Hans im Unglück - Ein Bericht von der 43. Jahrestagung der Parapsychological Association
Inge Hüsgen, Andrea Kamphuis
Vom 17. bis zum 20. 8. 2000 trafen sich etwa 150 professionelle und semiprofessionelle Parapsychologen sowie interessierte Laien in Freiburg, dem „Mekka der deutschen Parapsychologie", zur 43. Jahrestagung der internationalen Parapsychological Association. Neben historischen Themen - die Gründung des Freiburger Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene durch Hans Bender jährte sich zum 50. Mal - und einigen skurril wirkenden Beiträgen zu Reinkarnation, Spukhäusern und Geistererscheinungen wurden vor allem die nachlassenden bzw. fluktuierenden Effektstärken in der modernen Labor-Parapsychologie diskutiert, Erklärungsansätze für die Flüchtigkeit von Psi vorgestellt und mögliche Wege aus der Krise skizziert. Sollte die Zunft diese Wege - weg von den sterilen Laborexperimenten, zurück in die komplexe Lebenswelt - tatsächlich beschreiten, so dürfte das zweite große Ziel neben der Stabilisierung bzw. Erhöhung der Effektstärken, nämlich die Anerkennung des Faches durch die „orthodoxen" Wissenschaften, in weite Ferne rücken.
Durch außersinnliche Wahrnehmung (extrasensory perception, ESP) müsste eine Versuchsperson, die vor dem Ziehen einer solchen Karte einen Tipp über das gezogene Motiv abgegeben hat, in signifikant mehr als 20% aller Fälle richtig liegen. J. B. Rhine und seine Ehefrau haben dieses Standardexperiment in den dreißiger Jahren an der Duke University (North Carolina) entwickelt, um die Parapsychologie aus dem Reich des Nebulösen zu befreien und in eine moderne, der Statistik zugängliche Laborwissenschaft umzuformen.
Ganzfeld
Um die Existenz von Gedankenübertragung (Telepathie) zu prüfen, setzt man eine von allen normalen Wegen der Informationsübermittlung abgeschirmte Versuchsperson unter milden Sinnesreizentzug: Sie sitzt bzw. liegt bequem; durch zwei halbierte Tischtennisbälle auf den Augen dringt gedämpftes Rotlicht; über einen Kopfhörer wird weißes oder rosa Rauschen eingespielt. In einem anderen Raum konzentriert sich eine zweite Person, der sog. Sender, auf eines von vier Bildmotiven, das von einem Zufallsgenerator ausgewählt wurde. Nach der Sitzung wird der Empfänger gebeten, möglichst genau zu beschreiben, was er während des Ganzfeld-Zustandes „gesehen" hat. Stimmt dieses Bild in deutlich mehr als einem Viertel aller Fälle mit dem „gesendeten" Motiv überein, so deutet dies auf Gedankenübertragung hin.
DMILS
steht für „Direct Mental Interaction between Living Systems". Hier geht es nicht um die Übertragung von Gedankeninhalten, sondern um die paranormale Beeinflussung von physiologischen Parametern. Ein Paar möglichst eng miteinander vertrauter Versuchspersonen wird in einen Sender und einen Empfänger aufgeteilt. Beide nehmen in optisch, akustisch und elektromagnetisch abgeschirmten Spezialräumen Platz. Der Sender versucht die Gefühlslage seines Partners mental entweder zu dämpfen oder aufzuputschen. Ob dies gelingt, wird anhand von Hirnstrom- und Hautwiderstandsmessungen am Empfänger überprüft.
REG/Mikro-PK
Emil Boller (Foto rechts) vom IGPP demonstriert Aufbau und Ablauf von REG/Mikro-PK-Versuchen: Das graue Kästchen zwischen Monitor und Telefon ist ein Zufallsgenerator (Random Event Generator, REG), der gleich viele Einsen und Nullen hervorbringt. Auf dem Monitor wird diese Zahlenfolge kumulativ in eine Zickzacklinie umgesetzt, die von der Versuchsperson psychokinetisch (PK) nach oben (bevorzugte Generierung von Einsen: PK+) oder unten (bevorzugte Generierung von Nullen: PK-) gedrückt werden soll. Verlässt die Kurve den durch die Parabel markierten Bereich, so ist die Abweichung von der waagerechten Mittellinie (gleich viele Einsen und Nullen) mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit (oft 5%) nicht zufällig.
-ak-
SLOW: Spottiswoode's Law of Weird Stuff
Als wir unseren Tischnachbarn beim ersten Mittagessen der Tagung verraten hatten, dass wir für eine skeptische Zeitschrift schreiben, und die Witzeleien à la „Achtung, Feind hört mit!" allmählich langweilig wurden, unterhielt uns James Spottiswoode, der Forschungsleiter des Cognitive Sciences Laboratory, augenzwinkernd mit einer „noch unveröffentlichten Theorie", die er SLOW getauft hatte: Spottiswoode's Law of Weird Stuff. Man stelle sich ein Diagramm vor, auf dessen waagerechter Achse die Energie aufgetragen ist, die für ein paranormales Phänomen vonnöten ist. Über Nacht verschwindende Gebirge stünden weit, weit rechts, schwebende Tische und andere Makro-Psychokinese-Ereignisse im Mittelfeld, die in der modernen Parapsychologie untersuchten Mikro-PK-Effekte (z. B. die minimale mentale Beeinflussung der Zerfallsrate radioaktiver Elemente) hingegen links. Auf der senkrechten Achse sei die Evidenz aufgetragen, definiert etwa als Produkt aus der Anzahl der Fälle und der Qualität ihrer Dokumentation. Die Kurve, die man an die Datenpunkte anpasst, fällt von links nach rechts monoton ab - das heißt: Je imposanter ein Psi-Phänomen ausfällt, desto schlechter ist es belegt. Jeder Parapsychologe muss in irgendeiner Höhe eine Grenzlinie ziehen, oberhalb derer ihm die Evidenz stark genug erscheint, um sinnvolle Forschung zu betreiben. Unterhalb der Grenze tummeln sich Anekdoten und Kuriosa. Spottiswoode räumte ein, dass im Rahmen der Parapsychological Association durchaus auch Themen behandelt würden, die jenseits seiner persönlichen Schmerzgrenze lägen. Dummerweise scheint es keinen Konsens darüber zu geben, wo man diese Grenze zu ziehen hat, und so hatten sich in Freiburg neben nüchternen Laborforschern und Statistikexperten auch ein paar Spukromantiker und Traumpropheten eingefunden.
Zum Verwechseln ähnlich!
William G. Everist stellte eine Untersuchung vor, in der das Geschick ungeschulter sowie erfahrener Versuchspersonen beim Lokalisieren von Spukphänomenen in zwei Pensionen in Arizona verglichen werden sollte. In der zweiten Pension stellten sich bei keinem der Probanden, die in verschiedenen - nach Angaben des Managements teils wohl, teils nicht von Geistern „bewohnten" - Zimmern übernachtet hatten, eindeutig hellsichtige Träume oder Out-of-Body-Erfahrungen ein. Als ihnen am nächsten Morgen sechs Fotos präsentiert wurden, auf denen unter anderem der ehemalige Eigentümer des Hauses zu sehen war, der in einem der Zimmer gestorben war, erkannte niemand auch nur eine diese Personen aus seinen Träumen wieder. Jedoch hatte ein Versuchsteilnehmer, der noch vor dieser Befragung abreisen musste, um einen Termin wahrzunehmen, eine Skizze zurückgelassen, die den Menschen zeigte, von dem er geträumt hatte. Dazu Everist: „When presented to the remaining participants for their inspection, it was noticed that the sketch bore a strong similarity to photo number two, which was the photo of Mr. Boudreaux." (Als die übrigen Teilnehmer die Skizze betrachteten, stellte man eine starke Ähnlichkeit zwischen diesem Bild und Foto Nr. 2 fest, das Mr. Boudreaux zeigte.) Diese Ähnlichkeit fand der Vortragende so überzeugend, dass er die Skizze und das Foto des verstorbenen Eigentümers als Overheadfolie präsentierte. Um die Sache noch überzeugender zu machen, hat er außerdem eine Kollage aus Teilen der Skizze und des Fotos angefertigt, sodass beide Gesichter von identischen Utensilien (Hut, Hemd und Krawatte) umgeben sind. Es wurde kein Versuch unternommen, die Ähnlichkeit zu objektivieren oder gar zu quantifizieren, obwohl die Bildverarbeitungstechnologie solche Ähnlichkeitsmaße mittlerweile zur Verfügung stellt. Bitte urteilen Sie selbst! (Abb. 1)
Auch das Video mit den seltsamen Lichtkugeln, die durch den Keller eines amerikanischen Spukhauses schwebten, hat uns eher verblüfft als überwältigt - und dabei versuchte Andrew Nichols vom City College in Gainesville, Florida das Publikum nicht einmal von einem paranormalen, sondern nur von einem seltenen geophysikalischen Effekt zu überzeugen: Er und seine Mitarbeiter führen solche Leuchterscheinungen auf Anomalien im Magnetfeld der Erde zurück. Wir hatten eher den Eindruck, dass das Nachtsicht-Videosystem Motten oder Schwebteilchen eingefangen hat, die vom verwirbelten Luftstrom entlang der Kellertreppe mitgeführt wurden und als kreisförmige, helle Objekte erschienen, da sie sich nicht im Schärfebereich der Kamera befanden. Der Referent meinte, es könne wohl kein Staub gewesen sein, denn man habe versuchshalber Staub aufgewirbelt und gefilmt und dabei ein anderes Bild erhalten: kein sehr überzeugender Kontrollversuch.
Erlendur Haraldsson von der Universität Reykjavik hat - ähnlich wie früher Hans Bender - seit 1988 in Sri Lanka 64 Kinder untersucht, deren Schilderungen einer früheren Existenz vor Ort als Belege für Reinkarnation gewertet werden. Psychologische Tests ergaben, dass diese Kinder oft überdurchschnittlich phantasiebegabt sind und Anzeichen von Dissoziation zeigen. Ob hier wirklich Reinkarnation vorliegt, darüber wollte er kein deutliches Urteil abgeben, aber einige der überprüften Berichte aus dem vorigen Leben haben ihn wegen der Fülle zutreffender Details, von denen die Kinder auf normalem Wege nichts hätten erfahren können, zutiefst beeindruckt. Der Umstand, dass Herr Haraldsson Singhalesisch und Tamil nicht beherrscht und daher auf Dolmetscher angewiesen war, sowie das zwangsläufig sehr fragmentarische Bild, das sich ein Außenstehender von den örtlichen Kommunikationsstrukturen z. B. zwischen Nachbardörfern machen kann, geben reichlich Anlass zur Skepsis.
Ziemlich skeptisch stimmte uns auch ein Gedankenspiel, das Dick Bierman von den Universitäten Amsterdam und Utrecht anstellte: Wenn unbewusste Geisteszustände Quantenzustände seien (wie zum Beispiel der Physiker Roger Penrose meint, dessen Position allerdings von den wenigsten Bewusstseins- und Gehirnforschern geteilt wird) und einander nichtlokal beeinflussen könnten, dann könnte unsere Gesellschaftsstruktur einen direkten, d. h. nicht psychologischen oder soziologischen Einfluss auf unsere Stimmungen und Gefühle haben. In diesem Fall sollte man durch gezielte Änderungen der Gesellschaftsstruktur zum Beispiel die Selbstmord- oder Verbrechensrate senken können.
Kosmische Strahlen?
Im Vergleich mit solchen Phantasien nahmen sich die Vorträge von Richard S. Broughton, James P. Spottiswoode und Jan Dalkvist über einen möglichen Zusammenhang zwischen der örtlichen Sternzeit (local sidereal time, LST) und den Trefferquoten bei Versuchen zur außersinnlichen Wahrnehmung (extrasensory perception, ESP) bzw. nicht-paranormalen Erinnerungsleistungen geradezu bodenständig aus. Spottiswoode hatte 1997 mit seinem Befund Furore gemacht, dass ESP-Versuche etwa um 13.30 Uhr LST die größten Effekte erzielen (s. Skeptiker 1/98, S. 30). Die örtliche Sternzeit ist eine lineare Funktion von Tages- und Jahreszeit sowie Längengrad und sagt etwas darüber aus, welcher Ausschnitt des Sternenhimmels gerade über einem steht. Der nun präsentierte Replikationsversuch mündete, so Broughton, in „einer klassischen ‘good news - bad news'-Situation". Die gute Nachricht: Die neuen Daten zeigen ein deutliches Muster, das auf einen bislang unbekannten physikalischen Faktor hinzuweisen scheint, der die Trefferquoten beeinflusst und mit der örtlichen Sternzeit zusammenhängt. Die schlechte Nachricht: Das alte Effektmaximum um 13.30 Uhr LST ließ sich nicht replizieren.
Auch Dalkvists Analyse von psychologischen Daten, die nichts mit anomaler Wahrnehmung zu tun haben, erbrachte durchwachsene Ergebnisse: Die Stärke des Erdmagnetfeldes scheint bestimmte Arten von Gedächtnisleistungen zu beeinflussen. Auch konnte eine Korrelation zwischen LST und Gedächtnisleistung festgestellt werden, aber sie ähnelt dem ursprünglichen Spottiswoodeschen Zusammenhang kaum. Damit meint Dalkvist drei von vier möglichen Erklärungen für Spottiswoodes Befunde ausschließen zu können, nämlich einen direkten Einfluss kosmischer physikalischer Parameter (die mit der LST und der Erdmagnetfeldstärke korrelieren) auf das Psi-Signal, einen Einfluss auf normale psychische Zustände (z. B. den Aufmerksamkeitsgrad) sowie reinen Zufall. Bleibt, so Dalkvist, nur eine Alternative: Spottiswoode hat keinen kausalen Zusammenhang zwischen diesen Größen aufgespürt, sondern eine zufällige Korrespondenz zwischen verschiedenen periodischen Vorgängen. Das Erdmagnetfeld variiert periodisch, ebenso die LST. Wenn nun auch die Ergebnisse parapsychologischer Experimente periodisch schwanken (warum auch immer), können irreführende Kovariationen auftauchen. Vorläufiges Fazit: Die Psi-fördernden oder -störenden Strahlen aus dem All sind noch keineswegs bewiesen.
Mode-Gefühl
Bei der Replikation eines anderen Sensationsbefundes hatte man mehr Erfolg. Dean Radin hat 1996 zeigen können, dass Versuchspersonen, die wissen, dass ihnen gleich ein (vom Computer zufällig aus einer Datenbank ausgesuchtes) Bild präsentiert wird, im Mittel mehr Schweiß absondern (also aufgeregter sind), wenn ihnen ein erotisches Motiv bevorsteht als wenn das Bild emotionsneutral gehalten ist. Wohlgemerkt: Dass der gemessene Hautwiderstand sich während des Betrachtens eines erregenden Bildes stark verändert, verwundert nicht. Aber irgendwie scheint man unbewusst vorab zu ahnen, was man gleich zu Gesicht bekommen wird. In Anlehnung an das Wort „precognition" (Vorab-Wissen) wird diese Gefühlsreaktion „presentiment" genannt. Abb. 2 zeigt einen typischen Hautwiderstands-Kurvenverlauf vor, während und nach der Bildpräsentation.
Dick Bierman (Amsterdam, Utrecht) wollte die Mainstream-Psychologie, die diesen Befund weitgehend ignoriert hat, weil es sich um ein parapsychologisches Experiment handelte, zu einer Auseinandersetzung mit dem Presentiment-Effekt zwingen und hat daher Mainstream-Forschergruppen um ihre Originaldaten aus Bildpräsentationsversuchen gebeten. Drei Teams kamen seiner Aufforderung nach - und in allen drei Datenbeständen fand sich bei aufwühlenden Motiven wiederum der typische Vorab-Anstieg der Hautleitfähigkeit. Es ist zu hoffen, dass auch skeptische Forscher - am besten anhand derselben Daten - der Ursache für dieses Phänomen nachspüren. Interessant wäre zum Beispiel, ob der Leitfähigkeitsanstieg stärker mit dem Emotionsgehalt des kommenden oder des vorigen Bildes in einem Versuchslauf korreliert: Vielleicht entpuppt sich das Presentiment ja als Postsentiment. Wie Bierman selbst einräumte, haben die Mainstream-Forscher auf eine perfekte Randomisierung der Bildabfolge keinen großen Wert gelegt, da sie Fragestellungen verfolgten, bei denen sich Randomisierungsfehler nicht dramatisch auswirken. Vielleicht lernt der Proband während des Laufes unbewusst, was ihn beim nächsten Bild erwartet.
Ist es ein Zufall, dass sich Parapsychologen wie Radin und Bierman neuerdings nicht mehr so sehr für paranormal erworbenes Wissen interessieren, sondern für Gefühle? Der Gleichklang mit der „normalen" Psychologie, in der das Thema Emotionen seit wenigen Jahren ebenfalls stark in den Vordergrund gerückt ist, deutet darauf hin, dass die beiden Disziplinen zumindest so viel Berührungsfläche haben, dass eine wissenschaftliche Mode von einem Bereich auf den anderen übergreifen kann.
Der Decline-Effekt: Effekt oder Immunisierung?
In seinem zweiten Vortrag mit dem Titel „Descartes' Error? The nature of psi and the relation between the subjective and objective world" ging Bierman auf einen seit Jahren anhaltenden, für Parapsychologen außerordentlich frustrierenden Trend in den Effektstärken der Standardexperimente ein. Ob REG/Mikro-PK-, Ganzfeld- oder DMILS-Studien (siehe Info-Kasten „Standardexperimente"): Psi scheint zu schrumpfen. Dieses Phänomen wird als Decline-Effekt bezeichnet, wobei der Begriff allerdings nicht scharf definiert ist: Mal meint man damit die Tatsache, dass die Effektstärke während eines Versuches nachlässt (die Versuchpersonen, die Versuchsleiter oder die Psi-Kräfte „ermüden"), mal den Umstand, dass sich bei Meta-Analysen die Studien aus jüngeren Jahren als schwach oder nicht signifikant erweisen, während die Experimente in früheren Jahren deutliche Effekte zeitigten. (Manchmal kehrt sich auch das Effektvorzeichen um, sodass die Zusammenfassung der im Einzelnen jeweils signifikanten Untersuchungsergebnisse zu einer Neutralisierung führt.) Auch Bierman sprang in seinem Vortrag munter zwischen diesen beiden Szenarien - die ja nicht unbedingt dieselbe Ursache haben müssen - hin und her, was ihm von Holger Bösch aus Freiburg herbe Kritik eintrug.
Und es wurde noch verwirrender: Dick Bierman und Walter von Lucadou, der in seinem Buch „Psi-Phänomene" ebenfalls beides als Decline-Effekt bezeichnet, waren sich einig, dass es einen Decline des Decline-Effekts geben müsse: Sobald man sich auf den Decline verlasse, müsse er verschwinden. (Und tatsächlich stellt man in einigen der allerneuesten Replikationsstudien einen Wiederanstieg der Effektstärke fest!) Dieser saloppe Umgang mit einem unklar gefassten Begriff, diese Anwendung einer Regel auf sich selbst ist nicht gerade dazu geeignet, den Verdacht zu entkräften, dass der so genannte Decline-Effekt eine Immunisierungsmaßnahme ist: Ein an sich zutiefst entmutigendes Phänomen, nämlich das allmähliche Verschwinden des zu erforschenden Gegenstandes bei zunehmender Präzision der Messmethode, erhält einen eindrucksvollen Namen und wandelt sich so von der Bedrohung zum vermeintlichen Theoriebaustein.
Ausgehend von der Beobachtung, dass es bei den geheimen Remote-Viewing-Experimenten des US-Militärs, die vor der Freigabe der Dokumente nur wenigen Menschen bekannt waren, kaum einen Effektschwund gab, skizzierte Bierman eine mögliche Erklärung für den Decline-Effekt: Je mehr Menschen von einem Psi-Effekt erfahren, desto mehr zieht sich Psi zurück. Das Abfallen bzw. Oszillieren der Effektstärken spricht nach Bierman für die so genannten Observational Theories, die sich an eine bestimmte Interpretation der Quantenphysik anlehnen. Die Tatsache, dass ein Prozess beochachtet wird, beeinflusst demnach den Ausgang der Beobachtung. Wenn Psi wirklich nichtlokale Eigenschaften habe, also Zeit und Raum überwinden könne, dann beeinflusse auch jeder zukünftige Beobachter den Prozess. Voilà: Dass in der Parapsychologie so viele Replikationsversuche fehlschlagen, liegt daran, dass die Versuche nicht voneinander unabhängig sind. Für uns war diesem Vortrag keine klare Take-home-message zu entnehmen; es blieb nur das dumpfe Gefühl, dass sich Psi - so es denn existiert - ziemlich raffiniert gegen seine Erforschung zur Wehr setzt. Biermans Versuche, Psi ein Schnippchen zu schlagen, indem er Teile seiner Originaldaten mutwillig vernichtet, um sie den effektzerfressenden Blicken künftiger Beobachter zu entziehen, dürften bestenfalls dazu führen, dass die Parapsychologie wieder eine wahrhaft esoterische, d. h. nur wenigen Auserwählten zugängliche Kunst wird - die dann aber von den „orthodoxen" Wissenschaften bestimmt nicht als ihresgleichen akzeptiert wird.
Forschung
Die experimentelle Laborforschung widmet sich der Kommunikation zwischen lebenden Systemen und Mensch-Maschine-Interaktion, die möglicherweise über bislang unbekannte Kanäle laufen. Im psychophysiologischen Labor werden Parameter wie die Hirnaktivität bei parapsychologischen Experimenten und veränderten Bewusstseinszuständen erforscht. Neben Traumphasen gehören dazu auch hypnagoge Zustände, wie sie kurz vor dem Einschlafen auftreten, und der Dämmerzustand durch die Abschirmung von optischen und akustischen Reizen bei Ganzfeld-Experimenten. Auf dem Gebiet der Theorie und Datenanalyse werden neue Verfahren zur Auswertung des empirischen Materials erarbeitet und Überlegungen zur Integration von neuen Erkenntnissen in die Systeme der beteiligten Wissenschaftsdisziplinen angestellt. Im Mittelpunkt der kulturwissenschaftlichen und wissenschaftshistorischen Studien stehen Arbeiten zu Berichten über paranormale Phänomene in Geschichte und Gegenwart sowie zum historischen Wandel der Modelle zum Verständnis des psychophysischen Problems. Zusätzlich führt das IGPP Untersuchungen zu okkulten und esoterischen Überzeugungen durch.
Information und Beratung: Neben Sachauskünften zu den Forschungsschwerpunkten umfasst der Informations- und Beratungsservice des IGPP auch die Beratung für Menschen mit außergewöhnlichen Erfahrungen sowie psychotherapeutische Behandlung. Letztere wird in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem Psychologischen Institut der Universität Freiburg angeboten.
Bibliothek und Archiv: Dem Institut angegliedert ist die Bibliothek „Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie", die seit 1973 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird und inzwischen ca. 34 000 Bände umfasst. Als Bestandteil der Freiburger Universitätsbibliothek ist ihr Bestand im dortigen Online-Katalog erfasst und kann im Internet unter www.ub.uni-freiburg.de/olix recherchiert werden.
Zusätzlich führt das IGPP ein Forschungsarchiv mit Materialien zur Institutsgeschichte und der historischen Rezeptionsforschung.-ih-
Literatur: Bauer, E., Birkner, U., Krebber, K. (2000): IGPP. Kurzdarstellungen der seit 1993 geförderten Forschungsprojekte, www.igpp.de
Quanten, Fraktale & Co.: Modelle oder Metaphern?
Nach Ansicht vieler Parapsychologen ist die Existenz von Psi mittlerweile empirisch sehr gut belegt, während es an brauchbaren Modellen, gar einer umfassenden Psi-Theorie noch gebreche. Auch auf der Tagung hatten wir den Eindruck, dass viele der Anwesenden sich lieber mit Laborexperimenten, Signifikanztests und Feldforschung befassen als mit Modellbildung und daher den Ausführungen der anwesenden Theoretiker - vor allem Walter von Lucadou aus Freiburg und Fotini Pallikari von der Athener Universität - dankbar, ehrfürchtig und eher unkritisch lauschten. Da wird dem Zuhörer ja auch einiges abverlangt: Von Markowschen Ketten ist die Rede, von Systemtheorie, Holismus, Hausdorff-Dimensionen, Fraktalen, Jungscher Synchronizität und Quantenzuständen; imposante Formelwerke und Diagramme werden vorgeführt; wer kein Mathematik- oder Physikstudium absolviert hat, schaltet bald ab und verlässt sich auf die Kompetenz der Referenten. Jedoch hegen „Mainstream"-Kollegen seit geraumer Zeit den Verdacht, dass vieles, was sich hier als Modell gebärdet, doch eher eine Metapher, quasi eine Leihgabe aus etablierten Wissenschaftszweigen ist, mit der huckepack Glaubwürdigkeit importiert werden soll. Dies gilt für den von Lucadou so häufig gebrauchten Beobachtungsbegriff, der nicht genau der in der Quantenphysik gängigen Definition entspricht (siehe dazu Lambeck 1997), ebenso wie für Pallikaris Veranschaulichung von Psi als „curved probability space of random events" (Abb. 3). Ihr zufolge ist bei Psi-Phänomenen keine Kraft wirksam, sondern die Psi-Komponente des Bewusstseins krümmt lediglich den Wahrscheinlichkeitsraum - analog zum Gravitationsfeld von Himmelskörpern, das die Raumzeit krümmt. Wer das Bild betrachtet, meint zunächst, etwas Aufregendes dazugelernt zu haben, aber wenn man die Begründung solcher Parallelen und des aus den Komplexitätswissenschaften und anderen „In"-Disziplinen entlehnten Jargons prüft, beschleicht einen das Gefühl, dass der Kaiser doch eher spärlich bekleidet ist.
Das ist schade, denn im Gegensatz zu der naiven Vorstellung, dass naturwissenschaftliche Erkenntnis aus der linearen Abfolge von Naturbeobachtung, Experiment und Theoriebildung erwachse, sind diese Schritte tatsächlich zyklisch miteinander verknüpft, sodass ohne brauchbare Psi-Modellvorstellungen auch die Experimentplanung auf tönernen Füßen steht. So fließen in die Ganzfeld-Experimente bereits etliche Theorie-Elemente mit ein, die sich zum Beispiel in den Bezeichnungen „Sender" und „Empfänger" niederschlagen. Nach den Vorstellungen Pallikaris und Lucadous ist Psi jedoch weder eine Kraft noch ein Signal, sodass mit seiner Hilfe keine Informationen übermittelt werden können, sondern nur „nichtlokale Korrelationen" sichtbar werden. Die Parapsychologen täten also gut daran, die Theoriebildung künftig kritischer zu verfolgen und aktiver mitzugestalten und sich auch über ihre eigenen impliziten, sich womöglich im Experiment- oder Fragebogenaufbau niederschlagenden Modellvorstellungen klarer Rechenschaft abzulegen.
Hans Bender
Unter Kritikern wie Apologeten der Parapsychologie gilt Hans Bender (1907-1991) als zentrale Gestalt der deutschen Parapsychologie in der Nachkriegszeit. So gehen auf ihn die Gründungen des Institutes für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (1950) und der Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie (1957) zurück. In den Jahren 1954-1975 hatte Bender den Lehrstuhl für „Grenzgebiete der Psychologie" in Freiburg inne (später: „Lehrstuhl für Psychologie und Grenzgebiete der Psychologie").
Kennzeichnend für Benders Ansatz war zum einen sein Bemühen, die parapsychologische Forschung in den akademischen Betrieb zu integrieren, gleichzeitig aber hielt er kontrollierte Versuchsanordnungen wie bei J. B. Rhines forced-choice-Experimenten mit einem vorgegebenen Satz abstrakter Motive für unzureichend. Zu stark waren sie in seinen Augen abstrahiert vom Alltagsleben und vernachlässigten damit die emotionalen und sozialen Komponenten spontaner Psi-Phänomene. So sammelte er zahlreiche anekdotische Berichte über Präkognitions- und Telepathiefälle. Parallelen zwischen Träumen und späteren Erlebnissen der Träumer interpretierte er als Psi-Phänomene, ohne - wie Kritiker anmerkten - die Breite von Interpretationsspektren sowie die Rolle von Zufall und selektiver Wahrnehmung genügend zu berücksichtigen.
Methodische Mängel waren es auch, die der Jurist Herbert Schäfer an Benders Untersuchung von Poltergeist-Fällen monierte. So habe er seine Beweisaufnahme im Paradefall Bremen-Neue Vahr 1965 erst nach Abklingen der vermeintlichen Phänomene begonnen, ohne die Verzerrungen zu reflektieren, die eine rekonstruktive Beweisaufnahme mit sich bringt. Auf diese Weise sei er zu dem Schluss gekommen, der 14-jährige Lehrling Heiner Sch. habe unbewusst auf psychokinetischem Wege Zerstörungen an seinem Arbeitsplatz bewirkt.
Im Gegensatz zu anderen Fällen, die aufgrund lückenhafter Dokumentierung im Rückblick keine einwandfreie Deutung zulassen, liegt hier ein Geständnis vor, das die Sachbeschädigungen auf konventionellem Wege erklärt: Zwölf Jahre nach den Bremer Vorfällen erklärte Sch. gegenüber Schäfer, er habe aus Frustration über seine Arbeitssituation mit technischem Geschick ausgefeilte Manipulationen vorgenommen und auch bei späteren Experimenten mit Bender zu Tricks gegriffen, um signifikante Ergebnisse zu erzielen. Bender dementierte diese Darstellung; dennoch blieb der junge Mann bei seiner Aussage. -ih-
Literatur
- Bender, H. (1989): Telepathie, Hellsehen und Psychokinese. Aufsätze zur Parapsychologie I. Piper Verlag, München
- Bender, H. und Mischo, J. (1978): Das „Geständnis" des Heiner Scholz. Zs. f. Parapsychol. Grenzgeb. Psychol. 20, 235-248
- Lucadou, W. v. (1997): Psi-Phänomene. Neue Ergebnisse der Psychokinese-Forschung. Insel Verlag, Frankfurt/Main, Leipzig
- Schäfer, H. (1994): Poltergeister und Professoren. Über den Zustand der Parapsychologie. Fachschriftenverlag Dr. jur. H. Schäfer, Bremen
Das neue Paradigma: Ausweg oder Irrweg?
Irgendwie scheint sich der Kreis zu schließen: Im historischen Teil gedachte man Hans Benders, dessen Forschungsansatz eher qualitativ, intuitiv und auf spektakuläre Einzelfälle ausgerichtet war als auf quantitativ-statistisches Arbeiten. Der nüchterne Ansatz seines Zeitgenossen J. B. Rhine, der zum Beispiel die Zener-Karten mit ihren abstrakten Symbolen einführte (S. 193), erschien ihm zu weit vom „wahren Leben" entfernt. In der Folgezeit setzte sich jedoch das Rhine'sche Paradigma durch, das die Parapsychologie von ihrem Hokuspokus-Image befreien und ihr zu einer von den Nachbardisziplinen anerkannten Methodik verhelfen sollte. Nun, da die Effektstärken zum Teil gegen Null gehen, wächst in der Szene der Widerstand gegen das Rhinesche Paradigma - zumal das damals erklärte Ziel, die volle Anerkennung als „normale" Wissenschaft, trotz sklavischer Einhaltung immer strengerer Versuchsprotokolle nicht erreicht wurde. Immer wieder war auf der Tagung Verärgerung über die Veröffentlichungspolitik von Mainstream-Fachzeitschriften zu vernehmen, die parapsychologische Studien entweder rundweg ablehnen oder aber nur in überarbeiteter, um jeden Hinweis auf Psi bereinigter Form akzeptieren.
Walter von Lucadou bezeichnete das Drama der modernen Parapsychologie als „Hans im Glück"-Syndrom: Bereitwillig sei man immer wieder auf die Kritik der Psi-Skeptiker eingegangen und habe das Viele, was man in Händen hielt, gegen Weniges eingetauscht. Am Anfang habe die persönliche, überwältigend sicher erscheinende Erfahrung von Psi-Phänomenen gestanden; dann habe man irgendwann nur noch winzige Effekte im Labor nachgewiesen; Meta-Analysen rückten selbst diese Effekte in ein zweifelhaftes Licht; im Streben nach Anerkennung habe man sich schließlich zunehmend auf die soziologische Untersuchung von Überzeugungssystemen und die psychologische Klientenberatung zurückgezogen. Die Ursache für diese Erosion (die viele Parapsychologen, anders als der unerschütterlich frohgemute Hans im Märchen, als Unglück empfinden) liegt seines Erachtens in der falschen Vorstellung, Psi sei ein Signal. Diese Fehlannahme durchziehe auch die „zehn klassischen experimentellen Paradigmen der Parapsychologie". Diesen zufolge habe man
- durch lange Versuchsreihen die Effekte zu akkumulieren und zu verstärken versucht,
- möglichst reine (physikferne) Versuchssituationen geschaffen,
- die Effektgröße durch Ausschaltung psychologischer Variablen zu optimieren versucht,
- Datenreduktion betrieben, um nur den reinen Psi-Effekt übrig zu behalten,
- der Versuchsperson nicht einfach den Effekt präsentiert, sondern eine „(Be)deutung" angeboten, z. B. ein spielerisches, motivierendes Display,
- die Ereignisgeneratoren optimiert, sodass sie reinen Zufall produzierten,
- Einfach- und Doppelblindprotokolle etabliert,
- Versuchsteilnehmer weitestgehend vom Rest des experimentellen Settings isoliert und zum Teil über den wahren Ablauf im Dunkeln gelassen („experimental tricks", „hidden agenda"),
- die Daten direkt nach dem Experiment ausgewertet und
- identische Replikationen angestrebt.
Das habe jedoch schief gehen müssen, denn wenn man eine nichtlokale Korrelation als Signal behandle und zu verstärken versuche, löse sie sich auf.
Den gescheiterten alten Paradigmen setzt Lucadou seinen systemtheoretischen Ansatz mit einem „nichtklassischen Evidenzmodell" entgegen. Seinen zehn neuen experimentellen Paradigmen zufolge sollten Parapsychologen
- kurze Versuchsreihen durchführen, da eine Akkumulation nicht möglich ist,
- möglichst nah an den physikalischen Prozessen bleiben,
- die Korrelationen mit physiologischen und psychologischen Variablen erhalten, damit sich der Psi-Effekt in einem möglichst reichhaltigen System mit vielen offenen Kanälen „wohlfühlen" und entfalten kann,
- keine vorzeitige Datenreduktion betreiben, sondern den gesamten Prozess dokumentieren,
- der Versuchsperson ein möglichst einfaches Display präsentieren,
- eine unabhängigen Zufallsereignisse einsetzen, sondern Markowsche Ketten (Zufallsfolgen mit „Gedächtnis"),
- Dreifachblindbedingungen etablieren, um den sog. nichtklassischen Experimentator-Effekt auszuschließen,
- für eine räumliche und zeitliche „organisatorische Geschlossenheit" (nach F. Varela) des Experiments sorgen,
- vor der Auswertung Abstand zu den Daten gewinnen, damit die Erwartungshaltung die Evaluation nicht beeinflusst, und
- statt der unmöglichen identischen Replikationen konzeptuelle Replikationen anstreben.
Das meiste davon ist nicht neu und kann z. B. in Lucadous Buch „Psi-Phänomene" nachgelesen werden. Wie man den neuen Paradigmen gerecht werden soll, ohne sich so weit von den „guten wissenschaftlichen Sitten" zu entfernen, dass man wieder derselben Kritik ausgesetzt ist wie in der Prä-Rhine-Ära, blieb vermutlich nicht nur uns beiden unklar. Experimente mit vielen offenen Kanälen, in denen sich Psi zu Hause fühlen kann, werden leicht unübersichtlich. Ein konkretes Beispiel dafür lieferte Suitbert Ertel mit seinem Vortrag am letzten Konferenztag: Um die Effektstärke zu erhöhen, schlägt er vor, den Versuchspersonen Säcke mit 50 Tischtennisbällen nach Hause mitzugeben, die mit den Ziffern 1 bis 5 beschriftet sind. Die Teilnehmer sollen daheim in entspannter Atmosphäre eine Art Lotto spielen; ob jemand beim Protokollieren seiner Ergebnisse gemogelt habe, könne man auch im Nachhinein durch die Datenanalyse herausfinden („postcautionary" statt „precautionary control"). Ertel schlägt dies vor, weil er - wie viele seiner Kollegen - vermutet, dass die immer aufwändigere Absicherung der Laborexperimente gegen Betrug und Selbsttäuschung Bedingungen geschaffen habe, unter denen auch Psi weggefiltert werde.
So verständlich die Flucht von den Studierstuben in die Wohnstuben angesichts des Effektschwundes auch ist: Man kann der Parapsychologie nur wünschen, dass sie sich von den mühsam erarbeiteten methodischen Standards nicht vorschnell verabschiedet. Sollte sich Psi jedoch tatsächlich als so flüchtig erweisen, dass es im Sinne moderner Naturwissenschaft nicht erforschbar ist, dann sollte man vielleicht den Anspruch aufgeben, eine solche Wissenschaft zu sein. Womöglich gehorchen die beiden großen Ziele der Parapsychologen - Erhöhung der Effektstärke und Anerkennung durch den Mainstream - einer Art Unschärfe-Relation: Gelingt das eine, so rückt das andere in unerreichbare Ferne.
Literatur
- Lambeck, M. (1997): Können Paraphänomene durch Quantentheorie erklärt werden? - daran anschließend: Replik Lucadou und Antwort Lambeck. Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 39(1/2), 103-128
- Lucadou, W. v. (1997): Psi-Phänomene. Neue Ergebnisse der Psychokinese-Forschung. Insel Verlag, Frankfurt/Main, Leipzig
- Radin, D. (1997): The Conscious Universe. Harper Edge, San Francisco
- Steinkamp, F. (Program Chair) (2000): The Parapsychological Association, 43rd Annual Convention, Proceedings of Presented Papers
Dieser Artikel erschien im "Skeptiker", Ausgabe 4/2000.