat Nr. 1: „Der Österreicher Rudolf Steiner ist der größte Esoteriker des 20. Jahrhunderts, bahnbrechend auf dem Gebiet der Menschenkunde, der Karma-Forschung, der spirituellen Kosmologie sowie der okkulten Erforschung des Christentums und der europäischen Geistesgeschichte. Er verband größte Spannweite der geistigen Wahrnehmung mit klarster begrifflicher Durchdringung. In der Gesamtausgabe seiner Werke liegen vierzig Bände Schriften und ca. 270 Bände von Nachschriften seiner rund 6000 Vorträge vor. Seine künstlerische Arbeit begründete neue künstlerische Strömungen, u.a. in der Architektur (durch die Goetheanum-Bauten) und der Bewegungskunst (Eurythmie). ... Aus dem europäischen Kulturstrom eine solche Erkenntnisart zu entfalten, die in ihrer Gediegenheit der Naturwissenschaft verwandt ist, das war die Lebensleistung Rudolf Steiners. Die von ihm Anthroposophie (Bewußtsein des Menschentums) genannte erkenntnismäßige Erschließung der verschiedenen geistigen Seinsbereiche, mit denen das menschliche Leben verknüpft ist, kann nicht nur dem einzelnen Menschen bedeutende Lebensorientierung geben, sondern erschließt Impulse für alle Gebiete der Kultur. Sie hat vielen bedeutenden Persönlichkeiten ermöglicht, ihren Kulturleistungen und sozialen Impulsen neue, fruchtbare Dimensionen zu geben. Die aus der Anthroposophie hervorgehenden Leistungen auf den Gebieten von Pädagogik, Heilpädagogik, Medizin, Landbau und Architektur finden weltweite Beachtung."[6]
Diese Beschreibung der Anthroposophie durch ihre Anhänger stützt sich auf Steiners eigene programmatische Aussagen, wobei der Anthroposoph als Geheimwissenschafter bezeichnet wird:
Zitat Nr. 2: „Der Geheimwissenschafter will den Wert der Naturwissenschaft nicht verkennen, sondern ihn noch besser anerkennen als der Naturwissenschafter selbst. Er weiß, daß er ohne die Strenge der Vorstellungsart, die in der Naturwissenschaft waltet, keine Wissenschaft begründen kann. Er weiß aber auch, daß, wenn diese Strenge durch ein echtes Eindringen in den Geist des naturwissenschaftlichen Denkens erworben ist, sie festgehalten werden kann durch die Kraft der Seele für andere Gebiete."[7]
3 Grundaussagen der Esoterik
Ich behandle im folgenden drei Grundaussagen der Esoterik, die sich in allen ihren Schulen - wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung - finden:
3.1 Wie oben so unten
Ausgangspunkt aller Esoterik ist die Lehre des Hermes Trismegistos. Hermes Trismegistos, zu deutsch der dreifach mächtige Hermes, war ein Priester, der etwa 300 v. Chr. lebte. Daher liest man auch den Begriff "hermetische Philosophie" als gleichbedeutend mit Esoterik. Nach Ansicht der Esoteriker wußte Hermes Trismegistos alles, was man überhaupt wissen kann. Dieses Universalwissen stellte er in 15 Sätzen dar, die er auf smaragdene Tafeln schrieb (tabula smaragdina). Diese 15 Sätze faßte er schließlich in einem einzigen Satz zusammen, der die Grundlage der Esoterik bildet. Der Satz lautet: "Wie oben so unten."
Der bekannte Esoteriker, Astrologe, Homöopath, Reinkarnationstherapeut und Bestsellerautor Thorwald Dethlefsen kommentiert diesen Satz so:
Zitat Nr. 3:"In diesen fünfzehn Thesen [des Hermes Trismegistos] ist alles Wissen zusammengefaßt, das dem Menschen jemals zugänglich ist. Der Text beschreibt die Schöpfung dieses Universums und gleichzeitig die Herstellung des alchemistischen Steins der Weisen. Für den, der diesen Text ganz versteht, werden alle Bibliotheken überflüssig, denn er besitzt die ganze Weisheit, "daran fehlet nichts, es ist ganz vollkommen" [15. These]. Uns interessiert an dieser Stelle vorläufig nur die These 2: "Dasjenige, welches Unten ist, ist gleich demjenigen, welches Oben ist: Und dasjenige, welches Oben ist, ist gleich demjenigen, welches Unten ist, um zu vollbringen die Wunderwerke eines einzigen Dinges." Diese Aussage, die meist verkürzt mit den Worten "wie oben so unten" wiedergegeben wird, ist der Schlüssel zur hermetischen Philosophie. Dahinter steht die Annahme, daß überall in diesem Universum, oben und unten, "im Himmel und auf Erden", im makroskopischen wie im mikroskopischen Bereich, auf allen Ebenen der Erscheinungsformen die gleichen Gesetze herrschen."[8]
Diese Aussagen werden von Dethlefsen auf die heutige Physik gestützt:
Zitat Nr. 4: „Die Esoterik sieht seit altersher in der Trennung von innen und außen ein Kunstprodukt des polaren menschlichen Bewußtseins, das durch Bewußtseinserweiterung zu überwinden ist. Der Mensch (Mikrokosmos) entspricht nach ihrer Auffassung vollkommen der Welt (Makrokosmos), alle Prinzipien, die sich innen finden lassen, müssen auch außen wirken und umgekehrt. Dieses Gesetz, das in der Kurzform "Wie oben so unten, wie innen so außen" die Essenz esoterischen Denkens auf die kürzeste Formel bringt, eröffnet Zugang zu den verschiedensten scheinbar unerreichbaren Ebenen. Während die Wissenschaft alle Bereich und Ebenen für sich bearbeiten und erforschen muß, kann die Esoterik von jeder Ebene auf jede andere schließen. Solch analoges Denken bis vor kurzem von der Wissenschaft belächelt, zeigt sich seit neuestem eben dieser Wissenschaft als der Weisheit bisher letzter Schluß. Die der Wirklichkeit angemessensten Gesetze seien die Symmetriesätze, sagen die Atomphysiker. "Wie oben so unten" ist aber ein klassischer Symmetriesatz. Übrigens ist er auch im einzigen von Christus selbst überlieferten Gebet enthalten. Im Vaterunser beten wir "Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden". [Hervorhebung im Original M. L.] In einer ihrer Disziplinen, der Astrologie, schließt die Esoterik z.B. gerade vom Himmel auf die Erde und stellt die entsprechenden Analogbezüge her. An dieser Stelle kann man sehr leicht ein weit verbreitetes Mißverständnis durchschauen. Esoterisches Denken ist prinzipiell analoges Denken und niemals kausal. Zwischen den Planeten am Himmel und dem Geschehen auf Erden wird folglich von esoterischer Astrologie niemals ein ursächlicher Zusammenhang behauptet. Der Saturn beeinflußt die Menschen genau so wenig wie die Menschen den Saturn. Es handelt sich hier nicht um Kausalität, sondern um synchrones Analoggeschehen. Schon aus dem Wissen, daß Zeit eine Illusion ist, kann Esoterik nicht auf Kausalität setzen, bedarf diese doch immer einer linearen Zeitvorstellung mit einem Vorher und einem Nachher" [9]
Nachdem das esoterische Analogieprinzip auf die moderne Physik gestützt wurde, ermöglicht es dem Esoteriker, die gesamte Welt des Mikro- und Makrokosmos zu erforschen.
Zitat Nr. 5:„Ähnlich wie ein Virus als eigenständiger Organismus für unser Vorstellungsvermögen zu klein ist, ist die Entfernung von 10 Millionen Lichtjahren für unsere Vorstellung zu groß. Wir sind in unserer Erkenntnis immer auf eine „mittlere", uns als Mensch angemessene Größenordnung angewiesen. Alles was darunter und darüber liegt, ist entweder uns nur noch durch Hilfsmittel oder meist überhaupt nicht mehr zugänglich. Hier hilft der geniale Schlüssel „wie oben, so unten" weiter. Denn dieser Satz erlaubt uns, unsere Betrachtungen und Erforschungen der Gesetze auf den uns zugänglichen Bereich zu beschränken, um dann die gemachten Erfahrungen auf die anderen, uns unzugänglichen Ebenen analog zu übertragen. Dieses Analogiedenken gestattet es dem Menschen, das gesamte Universum ohne Grenzen begreifen zu lernen. ... An einer späteren Stelle werden wir die Anwendung dieser Methode am Beispiel der Astrologie nochmals konkret behandeln."[10]
Zitat Nr. 6:„Weiterhin sollten wir uns darüber im klaren sein, daß die Außenwelt aus den gleichen archetypischen Prinzipien aufgebaut ist wie die Innenwelt. Das Gesetz der Resonanz besagt, daß wir immer nur mit dem in Kontakt stehen können, zu dem wir in Resonanz stehen. Diese Überlegung, die in "Schicksal als Chance" ausführlicher dargestellt ist, führt zur Identität von Außenwelt und Innenwelt. In der hermetischen Philosophie wird diese Gleichheit von Außenwelt und Innenwelt bzw. von Mensch und Kosmos in die Worte gekleidet: Mikrokosmos = Makrokosmos."... „Fassen wir zusammen: Der Mensch als Mikrokosmos ist ein Abbild des Universums und enthält die Summe aller Seinsprinzipien latent in seinem Bewußtsein."[11]
Nach Margit und Rüdiger Dahlke sind Mikro- und Makrokosmos nicht nur analog zueinander aufgebaut, sondern auch auf eine physikalisch ganz reale Weise miteinander verbunden. Dies ergibt sich aus einem der wichtigsten quantenphysikalischen Experimente der letzten Jahrzehnte, dem Experiment nach Einstein-Podolsky-Rosen (EPR).
Zitat Nr. 7: „Eines der Experimente, die die mechanistische Weltsicht widerlegten, sei hier kurz skizziert. Es geht in seiner Planung noch auf Einstein, Rosen und Podolsky zurück und wurde von dem englischen Physiker David Bohm durchgeführt. Dabei werden in einem Teilchenbeschleuniger subatomare Teilchen erzeugt. Diese treten jeweils als spiegelbildliche Zwillinge auf. Wenn etwa ein negativ geladenes linksdrehendes Elektron auftritt, muß als Gegenpol auch ein positiv geladenes rechtsdrehendes Positron entstehen. Die Atomphysiker haben nun gelernt, solche Teilchen durch besondere Felder zu beeinflussen. Dabei trat immer wieder folgendes unerklärliche Phänomen zu Tage: Wird eines der beiden Teilchen in seinen Eigenschaften von außen geändert, geschieht bei seinem Zwillingsteilchen automatisch eine gegensinnige Zustandsänderung, ohne daß dieses Teilchen von außen in irgendeiner Form beeinflußt worden wäre. Noch unerklärlicher war diese Tatsache, daß diese automatische Mitveränderung des Zwillingsteilchens im selben Moment stattfand, es also nicht die geringste Möglichkeit für eine Informationsübermittlung zwischen den beiden gab. Es war, also würde das Prinzip der spiegelbildlichen Gegensätzlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes unter allen Umständen und um jeden Preis aufrechterhalten. Der englische Physiker John Bell ging dem Phänomen mathematisch nach und belegte schließlich im sogenannten Bell'schen Theorem, daß es sich um eine Gesetzmäßigkeit handelt. Damit war das Kausalitätsprinzip wissenschaftlich beerdigt. Bell ging aber noch einen Schritt weiter, indem er aufzeigte, daß es sich nicht um ein auf den subatomaren Raum beschränktes, sondern um ein generell gültiges Gesetz handelt. Alle sogenannten phasenverriegelten Teilchen (Teilchen, die im selben Augenblick aus derselben Quelle hervorgegangen sind) hängen für immer zusammen. Geht man davon aus, daß unser Universum aus einem Urknall hervorgegangen ist, wie die Wissenschaft lehrt, dann sind auch alle an dieser Urexplosion beteiligten Materiephasen verriegelt bzw. auf immer miteinander verbunden; und zwar auf eine nicht kausale und uns bisher nicht verständliche Art."[12]
Aus dem quantenphysikalischen EPR-Experiment leiten Margit und Rüdiger Dahlke eine Verbindung zu Buddhismus, Hinduismus und New Age sowie den Allzusammenhang des Universums ab.
Zitat Nr. 8:„Wenn aber alle Materie auf diesem Planeten und in diesem Sonnensystem aus dem Urknall stammt, hängt in diesem Universum alles mit allem zusammen. Das ist nun eine Aussage, die sich ganz identisch auch in den uralten Schriften buddhistischer und hinduistischer Tradition findet und eine der Grundlagen der Esoterik bildet. Hier ist auch der Punkt, an dem neuerdings Physiker auf die Esoterik stoßen, einfach weil sie erleben, daß viele ihrer allerneuesten Erkenntnisse bereits seit Jahrtausenden in der esoterischen Tradition überliefert werden. Diese Begegnung von moderner Physik und alter esoterischer Tradition hat nicht unwesentlich zur Entstehung jener als New-Age-Bewegung populär gewordenen Erscheinung beigetragen."[13]
Diese EPR-Verbindungen erklären auch Hellsehen und Telepathie.
Zitat Nr. 9: „Synchronizität bezeichnet jenes unerklärliche Phänomen der Gleichzeitigkeit, wie es uns bei dem physikalischen Versuch mit den phasenverriegelten Zwillingsteilchen begegnet war. Die beiden Teilchen verhalten sich absolut synchron, wofür es keinerlei kausal-logische Ursache gibt. Für den Bereich der Psychologie hat C. G. Jung die Synchronizität ebenfalls als das der Wirklichkeit angemessenere Gesetz erkannt. Auch hier können wir es uns nicht erklären, haben aber eher die Möglichkeit, sein Wirken zu erfahren. Wenn wir etwa an einen Menschen denken müssen, den wir seit Monaten aus den Augen verloren hatten, und der Betreffende ruft im selben Moment an. Wir sprechen bei solchen Erlebnissen der Synchronizität gern von unerklärlichen Zufällen."[14]
Durch die Quantenphysik der Teilchen verschwindet auch die Subjekt-Objekt-Trennung und bestätigt die alte esoterische Lehre mit mathematischer Genauigkeit.
Zitat Nr. 10: "Eines Tages wacht man aus dem Traum auf, den wir tagsüber träumen, um zu staunen, wie sich unsere für wirklich gehaltene Welt ins Nichts auflöst - Maja, Illusion, Schleier nur, der uns den Blick für die eigentliche Wirklichkeit verhängt. Wer unserer Argumentation folgte, mag einwenden, daß zwar die Umwelt nicht in der äußeren Form existiere, wie wir sie wahrnehmen, daß aber dennoch eine solche Außenwelt als solche existiere, eben aus Teilchen bestehend. Doch auch das trügt. Denn auf der Ebene der Teilchen läßt sich die Grenze zwischen Ich und Nicht-Ich, zwischen Innen und Außen nicht mehr finden. Einem Teilchen sieht man nicht mehr an, ob es noch zu mir oder schon zur Umwelt gehört. Hier gibt es keine Grenze. Hier ist alles eins. Genau das meint ja die alte esoterische Lehre "Mikroskosmos = Makrokosmos". Dieses "ist gleich" gilt hier mit mathematischer Genauigkeit." [15]
Die Aussage „wie außen, so innen" wird auch von Rudolf Steiner zur Deutung der kosmischen Entwicklung bis hin zur Verwendung der Nahrungsmittel herangezogen.
Zitat Nr. 11: "Also auf die Lebensweise, nicht in Bezug auf das Äußere, sondern in Bezug auf das, was vom Menschen verdaut und verarbeitet werden soll, kommt es an, und darüber kann überhaupt niemals jemand auf Grund einer bloß materialistischen Wissenschaft etwas wissen. Da muß man sich klar sein, daß alles, was um uns herum ist in der weiten Welt als Makrokosmos, einen Bezug hat zu unserem komplizierten Inneren, zu dem Mikrokosmos, daß also ein jedes Nahrungsmittel, das gefunden werden kann, in einem ganz bestimmten Zusammenhang steht mit dem, was in unserem Organismus ist. Wir haben es ja hinlänglich kennengelernt, wie der Mensch eine lange Evolution durchgemacht hat, wie die ganze äußere Natur als eine Ausstoßung des Menschen gebildet worden ist. Wir sind immer wieder in den verschiedenen Betrachtungen zurückgegangen bis zu alten Saturnzeit. Da haben wir gefunden, daß auf dem alten Saturn nichts anderes da war als bloß der Mensch, und daß gleichsam der Mensch, die menschliche Evolution, die anderen Naturreiche ausgeschieden hat, Pflanzenreich, Tierreich und so weiter." [16]
3.2 Urprinzipien, Vertikales Weltbild
Der Satz "Wie oben so unten" ist die erste Grundlage der Esoterik. Die einzelnen Schulen unterscheiden sich darin, wie weit sie in diesen Folgerungen gehen.
Die zweite Grundlage der Esoterik ist eine Aussage über die Welt selbst, sie ermöglicht die konkrete, wissenschaftlich - quantitative Anwendung des Analogieprinzips. Danach ist die Welt aus zehn Urprinzipien aufgebaut, die sich in allen Seinsschichten vom Makrokosmos bis hinab zum Mikrokosmos wiederfinden. Daher spricht man auch von einem vertikalen Weltbild. Diese Lehre wird ganz konkret in Beziehung gesetzt zum Periodischen System der Elemente, wie es in der Physik und Chemie gebraucht wird. Alle Materie ist aus den etwa 90 Elemente des Periodischen Systems aufgebaut, sonst wären es keine Elemente. Ebenso besteht jedes Fernsehbild, wie farbig es auch sein möge, aus nur drei Grundfarben, Rot, Grün, Blau, denn mehr Farben kann die Fernsehröhre nicht erzeugen. In gleicher Weise besteht auch alles in der Welt aus nur zehn Urprinzipien.
Zitat Nr. 12: "Der Mensch löst seinen Blick von der waagerechten Einteilung der Welt in Ebenen und entdeckt, daß diese Ebenen von senkrechten Prinzipienketten durchzogen werden. Da jede Erscheinung lediglich ein bestimmter Ausdruck eines Urprinzips ist, wird die gesamte Erscheinungswelt auf einmal zum Gleichnis dieser höheren Wirklichkeit - und man beginnt zu verstehen, was Hermes Trismegistos mit den Worten ausdrücken wollte: "Das was oben ist, ist auch das, was unten ist""[17]
Die Analogie der Urprinzipienlehre mit dem Periodischen System der Elemente ermöglicht auch die Verbindung zur Astrologie.
Zitat Nr. 13: „Letztlich ist das auf dem Atommodell aufbauende Periodensystem der Elemente, wie wir es aus der Chemie und Physik kennen, das gängigste Urprinzipiensystem der Welt, von allen Wissenschaftlern anerkannt und weltweit gelehrt. ... Der Schritt vom Periodensystem, den Urprinzipien der Naturwissenschaft, zu jenem noch umfassenderen, die neben der Materie auch noch die Welt des Geistigen und der Ideen umfassen, ist eigentlich naheliegend. Auch die Naturwissenschaft sucht seit jeher nach übergreifenden Prinzipien, die das Ganze unter einen Hut bringen könnten. Im Bereich der esoterischen Philosophie ist solch ein umfassendes System nicht eigentlich gefunden worden, sondern scheint von Anfang an vorhanden gewesen zu sein. Seit Menschengedenken und bereits in den ersten Spuren menschlicher Zivilisation finden sich Hinweise auf Urprinzipien, oft im Zusammenhang mit Astrologie. Auch heute noch ist die Astrologie jene Disziplin, die am offensten und ausdrücklichsten mit Urprinzipien umgeht und darauf aufbaut. Ursprünglich kannte man sieben Urprinzipien, die mit den Namen der klassischen Götter belegt wurden, oder zwölf im Zusammenhang mit den Tierkreiszeichen. Heute werden im allgemeinen zehn Urprinzipien genutzt, die die Namen der zehn heute bekannten Planeten tragen, welche wiederum mit Götternamen aus dem Pantheon der Antike bezeichnet sind. „[18]
Die auf der Urprinzipienlehre basierende Esoterik vereinigt einen weiten Bereich der Erkenntnisse und Lebenführungsregeln.
Zitat Nr. 14: "Sie wurde oft totgesagt, dennoch boomt die Esoterik unvermindert und scheint das durch die etablierten Religionen, die einseitig materialistische Schulmedizin und eine an Statistiken orientierte Psychologie entstandenen Vakuum an Sinnfindung und praktischen Selbsterfahrungsmöglichkeiten auch weiterhin auszufüllen. Um so mehr muß es erstaunen, daß nur wenige Zugang zur Grundlage und gemeinsamen Basis aller esoterischen Disziplinen, der Urprinzipien- oder Archetypenlehre, finden. Dabei handelt es sich um jene Ursprache aus Symbolen, die sowohl dem Tarot wie auch der Alchemie, der Astrologie und allen mantischen[19] Systemen zugrunde liegt und die auch bei den Krankheitsbilder-Deutungen angewandt wird. Genaugenommen gibt es im Bereich der Esoterik nichts, was nicht auf dieser Urtypenlehre basiert oder doch zumindest erst durch sie Tiefe und Sinn bekommt."[20]
Das Urprinzipiensystem der Esoterik wird am Beispiel der Planeten konkretisiert.
Zitat Nr. 15: „Wie für das Urprinzipiensystem der Physik und Chemie gilt auch für das noch umfassendere System der Esoterik, daß sich alles ohne Ausnahme aus diesen Bausteinen zusammensetzen muß, sonst wären es keine Urprinzipien. Gäbe es irgend etwas Materielles in dieser Schöpfung, das nicht aus den gut 100 bekannten Atomen bestünde, müßten sie ihren Anspruch, Urprinzipien zu sein, sogleich einbüßen. Ganz entsprechend kann es auch nichts in dieser Schöpfung geben, das nicht auf die zehn übergeordneten Urprinzipien Sonne und Mond, Jupiter und Saturn, Mars und Venus, Merkur, Uranus, Neptun und Pluto zurückgeht. In manchen Bereichen wie der Farbenlehre ist uns ein Urprinzipiendenken völlig vertraut. Unser Fernsehbild baut sich lediglich aus drei Grundfarben auf, die in unzähligen verschiedenen Mischungen die ganze Vielfalt der Farbigkeit auf den Bildschirm zaubern" [21]
Das Urprinzipiensystem kann experimentell geprüft werden, denn es umfaßt nicht nur Planeten, sondern auch ganz konkret Tiere, die menschliche Gesellschaft und Wirtschaftsgüter.
Zitat Nr. 16: „Noch genauer heißt dies, daß zu unserer Uridee x in jeder Ebene der Wirklichkeit ein bestimmter Repräsentant von x gefunden werden kann. Wir werden also sowohl im Tiereich als auch bei den Pflanzen, im Mineralreich wie auf der Ebene des Menschen etwas Konkretes finden, das auf dieser Ebene der Wirklichkeit die Uridee x repräsentiert. Läßt sich das x nicht auf jeder beliebigen Ebene entdecken, so würde unser x nicht den Titel "Uridee" verdienen." ... Jedem Urprinzip muß auf der Ebene der Tierwelt ein bestimmtes Tier entsprechen. Ist mir diese Entsprechung bekannt, so kann ich von jedem Prinzip ein Tier nehmen und diese zusammen in einem Zoo vereinigen. Aus der Beobachtung, wie sich diese Tiere gegenseitig verhalten, müßte man Rückschlüsse sowohl auf die Ebene der Urprinzipien als auch auf andere konkreten Ebenen machen können, das heißt man schließt in der Analogie aus der Beobachtung einer Ebene auf eine andere Ebene. ... So könnte man rein theoretisch von der Beobachtung der Tiere auf Pflanzen, die sozialen Parallelen der Menschen oder das Verhalten der Brauereiaktien schließen. Ein solches Denken nennt man Analogieschluß, es hat mit Kausalität nicht das geringste zu tun. ... In der Praxis eignen sich aber nicht alle Ebenen gleich gut. So würde ich jedem von dem als Beispiel skizzierten "Urprinzipienzoo" für den täglichen Gebrauch abraten. ...[22]
Anstelle der Experimente im Zoo bietet sich jedoch der Himmel an.
Zitat Nr. 17: „Auf der Suche nach einer idealen Beobachtungsebene bot sich jedoch der Sternenhimmel als besonders ergiebig an. Die Ebene des Himmels vermischt sich nicht mit anderen, und das mathematisch faßbare Verhalten der Himmelskörper macht eine Interpolation für Vergangenheit und für Zukunft möglich, ohne daß wir auf eine ständige Beobachtung angewiesen sind. Da der Himmel mit seinen Körpern genauso eine Wirklichkeitsebene wie jede andere ist, mußten auch in ihr Repräsentanten für alle Urprinzipien zu finden sein. ... Jenes System, das die 7 Urprinzipien lehrt und deren Auswirkungen auf die verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit untersucht, heißt Astrologie. Wenn die Astrologie vom Saturn spricht, meint sie in Wirklichkeit das Urprinzip Saturn. Erst bei der rein praktischen Arbeit benützt die Astrologie zur Beobachtung dessen Repräsentanten, den Himmelskörper Saturn. Die Astrologie ist und bleibt die Lehre von den Urprinzipien, nicht von den Sternen. Die Planeten sind eine praktikable, jedoch ersetzbare Ebene. Wer Astrologie wirklich kann, braucht mit der Zeit diese Ebene kaum noch, weil er gelernt hat, die Prinzipien in allen Ebenen zu erkennen."[23]
Die Urprinzipienlehre ergibt nicht nur ein Ordnungsmuster für die Erscheinungen der Welt, sondern führt auch zu konkreten Handlungsanweisungen für einen einzelnen Menschen:
Zitat Nr. 18: „Wir können beispielsweise errechnen, daß ein Mensch in den nächsten Monaten in eine "Saturnphase" kommt... Unsere Ratschläge lauten etwa wie folgt: Sie sollten in der nächsten Zeit alle expansiven Bemühungen einstellen, alle Gesellschaften und Parties meiden sowie alles, was mit Zerstreuung, Unterhaltung und Üppigkeit zu tun hat. Tragen Sie in der nächsten Zeit möglichst ausschließlich schwarze Kleidung und machen Sie häufige Spaziergänge über Friedhöfe. Wenn es Ihnen irgendwie möglich ist, richten Sie sich einen Raum ein, in den Sie sich allein zurückziehen können. Dieser Raum sollte karg sein und auf das Notwendigste beschränkt: ganz weiß oder schwarz gestrichen, als Wandschmuck eventuell die dreizehnte Tarotkarte (Tod). Auf Ihren Arbeitstisch eventuell einen Totenkopf oder eine Sanduhr stellen. Ziehen Sie sich so häufig wie möglich in diesen Meditationsraum zurück. Lesen Sie das tibetanische Totenbuch und bestimmte Stellen der Bibel. Vermeiden Sie üppige Kost - ernähren Sie sich beispielsweise makrobiotisch oder noch besser, fasten Sie. Bevorzugen Sie als Getränk Tee vom Zinnkraut, als Medikament kommt Blei oder Kalk in homöopathischer Form in hoher Potenz in einer einmaligen Gabe in Betracht. ... Es ist leicht ersichtlich, daß alle diese Empfehlungen aus der senkrechten Analogiekette des Saturnprinzips stammen: Struktur, Blei, Zinnkraut, schwarz, Friedhof, alle Todessymbole und so weiter. ... Befolgt er diese Empfehlungen nicht ...und setzt seinen bisherigen Lebensstil fort, so wird die Saturnkonstellation sehr bald für ihn "böse" werden. Sie holt sich dann ihr "Opfer" durch Zwang. ... So befördert beispielsweise ein Verkehrsunfall unseren Klienten in das Krankenhaus. Hier muß er nun auf so vieles verzichten, auf Parties, Gesellschaften, üppiges Essen, alle Vergnügungen - all das rieten wir ihm, freiwillig zu tun! Sein Krankenzimmer ist auf das Notwendigste beschränkt - ein solches Zimmer rieten wir ihm sich einzurichten. Alle paar Tage erlebt er, wie Tote durch die Gänge gefahren werden, ... wir rieten ihm auch, sich mit dem Sterben und dem Tod zu beschäftigen. ... Wir sehen: Der Endeffekt ist der gleiche. Denn wir sagten es bereits, das Lernziel ist determiniert. Der wählbare Unterschied besteht immer nur in dem "Wie" des Lernens, freiwillig oder durch Zwang."[24]
In ähnlicher Weise wenden Margit und Rüdiger Dahlke die Urprinzipienlehre auch auf die Gesellschaft als ganzes an und auf die heutige Situation der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes an:
Zitat Nr. 19: „Wir Menschen zeichnen uns im allgemeinen eher durch unser gegenteiliges ständiges Bemühen aus, die Belehrungsmaßnahmen des Schicksals zu unterlaufen. So versichern wir uns gegen Unfälle und Krankheit und sogar gegen den Tod in Form der Lebensversicherung. Wenn wir einen Unfall erleiden, nähert sich uns das Uranusprinzip auf unerlöster Ebene, weil wir ihm freiwillig nicht gerecht wurden. Das Schicksal, das laut esoterischer Philosophie als das geschickte Heil (lat. salus = Heil) zu verstehen ist, läßt Uranus plötzlich und unerwartet - eben uranisch - in unser Leben einbrechen, damit wir lernen, uns mit diesem Prinzip auszusöhnen. Die Versicherung soll diesem Einbruch seine Schärfe und Brisanz nehmen. Folglich wird sich das Schicksal bei gut versicherten Leuten etwas mehr einfallen lassen müssen. Ähnlich wäre die Thematik bei Krankheitsbildern zu sehen. Durch Krankenversicherungen versuchen wir der Krankheit (Saturn) ihre Härte (Saturn) zu nehmen, und so wird sich auch hier das Schicksal darauf einstellen und mehr bieten, damit wir zu unserer saturninen Lektion kommen. ... Nun ist es verständlich, wenn Gewerkschaften versuchen, für ihre Mitglieder zu erkämpfen, daß Krankheiten keinerlei Einbußen in deren Leben hervorruft. Die Krankheitskosten zahlen die Kassen fast vollständig, und Lohnausfall darf nicht sein. Da wir in diesen Situationen aber von Saturn lernen müssen, wird sich das Schicksal auf anderen als materiellen Ebenen mehr einfallen lassen. Leider oder zum Glück - je nach Blickwinkel - hat das Schicksal beliebig viele Möglichkeiten, seine Lernaufgaben zu lancieren. Wer sich mit dem Wesen und der Bedeutung von Krankheitsbildern beschäftigt, kann keinen Zweifel hegen, daß das Schicksal am längeren Hebel sitzt und gar keine Probleme hat, unsere harmlosen Versicherungsmaßnahmen zu unterlaufen. „[25]
Zitat Nr. 20: „Wenn man sich einem Urprinzip verweigert, wird es sich mit Nachdruck, und wenn es sein muß, auch mit Gewalt holen, was ihm vorenthalten wurde. In mancher Hinsicht können wir es in der gegenwärtigen Situation erleben, was es heißt, von Saturn heimgesucht zu werden. ... Auch wenn sich im gesellschaftlichen Rahmen Konzerne und Gewerkschaften stur stellen, erfüllen sie doch noch immer die Forderungen des Saturnprinzips, denn auch Sturheit gehört dazu - wenn auch zur unerlösten Bearbeitungsebene. Ernten werden sie dadurch Leid und Beschränkungen auf der unfreiwilligen Ebene. Wenn ein Urprinzip sich mit seinen Forderungen meldet, geht es nur noch um die Ebene der Einlösung, nicht mehr um die Frage, ob man ihm gehorcht oder nicht. Auch wenn die großen Gewerkschaften all ihre Forderungen durchbringen, werden sie Saturn für ihre Mitglieder ernten, etwa wenn Firmen wie Mercedes ihre neue Fabriken im Ausland bauen. Auch Reduzierung und Einschränkung der Arbeitsmöglichkeit gehört unter Saturn ... Wenn wir ihm freiwillig opfern, wird das Saturnprinzip uns auch wieder aus seinem Würgegriff entlassen. Wenn wir uns dagegen zwingen lassen, werden wir lediglich in Form von Leid und Beschränkung opfern und Saturn auf die lange und unerfreuliche Art und Weise kennen lernen, bis er fürs erste sein Recht erhalten hat und uns bis zu unserer nächsten Verweigerung wieder in Ruhe läßt".[26]
Das Analogiedenken führt bei Rudolf Steiner zu ganz konkreten Anwendung in der Medizin:
Zitat Nr. 21: "Diese Dinge werden in der okkulten Medizin auch so bezeichnet, daß man auf die Konstellation der verschiedenen Organe die Bilder der Himmelskörper anwendet: Herz als Sonne, Gehirn als Mond, Milz als Saturn, Leber als Jupiter, Galle als Mars, Nieren als Venus, Lungen als Merkur (Anmerkung des Herausgebers Otto Wolff: "Bei dieser Zugehörigkeit von Planeten zu Organen handelt es sich um ein uraltes Mysterienwissen, das noch in vielen mittelalterlichen Bildern zur Darstellung kommt. Durch die moderne Geistesforschung Rudolf Steiners ist es möglich, diesen Zusammenhang exakt zu studieren und auch auf die einem Organ bzw. Planeten zugehörigen Metalle zu erweitern, was wiederum für die Therapie in der anthroposophisch orientierten Medizin nutzbar gemacht wird.")[27]
3.3 Platonisches Jahr
Die dritte Grundaussage der Esoterik basiert auf einem physikalischen Effekt. Wenn wir einen rotierenden Spielzeugkreisel schräg auf einen Tisch stellen, dann beobachten wir, daß er nicht umfällt, sondern um die vertikale Achse rotiert, so daß seine Rotationsachse auf einem Kegelmantel umläuft. Diese Bewegung der Kegelachse wird als Präzession bezeichnet. Auch die Erde ist infolge der Drehung um die eigene Achse ein Kreisel. Wesentlich ist, daß die Erde nicht kugelrund, sondern abgeplattet ist. Diese Abplattung können wir uns schematisch so vorstellen, als trage die kugelrunde Erde am Äquator einen Gürtel. Dieser Gürtel liegt nicht in der Umlaufebene der Erde um die Sonne, sondern ist um 23,5° dagegen geneigt. Die Sonne (und der Mond) „wollen" diesen Gürtel in die Umlaufebene ziehen. Wegen der Kreiseleigenschaft der Erde gelingt dies jedoch nicht, sondern die Erde weicht mit einer Präzessionsbewegung aus. Während bei einem Spielzeugkreisel ein Präzessionsumlauf wenige Sekunden dauert, währt ein Präzessionsumlauf der Erde 25850 Jahre. Diese Zeitdauer wird als platonisches Jahr bezeichnet. Aus diesem Grunde zeigt die Erdachse nicht immer zu dem uns heute bekannten Polarstern, sondern der Himmelspol durchläuft in einem platonischen Jahr einmal einen Kreis am Himmel. Im Jahre 14000 n. Chr. wird der Stern Wega in der Leier Polarstern sein. Ebenso wie der Himmelspol wandert auch ein anderer charakeristischer Punkt, der Frühlingspunkt. Das ist der Punkt, in dem von der Erde aus gesehen die Sonne beim Frühlingsanfang steht. Der Frühlingspunkt durchläuft während eines platonischen Jahres einmal den Tierkreis, rückt also in rund 2000 Jahren um ein Tierkreiszeichen vor. „Vorrücken" heißt lateinisch „precedere" - daher das Wort Präzession.
Rudolf Steiner beschreibt die Entwicklung der Welt in Zeiträumen, in dem der Frühlingspunkt in einem bestimmten Tierkreiszeichen stand. Beispielsweise ermittelt er für die Zeit, in dem der Frühlingspunkt im Zeichen des Krebses stand, folgende Entsprechungen zwischen Mikro- und Makrokosmos sowie dem menschlichen Körper:
Zitat Nr. 22: „Als jene Zeit abgelaufen war, welche als die atlantische Überflutung, als Untergang der Atlantis, unsere nachantlantische Kultur von der atlantischen Kultur trennt, da war als erste nachatlantische Zeit, als erste nachatlantische Kulturepoche diejenige, welche ihre makroskosmischen Einflüsse dadurch empfing, daß die Kraft, die das Erdenleben durchflutete, diejenige war, welche entspricht dem Aufgang der Sonne im Frühlingspunkte im Zeichen des Krebses. Wir können also sagen, als die Sonne mit ihrem Frühlingspunkte in das Zeichen des Krebses eintrat, da begann die erste nachatlantische Kultur. Wir können sie geradezu - wenn der Ausdruck selbstverständlich nicht mißverstanden wird - die "Krebskultur" nennen. Wenn wir die Dinge in ihrem wirklichen Lichte begreifen, so können wir sagen, die Sonne stand mit ihrem Frühlingsaufgang im Zeichen des Krebses. ... „Wir haben davon gesprochen in diesen Betrachtungen, daß im Menschen immer etwas entspricht demjenigen, was da draußen im Makrokosmos ist. Der Krebs entspricht beim Menschen dem Brustkorb. So daß man, makroskosmisch gesprochen, diese erste, die urindische Kultur, dadurch charakterisieren kann, daß man sagt, sie verlief, während der Frühlingspunkt der Sonne im Krebs war. Wenn man sie mikrokosmisch charakterisieren will, kann man sagen, sie verlief damals, als der Mensch für seine Weltenerkenntnis unter dem Einfluß jener Kräfte stand, die zusammenhängen mit dem, was sich in der Umhüllung seiner Brust, im Brustpanzer im Krebs zum Ausdrucke bringt."[28]
Nach dem Analogieprinzip besteht eine Entsprechung des Mikro- und des Makrokosmos. Es kommt aber nicht nur darauf an, daß diese Analogie besteht, sondern auch darauf, daß ein Mensch diese Analogie erkennen kann. Somit ergibt sich die Frage, auf welche Weise ein Mensch seine Analogien im Kosmos erkennen und mit ihnen Verbindung aufnehmen kann. Rudolf Steiner beantwortet diese Frage, indem er konkret auf den Stickstoffgehalt des Menschen verweist:
Zitat Nr. 23: „Von ganz besonderer Wichtigkeit ist dann, zu beachten, was als Stickstoffartiges in dem Menschen lebt, der Stickstoff und seine Verbindungen. Daß der Mensch Stickstoff in sich hat, das macht ihn dazu fähig, daß er immer gewissermaßen dem Weltall offenbleiben kann. ... Dadurch, daß der Mensch Stickstoff in sich hat oder Körper, die den Stickstoff enthalten, spart sich gewissermaßen die Gesetzmäßigkeit der Organisation überall aus: längs der Stickstofflinien hört der Körper auf, seine eigene Gesetzmäßigkeit geltend zu machen. Und dadurch kann die kosmische Gesetzmäßigkeit überall herein .... Längs der Stickstofflinie im menschlichen Körper macht sich das Kosmische im Körper geltend. Sie können sagen: So viel in mir der Stickstoff tätig ist, so viel arbeitet der Kosmos bis zu dem fernsten Stern in mir. Was in mir an Stickstoffkräften enthalten ist, das führt die Kräfte des ganzen Kosmos in mich herein. Wäre ich nicht ein stickstoffhaltiger Organismus, so würde ich mich gegen alles verschließen, was aus dem Kosmos hereinkommt. „[29]
Die kosmische Bindung ist direkt zuständig für die Grundsteinlegung des Goetheanums, für die menschliche Sprache, für Eurythmie und Theologie.
Zitat Nr. 24: „Grundlage aller Gegenwartsastrologie ist nach wie vor das sogenannte Thema mundi. ..... Das Thema mundi formuliert die Zusammengehörigkeiten der Planeten zu den Tierkreiszeichen: also: Mond gehört in den Krebs, Sonne in den Löwen, Merkur in die Jungfrau, Venus in die Waage usf. Rudolf Steiner hat am 8. Januar 1918 das Thema mundi teilweise dargestellt. ... Nun sind die Hinweise Rudolf Steiners nicht allein derart, daß den astrologischen Elementen - also den Planeten und Tierkreiszeichen - ausschließlich seelische Ausdrucksgesten zugeordnet werden. Also: Löwe = flammende Begeisterung, oder Jungfrau: Ernüchterung. Vielmehr werden die einfachen eurythmischen Lautgebärden der Einzellaute den Tierkreiszeichen und den Planeten unterlegt: dabei werden die Planeten durch Vokale dargestellt: Sonne = AU, Mond = EI, Merkur = I, Venus = A, Mars = E und so fort. Den Tierkreiszeichen werden die Konsonanten zugeordnet: Schütze zeigt sich in G und K, Waage etwa in CH, zu Löwe gehört das T, das S zu Skorpion. So wird es prinzipiell möglich, auch Konstellationen eurythmisch darzustellen oder umgekehrt kosmische Konstellationen durch Laute zu "übersetzen". Als im September 1913 der Grundstein für das (erste) Goetheanum gelegt wurde, hielt Rudolf Steiner auf der Grundsteinurkunde das Datum fest mit dem Zusatz: "Als Merkurius in der Waage stand". Merkur entspricht real dem Laut I und für das Sternzeichen Waage tritt das CH ein, so daß die Konstellation von Merkur in der Waage dem Wort ICH entspricht. ... Es ist eine besondere Eigenschaft der deutschen Sprache, daß das Wort "Ich", mit dem ein Mensch sein innerstes Wesen bezeichnet, auch die Initialen des Jesus (J) Christus (CH) enthält. Daß hier ein realer [Hervorhebung im Original M.L.] Zusammenhang besteht, ist eine der zentralen Erkenntnisse der Anthroposophie, siehe dazu insbesondere die ... Schrift Rudolf Steiners Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit. ... Merkur stand an diesem Tage, dem 20. September 1913, mittags auf 0 Grad 9 Minuten Waage - Rudolf Steiner hatte offensichtlich diesen Tag abgewartet, an dem diese kosmische Rune am Himmel stehen würde. Von einer so gearteten Beziehung zwischen den Lautgesten einerseits sowie den Planeten und Tierkreiszeichen andererseits her wird es dann weiterhin denkbar, daß auch Sätze, ganze Verszeilen formuliert werden könnten, in denen dann "fast jede Silbe selbst in ihren Tönen darauf stilisiert ist" direkt kosmisch zu sein. [30]
Nach Ansicht der Esoteriker ist im Jahre 1960 der Frühlingspunkt aus dem Tierkreiszeichen „Fische" in den „Wassermann" vorgerückt. Daher findet man für das jetzige Zeitalter auch die Begriffe „New Age" oder „Wassermannzeitalter".
3.4 Mental-esoterische Fernwirkung
Die Aussage „Wie oben so unten, wie außen so innen" besteht bei genauer Betrachtung aus drei Aussagen mit zunehmendem Gültigkeits- und Wirksamkeitsanspruch:
1. Diese Ordnung existiert.
2. Der Esoteriker kennt diese Ordnung.
3. Auf Grund dieser Kenntnis kann der Esoteriker von innen nach außen in diese Ordnung aktiv eingreifen, d.h. durch Denken Veränderungen in der Welt hervorrufen.
Diese konkret anwendbare esoterische Fähigkeit, die Welt durch Gedanken zu beeinflussen, erfordert allerdings etwas Übung. Derartige Übungen kann man heute im Nathal - Institut durchführen, das von Frau Prof. Lathan gegründet wurde (Nathal = Lathan rückwärts gelesen).
Zitat Nr. 25: „Bei Prof. Dr. Gertje Lathan in Remscheid kann man in kurzer Zeit lernen, mit kosmischen Energien, Engeln und anderen „überirdischen" Wesenheiten Verbindung aufzunehmen. ... Bakterienkolonien „explodieren", Bankbeamte unterhalten sich mit Engeln, ein Wissenschaftler zapft „kosmische Datenbanken" an. ... Ergebnis einer Studie im Institut von Wissenschaftsfotograf Manfred Kage über „mentale Beinflussung lebender Organismen durch Nathal-Geübte": „[Der Nathal-Geübte] Philippe konzentrierte sich auf zwei von einem Mikrobiologen vorbereitete und mikroskopisch kontrollierte Bierhefe- und Kolibakterien- Präparate mit der Intension „Wachstumszunahme und Vielfalt" und sendete entsprechende „mentale Impulse" aus. ... Die normale Wachstumsrate bei Laboruntersuchungen liegt zwischen 5 und 50 Prozent; das in den streng wissenschaftlich kontrollierten Nathal-Tests erzielte Resultat: eine Vermehrung um das 5000 fache. Dies impliziert, daß sich die behandelten Präparate um den Faktor 5000 multipliziert haben resp. eine quantitative Vermehrung um das 5000 fache stattgefunden hat."[31]
Esoterische Forscher berichten über direkte Einwirkung der Planeten auf irdische Vorgänge:
Zitat Nr. 26: „Das vielleicht größte Rätsel des Wassers ist sein „Gedächtnis". Es ist in der Lage, energetische Informationen zu speichern. Nachweislich reagiert es sogar noch auf unbekannte Planeten-Energien und feinstoffliche Einflüsse. Das wird genutzt, um totes Leitungswasser wiederzubeleben. ... Der Einfluß kosmischer Konstellationen und damit verbundener unbekannter Kräfte auf Wasser konnte auch mit Hilfe von Schwenks „Tropfenbildmethode" belegt werden, durch die die physikalische und chemische Qualität der Flüssigkeit sichtbar gemacht werden kann. Entsprechende Experimente wurden am Goetheanum im schweizerischen Dornach, an der Forschungs- und Versuchsanstalt der Stadt Wien und an Schwenks Institut für Strömungswissenschaften in Herrischried, Schwarzwald, durchgeführt. So fertigten Johannes Schnorr, früherer Mitarbeiter von Schwenk, und Dr. Georg Unger, Physiker und langjähriger Leiter der mathematischen Sektion am Goetheanum, zum Beispiel bei einer Quadraturstellung des Jupiter zu Neptun (dabei stehen die Planeten im 90 - Grad - Winkel zueinander) fünf aufeinanderfolgende Tropfenbilder im Abstand von jeweils sechs Minuten an. Dabei zeigte der erste Tropfentest, der genau zum Zeitpunkt der astronomischen Konstellation stattfand, eine geringfügige Formveränderung - und zwar eine Gestalt, die sich in normalen Vergleichsbildern erst nach doppelt so vielen Tropfen herausbildet. Die „Gestaltbildungskräfte" wurden also durch die Planetenkonstellation verstärkt."[32]
Die Fähigkeit von Menschen, entsprechend ihrer kosmischen Konstellation durch Gedanken ihre Umwelt zu beeinflussen, hat praktische Auswirkungen auf die Ziehung der Lottozahlen. Nach 30 jähriger Tätigkeit übergab die „Lottofee" Karin Tietze-Ludwig diese Tätigkeit an ihre Nachfolgerin Franziska Reichenbacher. Deren kosmische Eigenschaften sind für alle Lottospieler wichtig. Wir werden hierüber gründlich informiert:
Zitat Nr. 27: Franziska Reichenbacher (30) aus Berlin wird Nachfolgerin von Karin Tietze-Ludwig (56). Außergewöhnlich: Die Moderatorin steht unter einem besonderen Stern! Chefastrologe Kurt Allgeier ermittelte: „Als Schütze ist ihre Aura stark übersinnlich. Damit wirkt allein ihre Anwesenheit im TV-Studio auf die Lottotrommel." ...Chefastrologe Kurt Allgeier (Astro-Woche) hat ausgerechnet, welchen Einfluß die neue Lotto-Fee auf die Sternzeichen der Lotto-Spieler hat: „Frau Reichenbacher ist Schütze -Frau, ihre Ausstrahlung charismatisch und übersinnlich. Dadurch kann sie durch ihre Anwesenheit die Chancen für viele bei der Lottoziehung beeinflussen. Meine Berechnung ihrer Planetenkonstellationen ergaben für fünf Sternzeichen größere Gewinnchancen!" Diese fünf sind: Löwe, Widder, Waage, Schütze und Wassermann... Diese Sternzeichen können nämlich von der günstigen Sonne und vom starken Glücksplaneten Jupiter von Frau Reichenbacher profitieren." [33]
4 Grundaussagen der Physik
Die heutige Physik behauptet: Die Vorgänge in der Natur können durch nur vier Kräfte vollständig beschrieben werden.
Starke Kraft
hält Atomkern zusammen - Reichweite ~ 10-15 mRadioaktivität, Energiequelle der Sterne |
Schwache Kraft
Umwandlung Neutron-Proton - Reichweite ~10-18 mRadioaktivität, Energiequelle der Sterne |
Elektrische Kraft
Bindung von Elektronen und Protonen, Reichweite ~10-10 m (Atom)Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen, Chemie, Festigkeit der Materie, Maschinen statische elektrische und magnetische Felder, Reichweite ~ 1 m |
Schwerkraft
Anziehungskraft aller Materie, Erdanziehung, Kosmos Reichweite sehr groß (unendlich) |
1. Der Atomkern besteht aus Protonen und Neutronen. Auf Grund der elektrischen Abstoßung der Protonen würde er auseinanderfliegen, wenn nicht zwischen ihnen eine stärkere Kraft wirkte, die die Protonen und Neutronen zusammenhält und die daher als starke Kraft bezeichnet wird. Sie ist die stärkste Kraft, die wir kennen. Sie wirkt jedoch nur auf einer ganz kurzen Entfernung, sozusagen nur, wenn die Protonen sich fast berühren; sie verhält sich also eher wie ein Klebstoff. Sie wirkt nicht auf Elektronen. Aus diesem Grunde und wegen der geringen Reichweite spielt sie in der Chemie, damit also auch in der Biologie und Medizin keine Rolle.
2. Hat ein Kern mehr Neutronen als dem Gleichgewicht entspricht, so wandelt sich ein Neutron in ein Proton und ein Elektron (und ein elektronisches Antineutrino) um (dies geschieht auch im menschlichen Körper ständig, indem sich Kalium-40 in Kalzium-40 verwandelt). Die hierbei wirkende Kraft wird als schwache Kraft bezeichnet; ihre Reichweite ist noch kürzer als die der starken Kraft. In der Chemie, damit auch in der Biologie und Medizin spielt sie keine Rolle.
Beide Kräfte regeln gemeinsam die Verhältnisse im Kern; sie sind maßgebend für die Radioaktivität, für die Energieerzeugung in den Sternen, also auch in unserer Sonne und damit entscheidend für das Leben auf der Erde überhaupt. Aber aufgrund ihrer kurzen Reichweite wirken sie nur im Kern; schon im Molekül sind sie zwischen den einzelnen Atomen nicht mehr wirksam. Auf die Chemie haben sie keinen Einfluß, daher auch nicht auf die Biologie, die Medizin und den Menschen. Der Mensch vermag sie durch alltägliche Handlungen nicht zu beinflussen. Deshalb kann ich im folgenden von diesen beiden Kräften völlig absehen.
3. Völlig anders steht es mit der elektrischen Kraft; ihre Wirkung läßt sich in drei Erscheinungsformen einteilen:
3.1 Der Atomkern ist von Elektronen umgeben; Kern und Elektronen ziehen sich durch die elektrische Kraft an. Die Reichweite dieser Bindung zwischen Kern und Elektronen erstreckt sich auf das Molekül, ist also maßgebend für die Chemie. Daher ist sie maßgebend für die Sinne des Menschen, die mit der Chemie zusammenhängen, das Schmecken und Riechen.
Und warum können wir uns hören? Wir versetzen beim Sprechen die Luftmoleküle in Schwingungen. Diese stoßen sich in der Luft gegenseitig an und geben den Stoß weiter wie Billardkugeln. Dieses Abstoßen der festen Moleküle ist wieder eine Folge der elektrischen Kraft. Das gleiche gilt für die Festigkeit der Materie. Warum hält das Holz, das Metall zusammen? Warum können wir die Festigkeit der Materie fühlen? Weil die Materie undurchdringlich ist und so unsere Tastnerven reizt. Auch das ist wieder eine Folge der elektrischen Eigenschaften der Materie.
3.2 In unserem elektrotechnischen Zeitalter können die elektrischen Ladungen auch in großer Zahl zusammengeführt werden; man kann sie in den Leitungen fließen lassen. Die elektrischen Geräte, mit denen wir ständig umgehen und die Leitungen, von denen wir uns versorgen lassen, erzeugen in ihrer Umgebung elektrische und magnetische Felder. Die praktische Reichweite dieser Felder liegt in der Größenordnung von einigen Metern.
3.3 Ganz neue Phänomene treten auf, wenn wir die elektrischen Ladungen sehr schnell bewegen, so daß sie hochfrequente Schwingungen ausführen. Dann senden die elektrischen Ladungen elektromagnetische Wellen aus, die sich mit Lichtgeschwindigkeit in den Raum ausbreiten. Je nach der Frequenz, mit der wir die elektrischen Ladungen bewegen, entstehen dabei die Radarwellen, die Röntgenstrahlen, die Radiowellen oder das Licht, mit dem die Sonne die Energie zur Erde schickt und mit dem wir uns gegenseitig sehen. Die Reichweite dieser elektromagnetischen Wellen ist enorm: Wir können über Tausende von Kilometern Radio hören; wir sehen die Sterne.Also sind die fünf Sinne des Menschen sowie der gesamte Bereich der Technik auf die elektrische Kraft zurückzuführen.
4. Die Schwerkraft (Gravitation) beeinflußt das gesamte Leben auf der Erde; sie ist verantwortlich für den Lauf der Planeten und die Entwicklung im Weltall. Alle Menschen sind der Schwerkraft unterworfen. Sie können sie jedoch praktisch nicht beeinflussen, weil alle Änderungen, die sie durch ihre Bewegungen hervorrufen, klein gegen die Wirkung der Erde sind.Alle Informations- und Energieübertragungen, die ein Mensch willentlich hervorrufen kann, beruhen somit auf optischen oder akustischen Reizen oder Materietransport, - letztlich also der elektrischen Kraft. Im Vergleich gesagt: Die elektrische Kraft hat ebenso ein Monopol auf weitreichende Wirkungen wie bis vor wenigen Jahren die Post das Fernmeldemonopol hatte.Die Erfahrung der Medizin aus der Messung der elektrischen Hirnaktivität lehrt, daß der Mensch beim Denken keine elektrischen Signale nach außen abgibt. Diese Erfahrung mit der Monopolstellung der elektrischen Kraft kombinierend, formuliere ich - solange keine fünfte Kraft entdeckt ist - meinen psychophysikalischen Hauptsatz:
5 Psychophysikalischer Hauptsatz
Kein Mensch kann allein durch Denken (mental) Wirkungen außerhalb des eigenen Körpers hervorbringen oder Informationen aus der Umwelt aufnehmen.
Wir wissen, daß die Planeten nicht elektrisch geladen sind. Also können sie auf dieser Grundlage keine Wirkungen auf die Erde ausüben. Die Tatsache, daß wir einige Planeten sehen und z.B. astronomische Navigation durchführen können, rettet die Astrologie nicht: Nach astrologischer Lehre wirken die Planeten auch wenn sie nicht gesehen werden, und auch wenn sie unter dem Horizont stehen. Uranus, Neptun und Pluto sind mit dem bloßen Auge nicht zu sehen. Die Gravitationswirkung der Planeten ist zu klein und könnte nicht minutengenau sein. Demnach stehen die von Esoterikern behaupteten Phänomene wie mentale Levitation, Teleportation, Telekinese, Telepathie, mentale Beeinflussung des Wachstums von Lebewesen, mentale Beeinflussung des radioaktiven Zerfalls, Gedankenlesen und -beeinflussung, Hellsehen, Materialisation von Gegenständen und verstorbenen Personen sowie jegliche Form von Astrologie im Gegensatz zur heute bekannten Physik. Die Esoteriker behaupten, durch reines Denken die Welt erkennen und sie verändern zu können. Dagegen behaupte ich mit meinem psychophysikalischen Hauptsatz: Reines Denken genügt nicht. Wer die Welt verändern will, muß reden, Bücher schreiben, singen, malen usw. Wer die Welt erkennen will, muß in die Welt gehen, sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen; er muß genau beobachten, möglichst Experimente durchführen. Wer seine Gedanken nur in seinem eigenen Kopf behält, kann die Welt nicht verändern. All dies gelingt nur unter Ausnutzung der vier Kräfte und ist gleichzeitig auf die Möglichkeiten dieser vier Kräfte beschränkt.
6 Auseinandersetzung und Bewertung
6.1 Verhältnis der esoterischen Aussagen zur Physik
Die esoterische These "wie oben so unten" ist wissenschaftlich, denn sie ist falsifizierbar. Sie ist falsifiziert. Nach allem was wir wissen, sind Makrokosmos und Mikrokosmos[34] prinzipiell anders als die Welt des Menschen. Sie werden von Gesetzen beherrscht, nämlich denen der Relativitäts- und Quantentheorie, die sich hinsichtlich Raum, Zeit, Materie und Kausalität fundamental von den Vorstellungen unterscheiden, die wir von diesen Begriffen gebildet haben. Daher ist es - im Gegensatz zu Zitat Nr. 3 - nicht möglich, die in dem "uns zugänglichen Bereich" gemachten Erfahrungen mittels "Analogiedenkens" als „genialem Schlüssel" auf die uns "unzugänglichen Ebenen" zu extrapolieren. Dethlefsen/Dahlke nehmen die Falsifizierung ihrer Kernthesen nicht zur Kenntnis, weil sie untrennbar mit ihren anderen Tätigkeiten wie Astrologie und Homöopathie verbunden sind. Esoterisches Denken ist hier nicht Mittel zum Erkenntnisgewinn, sondern (vergebliche) Stützung der feststehenden Vorentscheidungen, weil es die Ergebnisse der Wissenschaft gar nicht zur Kenntnis nimmt.
Zum Zitat Nr.4: Den Kommentar zum Vaterunser überlasse ich den Theologen. Vom Standpunkt des Physikers ist zu sagen: Die Esoteriker suggerieren, in der Physik gelte ein Symmetriesatz der Form: „Was innerhalb des Menschen ist, ist analog zu dem, was außerhalb des Menschen ist." Dieser Schluß ist aus mindestens folgendem Grund falsch: Die Physik ist definitionsgemäß die Lehre von der unbelebten Natur; daher kommt der Begriff „Mensch" in der Physik nicht vor, somit kann er auch nicht die Basis des suggerierten Symmetriesatzes sein. Da der Mensch in der Physik nicht vorkommt, kann ein solcher Satz in der Physik überhaupt nicht formuliert werden. Bei den EPR-Experimenten (Zitate Nr. 7, 8, 9) handelt es sich um ausgeklügelte Prüfungen und Anwendungen der Quantenphysik und Relativitätstheorie. Diese Experimente wurden bereits von Fritjof Capra und seinen Nachfolgern in ähnlicher Weise fehlinterpretiert wie durch Dahlke.[35] Inzwischen ist das Buch von Murray Gell-Mann (Physik Nobel-Preis 1969) „Das Quark und der Jaguar"[36] erschienen. Gell-Mann widmet darin Ausführungen der Capra/Dahlke-Art Kapitelüberschriften wie „Quantenmechanik und unsinnige Behauptungen" und „Die Verdrehung der Tatsachen". Auch in den neuesten Experimenten[37] hat sich die Lehrbuch-Physik d.h. Relativitäts- und Quantentheorie bewährt. Danach gibt es weder eine Verbindung der Welt seit dem Urknall noch die Möglichkeit, die Welt durch reines Denken zu verändern.
Im Zitat Nr.10 glauben Dethlefsen/Dahlke durch die Betrachtung von „Teilchen", d.h. also aus Ausagen der Quantentheorie beweisen zu können, die von uns für wirklich gehaltene Welt sei eine Illusion und bestätige mit „mathematischer Genauigkeit" die esoterische Lehre „Mikrokosmos = Makrokosmos". Nichts dergleichen läßt sich aus der Physik ableiten; vielmehr geht die heutige Physik ebenso wie die klassische Physik davon aus, daß ein menschlicher Beobachter sehr wohl erkennen kann, ob ein Teilchen zu ihm selbst oder zur Außenwelt gehört. Eine Grundausage der heutigen Physik besteht vielmehr darin, daß - wie oben schon gesagt - Mikrokosmos und Makrokosmos sich gerade nicht wie die Welt des Menschen verhalten. Die mentale Beeinflußbarkeit des Hefewachstums oder von Lottokugeln sowie die Veränderung der Tropfenbildung durch eine Planetenkonstellation stehen im klaren Gegensatz zu den Aussagen der heutigen Physik. Die Reproduzierung dieser Erscheinungen würde die Physik stärker verändern als Relativitäts- und Quantentheorie im ersten Viertel dieses Jahrhunderts. Die Entwicklung bleibt abzuwarten.
6.2 Innere Logik der esoterischen Aussagen
Zitat Nr. 28: „Die Analogie „wie oben so unten" hat nur dann eine Berechtigung, wenn wir bereit sind, dieses Universum in seiner Gesamtheit als einen Kosmos (griechisch: Kosmos = Ordnung) anzuerkennen. Ein Kosmos aber wird von Gesetzen beherrscht und hat keine Platz für einen Zufall. Der Zufall als ein nicht berechenbares und nicht gesetzmäßiges Geschehen würde jeden Kosmos in ein Chaos verwandeln. ... Bereits beim ersten zufälligen Ereignis würde unsere Welt aufhören zu existieren. Nochmals: Es gibt keinen Zufall. Hinter jedem Ereignis steht ein Gesetz. ... Es ist wohl wieder eine Ironie des Schicksals, daß jene professionellen Verfechter des Zufalls, die Statistiker, es sich nicht nehmen lassen, eigenhändig die Unhaltbarkeit ihres Zufallsbegriffs mit methodischer Akribie zu beweisen. Ein Statistiker glaubt nämlich, daß beim Werfen eines Würfels dieser nur zufällig die 3, die 5 oder eine andere Ziffer zeigen kann. Würfelt man jedoch lange genug, so ergibt die Summe aller Zahlen eine gesetzmäßige Kurve, genannt Normalverteilung. Welch Wunder offenbart sich hier! Die Summierung nichtgesetzmäßiger Einzelereignisse ergibt eine Gesetzmäßigkeit... Hätten die Statistiker recht, so müßte auch der Satz gelten: Je öfter man sich bei einer Rechnung verrechnet, um so richtiger wird das Ergebnis. ... Die Beobachtung dieser Welt zwingt uns, von einem Kosmos zu sprechen und jegliche Zufälligkeit auszuschließen. ... Wenn der Kosmos aber eine geordnete Einheit darstellt, dann muß auch überall die gleiche Gesetzmäßigkeit herrschen, im Großen wie im Kleinen. wie oben, so unten. Diese Analogie berechtigte Paracelsus, den Menschen als Mikrokosmos dem Makroskosmos gleichzustellen. Der Mensch ist das getreue Abbild des makrokosmischen Universums - wir können außen nichts finden, was nicht auch in der Analogie im Menschen zu finden ist und umgekehrt.[38]
Mit diesen Darlegungen bricht der Versuch der Schule Dethlefsen/Dahlke, ihre Auffassung von Esoterik auf die moderne Physik zu stützen, in sich zusammen. Alle ihre Ausführungen beziehen sich auf die Quantentheorie. Die Quantentheorie aber ist ganz wesentlich eine statistische Theorie; eine ihrer Kernaussagen besteht darin, daß der Zufall ein entscheidendes Element in der Entwicklung der Welt ist. Es hat zahlreiche Versuche gegeben, die Quantentheorie von dieser statistischen Deutung zu befreien, um sie wieder zu einer deterministischen Theorie wie die klassische Physik zu machen. Der bekannteste dieser Versuche ist das EPR-Experiment. Dahlke versucht, seine Aussage vom Allzusammenhang der Welt (Zitate Nr. 7 - 9) auf dieses EPR-Experiment zu stützen. Tatsächlich beweisen aber alle Versuche dieser Art bis hin zu den in jüngster Zeit durchgeführten, daß alle Versuche, aus der Quantentheorie eine deterministische Theorie zu machen, gescheitert sind. Margit und Rüdiger Dahlke stellen (Zitat Nr. 7) selbst fest, das EPR-Experiment habe „das Kausalitätsprinzip wissenschaftlich beerdigt". Dethlefsen/ Dahlke stützen also ihr esoterisches Weltbild auf eine Theorie, die nach ihrer eigenen Aussage (Zitat Nr. 28 „Bereits beim ersten zufälligen Ereignis würde unsere Welt aufhören zu existieren") die Existenz dieser Welt - und damit auch ihre eigene - unmöglich macht.
Allgemeiner argumentiert: Die EPR-Experimente gehören zu den Experimenten, die die Gültigkeit der heutigen Lehrbuchphysik am härtesten testen. Sie gehen davon aus, daß Quanten- und Relativitätstheorie sich bisher stets bewährt haben, also im physikalischen Sinne „richtig" sind. Sie setzen gleichzeitig voraus, daß - wie oben ausgeführt - alle Vorgänge in der Physik durch nur vier Kräfte vollständig beschrieben werden können. Wenn das aber so ist, dann ist jede Form von Astrologie unmöglich und eine Aussage der Art: „Was im Menschen ist, ist analog zu dem, was außerhalb des Menschen ist" ist im Rahmen der Physik überhaupt nicht formulierbar. Das vertikale Weltbild ist nicht im Einklang mit der Physik, wie Dahlke im Zitat Nr. 4 behaupten, sondern widerspricht sowohl ihren Methoden des Erkenntnisgewinns als auch ihren Ergebnissen. Aussagen über eine „senkrechte Analogiekette" (Zitat Nr.18), der „Saturn, Blei, Zinnkraut, schwarz, Tod ..." angehören, sind der Physik völlig fremd. Wer (Zitat Nr. 4) behauptet, daß „Zeit eine Illusion" sei und es ein „synchrones Analoggeschehen" gebe, darf sich nicht auf EPR-Experimente berufen, die diesen Annahmen fundamental zuwiderlaufen.
Daß die Anthroposophie „in der Gediegenheit und Strenge der Vorstellungsart der Naturwissenschaft verwandt (Zitat Nr. 1 u. 2)" sein soll, kann angesichts der in den Zitaten Nr. 11, 21, 22, 23, 24 zu erkennenden Denkweise und Ergebnisse günstigenfalls Erstaunen hervorrufen.
Zusamenfassend ist festzustellen, daß die Aussagen der Esoteriker - entgegen ihren Behauptungen - nicht auf die moderne Physik gestützt werden können.
6.3 Eigenschaften des vertikalen Weltbildes
Gesetzt den hypothetischen Fall, die Zuordnung der Urprinzipien zu Planeten und den Elementen aufgrund der „Ursprache" seit den „ersten Spuren menschlicher Zivilisation" (Zitate Nr. 13, 14) bzw. „uralten Mysterienwissens" (Zitat Nr. 21) sei korrekt, dann stellt sich mindestens folgende Frage: In der Natur gibt es 90 Elemente. Also müssen zusätzlich 80 Elemente den 10 Planeten zugeordnet werden. Wie und durch wen geschieht das? Konkret am Beispiel des von Rudolf Steiner genannten Stickstoffs: Hier kann kein uraltes Mysterienwissen vorliegen, denn der Stickstoff wurde erst vor rund 250 Jahren entdeckt. Woher also kennt Rudolf Steiner die esoterische Zuordnung des Stickstoffs? Das gleiche gilt für die von Dethlefsen/Dahlke genannte Zuordnung des Zinnkrauts zum Saturnprinzip. Wie ordnen sie die übrigen Tausende von Pflanzen, die in der Arzneikunde verwendet werden, den zehn Urprinzipien zu? Wer ein vertikales Weltbild propagiert, kann sich weder auf die klassische noch die moderne Physik berufen, denn er steht außerhalb des Argumentationsrahmens beider Theorien und ihrer Prüfverfahren.
6.4 Urprinzipienlehre und Dekatheismus
Das vertikale Weltbild und das wissenschaftliche Weltbild (von Dethlefsen/Dahlke fälschlich als horizontales Weltbild bezeichnet) erscheinen zunächst nur wie zwei verschiedene Ordnungsmuster für die Erscheinungen der Welt. Derartig unterschiedliche Ordnungsmuster sind uns durchaus geläufig: Man kann z. B. Tiere nach zoologischen Gesichtspunkten einteilen in Säugetiere, Vögel und Fische. Man kann sie aber auch nach ihrem Bezug zum Menschen einteilen in Haustiere, Bauernhoftiere und Freitiere. So sieht es hier zunächst aus, so ist es hier aber nicht. Ein Urprinzip, wie es Dethlefsen/Dahlke am Beispiel des Saturnprinzips erläutern (Zitate Nr. 18 - 20) , hat nach ihren Angaben mindestens folgende Eigenschaften:
1. Das Urprinzip existiert.
2. Es besitzt ein eigenes Wertsystem.
3. Es hat den Willen, dieses durchzusetzen.
4. Es hat die Macht, dies auch gegen den Willen einzelner Menschen oder gesellschaftlicher Gruppen durchzusetzen.
5. Einzelne Menschen und gesellschaftliche Gruppen haben die Möglichkeit, sich dem Würgegriff des Urprinzips durch freiwillige Opfer zu entziehen.
Derartige Eigenschaften bilden nach allgemeinem Verständnis die Merkmale eines Gottes. Demnach handelt es sich bei den Urprinzipien nicht um ein neuartiges Ordnungsmuster für die Erscheinungen der Welt, sondern um die Etablierung eines Zehn-Göttersystems, eines Dekatheismus. Damit dürfte diese Art von Esoterik für die christliche Lehre nicht akzeptabel sein. Der von Rudolf Steiner im Zitat Nr. 24 behauptete „reale Zusammenhang" zwischen dem deutschen Wort „Ich" und den Initialen „Jesus Christus" sei Theologen und Philologen überlassen.
6.5 Urprinzipienlehre und gesellschaftliche Wirkung
Die Deutung der heutigen wirtschaftlich-gesellschaftlichen Situation durch Margit und Rüdiger Dahlke (Zitate Nr. 19, 20) in ihrer Zuschreibung zum Saturnprinzip ist - im politischen Maßsystem betrachtet - ein Gutachten für „rechts". Es gehört aber nur wenig Phantasie dazu, sich entsprechend einer anderen Planetenkonstellation - etwa beim Mars oder Jupiter - und einer anderen Fragestellung ein Gutachten für „links" vorzustellen. Zitat Nr. 18 („Befolgt er diese Empfehlungen nicht ..., so wird die Saturnkonstellation sehr bald für ihn "böse" werden.") vermittelt eine Vorstellung des esoterischen Drohpotentials. Wer determiniert das „Lernziel" (Zitat Nr.18)? Formulierungen wie „ Unfall durch Uranusprinzip... saturnine Lektion ...Da wir von Saturn lernen müssen ... Das Schicksal sitzt am längeren Hebel (Zitat Nr. 19)" sowie „Von Saturn heimgesucht ... Würgegriff des Saturnprinzips ...werden wir Saturn kennen lernen ... Saturn erhält sein Recht (Zitat Nr. 20)" verdeutlichen den psychischen Druck, den die Esoteriker auf ihre Leser auszuüben vermögen.
Kein Leser von „esotera" kann diese Drohung übersehen, denn die Zeitschrift hebt (Zitat Nr. 18) in roten Großbuchstaben deutlich hervor:
Wenn man sich einem Urprinzip verweigert, wird es sich mit Nachdruck, wenn es sein muß, auch mit Gewalt holen, was ihm vorenthalten wurde. Wenn wir ihm freiwillig opfern, wird das Prinzip des Saturn uns auch wieder aus seinem Würgegriff entlassen.
Die Zuordnung innerhalb des vertikalen Weltbildes und seine Anwendung auf konkrete menschliche oder gesellschaftliche Fragen ist völlig beliebig und verleiht somit den Esoterikern, die die Definitionsmacht bzw. das Interpretationsmonopol hierfür beanspruchen, eine Machtstellung, die weder demokratisch legitimiert noch durch einen wissenschaftlichen Prüfprozeß kontrolliert ist.
6.6 Bewertung
Daß Steiner/Dethlefsen/Dahlke und weitere Esoteriker Behauptungen aufstellen, die aus der Sicht der heutigen Physik falsch sind, kann ich als Physiker ertragen. Ich kann in Ruhe abwarten, welche Lehre sich im Zuge des Erkenntnisfortschritts bewähren wird. Für mich als Staatsbürger und Forscher sind jedoch weitere Überlegungen maßgebend:
Es könnte zunächst erstaunen, daß die Esoteriker ihre Aussagen ausgerechnet auf ein so unesoterisches Gebiet wie die Physik zu stützen versuchen. Genauer betrachtet erweist sich jedoch die Physik als geradezu ideal zur Überzeugung der meisten Leser esoterischer Literatur, also Nichtphysikern: Einerseits genießt die Physik wegen ihrer großen Erfolge in der Erklärung der Natur und als Grundlage der Technik großes Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Andererseits sind ihre Aussagen und die Methoden ihres Kenntnisgewinns für einen Nichtphysiker, für den schon in der Schule die Physik das unbeliebteste Fach war, nicht zu durchschauen. Daher mag ein Nichtphysiker geneigt sein, eine Behauptung der Esoteriker nicht nur zu glauben, sondern sogar als wissenschaftlich gesichert anzusehen, wenn sie mit dem Zusatz „Und die moderne Physik sagt das auch" vorgetragen wird.
Diese Mischung von Glaubwürdigkeit und Undurchschaubarkeit erscheint mir als der Nebelschleier, hinter dem die Beliebigkeit des vertikalen Weltbildes den Esoterikern ein weder demokratisch noch wissenschaftlich legitimiertes Manipulations- und Drohpotential bereitstellt.
7 Literatur und Anmerkungen
[1] Thorwald Dethlefsen: Schicksal als Chance - Das Urwissen zur Vollkommenheit des Menschen. Goldmann Taschenbuchausgabe. C. Bertelsmann Verlag GmbH, München. 15. Auflage 1985
[2] Thorwald Dethlefsen, Rüdiger Dahlke: Krankheit als Weg. Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder. C. Bertelsmann Verlag München 1983
[3] Rüdiger Dahlke: Krankheit als Symbol. Handbuch der Psychosomatik. Symptome, Be-Deutung, Bearbeitung, Einlösung. Bertelsmann (München 1996)
[4] Anzeige In: esotera 2/97 S. 35 bzw. Plakatwerbung im Januar 1998.
[5] s. z. B. Ilas Körner-Wellershaus: Anthroposophie - eine esoterische Weltanschauung. EZW-Texte Information Nr. 119 (VIII/1992)
[6] Internet: www. goetheanum.ch/leute/rsteiner.htm Stand Januar 1998
[7] Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriß. Fischer Taschenbuch Verlag. Frankfurt/Main 1985 S. 37
{8] Thorwald Dethlefsen: Schicksal als Chance a.a.O. S. 30
[9] Margit u. Rüdiger Dahlke: Die spirituelle Herausforderung Eine Einführung in die zeitgenössische Esoterik. Wilhelm Heyne Verlag München. 4. Auflage 1997 (Durchgesehene Neuauflage, bisher unter dem Titel OKKULTISMUS als Heyne Sachbuch erschienen) S.77
[10] Thorwald Dethlefsen: Schicksal als Chance a.a.O. S. 31,32
[11] Thorwald Dethlefsen u. Rüdiger Dahlke: Krankheit als Weg a.a.O. S. 58, 63
[12] Margit u. Rüdiger Dahlke: Die spirituelle Herausforderung a.a.O. S. 15,16
[13]Margit u. Rüdiger Dahlke: Die spirituelle Herausforderung a.a.O. S. 16,17
[14] Margit u. Rüdiger Dahlke: Die spirituelle Herausforderung a.a.O. S. 17
[15] Thorwald Dethlefsen u. Rüdiger Dahlke: Krankheit als Weg a.a.O. S. 204
[16] Rudolf Steiner: Gesundheit und Krankheit. Themen aus dem Gesamtwerk 10. Ausgewählt und herausgegeben von Otto Wolff. Verlag Freies Geistesleben Stuttgart 2. Auflage 1988 S. 61, 62
[17] Thorwald Dethlefsen: Schicksal als Chance a.a.O. S. 265
[18] Margit u. Rüdiger Dahlke: Die Ursprache der Seele In: esotera 1/97 S. 18 Aufmacher des Artikels auf der Umschlagseite und im Inhaltsverzeichnis: „Was man über die Grundlagen der Esoterik wissen muß." „Sie sind das Fundament aller esoterischen Disziplinen und deshalb unerläßlich für das Verständnis von Krankheit und Schicksal, von Leben und Tod: die „Urprinzipien", das Archetypische, das allem zugrunde liegt." Im Editorial bedauert Chefredakteur Gert Geisler, daß die Archetypenlehre noch nie Gegenstand eines speziellen Beitrags seiner Zeitschrift war. „Aus dem Bemühen, das bedauerlicherweise Versäumte sofort nachzuholen, resultiert die Titelgeschichte dieser Ausgabe „Die Ursprache der Seele". Sie bietet einen Einblick in „jene Ursprache aus Symbolen, die sowohl dem Tarot wie auch der Alchemie, der Astrologie und allen mantischen Systemen zugrunde liegt und die auch bei den Krankheitsbilder-Deutungen angewandt wird", schreiben die Dahlkes, von ihren Buch- und früheren esotera- Veröffentlichungen her ausgewiesen als die kompetenten Autoren für dieses Gebiet."
[19] Mantik: Wahrsagekunst. Auf der Annahme einer Entsprechung zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos beruhen die astrologische Mantik und die Geomantik, die den Himmelsrichtungen Bedeutung für das menschliche Geschick beimessen. Chiromantie ist Wahrsagen aus der menschlichen Hand, Nekromantie Befragung von Toten. Auch Tiere und Naturerscheinungen dienen der Vermittlung mantischer Kenntnisse. Hierzu rechnen das Auspicium, die Vogelschau im alten Rom, sowie die Leberschau, die Beobachtung von Quellwaser, in das Gegenstände geworfen werden (Hydromantie), die Beobachtung des Opferfeuers zwecks Erlangung übersinnlicher Wissens (Pyromantie) und die Weissagung mit Hilfe von Lufterscheinungen (Aeromantie). (Meyers Enzyklopädisches Lexikon).
[20] Margit u. Rüdiger Dahlke: Die Ursprache der Seele In: esotera 1/97 S. 17,18
[21] Margit u. Rüdiger Dahlke: Die Ursprache der Seele In: esotera 1/97 S. 18, 19
[22] Thorwald Dethlefsen: Schicksal als Chance a.a.O. S. 94, 97, 98
[23] Thorwald Dethlefsen: Schicksal als Chance a.a.O. S. 98, 99, 100, 101
[24] Thorwald Dethlefsen: Schicksal als Chance S. a.a.O. 132 - 135
[25] Margit u. Rüdiger Dahlke: Die Ursprache der Seele In: esotera 1/97 S. 22
[26] Margit u. Rüdiger Dahlke: Die Ursprache der Seele In: esotera 1/97 S. 21
[27] Rudolf Steiner: Gesundheit und Krankheit. a.a.O. 63, 64
[28] Rudolf Steiner: Mensch und Sterne. Themen aus dem Gesamtwerk 16 Ausgewählt und herausgegeben von Heinz Herbert Schöffler. Verlag Freies Geistesleben 1990 S 63, 64
[29] Rudolf Steiner: Erde und Naturreiche. Themen aus dem Gesamtwerk 5, Herausgegeben von H. Heinze. Verlag Freies Geistesleben (1980) Stuttgart S. 114-115
[30] Rudolf Steiner: Mensch und Sterne a.a.O. S. 13-15
[31] Lutz Berger: „Engelszungen" im EEG In: esotera 2/96 S. 25, 28, 29
[32] Ulrich Arndt: Geheimnis Wasser. Das elementare Gedächtnis In: esotera 9/96 S. 26 - 28
[33] Bild-Zeitung 12. Dezember 1997 S. 1, 9
[34] Man beachte, daß die Begriffe „Mikrokosmos und Makrokosmos" hier in unterschiedlicher Weise verwendet werden: Die Esoteriker bezeichnen als „Mikrokosmos" den Menschen, als Makrokosmos" die Welt außerhalb des Menschen, insbesondere die Planeten und Tierkreiszeichen. Die Physiker verstehen unter „Mikrokosmos" den Bereich der sehr kleinen Teilchen (Elektronen, Photonen, die z.B. auch in den EPR-Experimenten verwendet werden), unter „Makrokosmos" den Bereich der Astronomie. Der Mensch kommt in der Physik nicht vor. Wenn man von der Erfahrungswelt des Menschen spricht, wird hierfür häufig der Begriff „Mesokosmos" verwendet.
[35] Martin Lambeck: Physik im New Age. EZW -Texte Information Nr. 110 (XI/1989)
[36] Murray Gell-Mann: Das Quark und der Jaguar. Vom Einfachen zum Komplexen. Die Suche nach einer neuen Erklärung der Welt. Piper, München Zürich (1994)
[37] Dik Bouwmeester, Jian-Wei Pan, Klaus Mattle, Manfred Eibl, Harald Weinfurter, Anton Zeilinger: Experimental quantum teleportation In: Nature Vol 390/ 11. Dezember 1997. S. 575 - 579
[38] Thorwald Dethlefsen: Schicksal als Chance a.a.O. S. 32 - 34
Autor: Martin Lambeck ist Professor für Physik an der Technischen Universität Berlin. Arbeiten auf den Gebieten Magnetismus, Optik, Werkstoffprüfung, Grenzgebiete der Physik zur Medizin (Homöopathie, Radiästhesie, Radon), Einordnung der Physik in das geistesgeschichtliche Umfeld, Übersetzungen aus dem Englischen. Anschrift: Optisches Institut, Sekr. P1-1 ,Technische Universität, D 10623 Berlin. E-mail: Lambeck (at) gwup.org
Hinweis: Diese Arbeit wurde zuerst im Jahre 1998 von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen als EZW - TEXT Nr. 141 veröffentlicht. Wir danken der EZW für die freundliche Genehmigung, diesen Text an dieser Stelle veröffentlichen zu dürfen. Sie können den Text und weitere Informationsschriften auch bei der EZW bestellen. Dieser EZW-TEXT kann - ebenso wie alle Publikationen der EZW - in Studienkreisen, Seminaren, Tagungen und dergleichen angewendet werden. Die EZW-TEXTE können einzeln oder in größerer Menge bei der EZW angefordert werden. Für die Internetversion wurden die Adressen gegenüber der Druckversion aktualisiert. Um Beachtung wird gebeten.