Die Prognosenauswertung der GWUP zum Jahr 2006
Das sportliche Mega-Ereignis - die Fußball-Weltmeisterschaft - stand im Mittelpunkt vieler Prognosen und Visionen. Abgesehen davon dominierten die klassischen Themen wie Naturkatastrophen und Prominentenschicksale. Michael Kunkels Prognosenschau zum Jahresende hat wieder gezeigt, in welch trüben Wässern die Seherzunft meist fischt und dass man sich bei wichtigen Entscheidungen besser bei wirklich kompetenten Fachleuten Rat einholt.
Eilige Leser finden in der GWUP-Pressemitteilung vom 15. Dezember 2006 die wichtigsten Ergebnisse in aller Kürze. Diejenigen mit etwas mehr Zeit und Interesse finden auf dieser Seite wie in den Vorjahren interessante Zusatzinformationen. Pressemitteilung und Zusatzinformationen stehen außerdem zusammengefasst in einer PDF-Datei zur Verfügung und können so auch abseits von Computerbildschirmen gut gelesen werden.
Bei Fragen stehen Ihnen Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und das "Zentrum für Wissenschaft und kritische Denken" der GWUP zur Verfügung. Viele Informationen zu den Prognosen für dieses und die vergangenen Jahre finden Sie außerdem auf Michael Kunkels Seite "Wahrsagercheck"!
Die Prognosen und ihre Herkunft
2006 wurden ca. 150 Prognosen von 49 namentlich bekannten Auguren ausgewertet – dazu kommen noch etwa 30 Prognosetexte von kommerziellen Astrologieseiten und astrologischen Almanachen, die nicht namentlich signiert sind. Die Zahl der einzelnen Prognosen ist wie in jedem Jahr nur ungefähr zu nennen, da sich hinter manchen Texten mehrere, nicht immer exakt trennbare Einzelprognosen verbergen (einige Beispiele folgen weiter unten im Text). Die Prognosen stammen überwiegend aus dem Internet (ca. 60 %), aus Zeitungen und Zeitschriften und aus Büchern (z.B. „Nostradamus 2006“ von Manfred Dimde oder Huters Astrologischer Kalender 2006).
Wie wird ausgewertet?
Die Auswertung der Prognosen geschieht unter Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeit des Eintreffens einer Prognose. Hier gilt eine einfache Regel: Je genauer die Prognose, desto unwahrscheinlicher ihr Eintreffen. Eine datumsgenaue Prognose (wie die eines katastrophalen Erdbebens in San Francisco) wäre eine absolute Sensation, aber bisher gingen alle so genau formulierten Prognosen daneben. Bei schwammigen Aussagen (siehe die „Prognose“ von Rosalinde Haller) ist es für den Astrologen leicht, im Nachhinein einen Treffer hinein zu definieren – solche Prognosen werden nicht als Treffer gezählt, da die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens einer der vorausgesagten Katastrophen in einem der aufgeführten Länder nicht zu vermeiden ist. Die Astrologen selbst weisen im Nachhinein gerne auf ihre „Treffer“ hin. Bei Rosalinde Hallers Prognose liefert zum Beispiel das Stichwort "Vulkane" in Verbindung mit "Indonesien" einen sicheren Treffer – und zwar jedes Jahr, da es in Indonesien eine große Zahl aktiver Vulkane gibt. Da die Prognose so allgemein gehalten war, wird hier nur das Unvermögen der meisten Astrologen demonstriert, exakte Voraussagen zu treffen.
Bei Ereignisprognosen (wie der Fußball-WM) ist die Wahrscheinlichkeit einen Treffer zu erzielen wesentlich höher. Als Ergebnis eines Fußballspiels können Sieg, Unentschieden oder Niederlage stehen, und wenn dann noch zu einem Spiel bedeutungsschwanger klingende Einzelheiten verkündet werden, dann klingen Teile mancher Prognosen durchaus „richtig“. Bei der Bewertung einer solchen Prognose werden alle Aussagen zu einem Spiel zusammen bewertet – die nicht eingetroffenen Teile der Prognose sollen ja nicht unter den Tisch fallen.
Die Qualität der einzelnen Prognosen
Einige Prognosen sind klar und deutlich formuliert und damit gut auswertbar, z. B. die beiden folgenden:
(Patricia Bahrani laut der Passauer Neuen Presse vom 9.1.2006)
„Prognose: Deutschland wird Fußballweltmeister 2006. Zugrunde für diese Prognose liegt das Horoskop von Jürgen Klinsmann. Er hat zum Zeitpunkt des Endspieles am 09.06.2006 einen Planetenübergang, der eher auf einen unverhofften, beruflichen Erfolg schließen läßt. Das kann nur unsere Weltmeisterschaft sein.“
(Monika Transier auf ihrer Webseite www.monika-transier.de)
Die überwiegende Mehrzahl der Prognosen ist jedoch eher schwammig und mehrdeutig formuliert. Bestimmte Autoren sind geradezu berühmt für ihren verklausulierenden Stil, der Nostradamus mit seinen kryptischen Prophezeiungen vor Neid erblassen ließe. Beispiele hierfür:
„Astrologisch gesehen, begegnen Chinesen, Holländer, Algerier, Türken und in Norditalien lebende Menschen den Universumsdynamiken in gleicher Weise.
Der Psychodruck, der 2006 auf ihnen lasten wird, astrologisch gesehen, erhöht ihren Realismus. Demnach ist zu erwarten, dass die gewählten Volksvertreter, die ja in diesen Ländern auch ihrerseits realistischer werden, aufkeimenden Massenforderungen mit Sofortmaßnahmen begegnen, um nicht Unruhen zu riskieren, die außenpolitisch untragbar wären.
Astrologisch wird uns der Umstand im Urbild des Gottes Sobek beschrieben.
Der ist ein Krokodil- ja, ja, aber er ist auch Emblem der Psychotherapeuten gewesen. Überhaupt ist der Sobek ein Magush, dessen eindringliche Blicke hypnotisieren.“
(Edeltraud Lukas Möller auf ihrer Webseite)
Letztere Prognosen sind eigentlich nicht zu bewerten. Die Autoren selbst allerdings deuten – im Nachhinein – immer irgendetwas Reales in solche Texte hinein. Was Frau Möller hier hinein deutet ist allerdings nicht bekannt.
Schwerpunkte der Prognosen für 2006
Im Jahr 2006 war die Fußball-WM das absolute Highlight der Prognostiker. Und wie so oft bei Prognosen zu konkreten Ereignissen lehnten sich nicht wenige Astrologen sehr weit aus dem Fenster. Den Titel für das deutsche Team sahen gleich mehrere Auguren voraus – und folgten damit nur einem bekannten Prinzip aller Wahrsager: „Erzähle deinem Gegenüber, was dieser hören will ...“.
Aber nicht alle waren so „mutig“. Von Uwe M. Kraus waren in Huters Astrologischen Kalender seitenlange Elaborate zu lesen, die außer vielen Worten am Ende die dünne „Erkenntnis“ lieferten, dass Deutschland „vielleicht das Halbfinale erreicht, oder das Finale“. Mit dem Wort „vielleicht“ hatte sich der Autor auch gegen ein früheres Ausscheiden abgesichert und seine Prognose findet sich damit auf einer Stufe mit der bekannten Wetterprognose „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist ...“.
Während der WM wagten sich viele Astrologen an direkte Vorhersagen einzelner Spiele, wobei häufig mehr über den Gemütszustand einzelner Spieler bzw. des Trainers während des Spiels spekuliert wurde. Immerhin gab es dabei auch einige richtig scheinende Vorhersagen. Beispiel (zum Spiel Deutschland – Schweden):
Der Autor wollte den verschossenen Elfmeter der Schweden in der 2. Halbzeit astrologisch als „Tor“ zählen, sein Fazit:
„Der Elfmeter war eine gute Torchance für die Schweden, die doch glatt daneben ging. Diese Torchance habe ich als Tor astrologisch gewertet. Astrologisch erschien auch die erste Halbzeit kritischer als die Zweite. Letzten Endes aber war die Prognose zwei Tore für Deutschland richtig, denn zu der langen Nachspielzeit kam es ja nicht.“
Alles was richtig ist zeigt also, „dass die Astrologie funktioniert“, was nicht stimmt (3. Tor) wird umgedeutet – einen Prognosefehler geben Astrologen nur selten zu. Der Prognoseteil „2 Treffer für Deutschland“ war tatsächlich richtig, andere Einzelheiten waren jedoch falsch. Warum die erste Halbzeit „kritischer“ sein sollte, hat der Autor nicht erklärt – aus Sicht der Fußballfans war das bei dem frühen 2:0 der Gastgeber eher nicht der Fall.
Klassiker der Prognosezunft
Zu den eindeutigen Klassikern der Prognosezunft zählen die Voraussagen von Umwelt- und Naturkatastrophen sowie von einem bevorstehenden Ende der Welt. Für letzteres sei auf die Webseite der „Ontario Consultants for Religious Tolerance“ verwiesen, die seit vielen Jahren Endzeitprognosen sammeln und im Internet mit Quellenangabe zur Verfügung stellen.
Der in der Meldung zitierte Originaltext von Rosaline Haller ist ebenfalls im Internet zu finden (www.hellsehen.net - unter Prophezeiungen, Vorhersagen 2006), andere Prognostiker lassen sich zumindest noch eine Hintertüre offen. So schreibt Petra Dörfert in ihren „globalen Trends“ für Januar 2006 (zu finden unter www.trigolino.de):
Also gibt es entweder Überschwemmungen (die gibt es jeden Monat irgendwo in der Welt) oder „realitätsfreien Optimismus“ (also keine Überschwemmung?).
Katastrophenprognosen sind in der Regel sehr ungenau und extrem vage formuliert. Wie man solche Prognosen richtig formuliert hat der Autor der Meldung selbst an Astrologen und Wahrsagern getestet. Er sagte z.B. in einer Mail gegenüber einem Astrologen „für die ersten 2 Wochen im Januar ein Erdbeben in der Türkei“ voraus ... ... und hatte Recht! In der Türkei werden allerdings fast täglich Erdbeben von den Seismografen aufgezeichnet , so dass diese Prognose keinerlei Risiko für den skeptischen Prognostiker beinhaltete. Z.B. gab es alleine am 12.12. acht und am 11.12. vier Erdbeben, die in der Liste der Erdbebenforscher auftauchten.Prominente
Insbesondere in der Regenbogenpresse wird zum Jahreswechsel gerne über das Schicksal einzelner Promis im kommenden Jahr spekuliert. Da diese Prognosen in der Regel eher kurz und ungenau sind, sind sie wiederum nur dann interessant, wenn die Information zumindest rudimentär nachprüfbar ist.
Bei Angela Merkel war dies nicht der Fall:
Quelle: Kölner Express vom 24.12.2005
Im Fall von Prinz Albert von Monaco konnte die Prognose überprüft werden:
Quelle: Revue, Heft 52, 2005
Meistens ist eine solche Prognose jedoch belangloses Blabla, wie zum Beispiel in folgendem Beispiel (welcher 17-jährige will das nicht?):
Quelle: Kölner Express vom 24.12.2005
Treffer für das Jahr 2006
Wirklich spektakuläre Treffer sind nicht bekannt. Solange die deutsche Manschaft siegte, war natürlich jede entsprechenden Prognosen auch „richtig“. Allerdings sind Prognosen wie die folgende wenig spektakulär:
Klinsmann hat sehr zufriedenwirkende Konstellationen, Deutschland gewinnt.“
(Monika Transier)
Rein statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens schon 33% ...
Wurden für 2006 besondere Ereignisse erfolgreich vorhergesagt?
Nein!
Bemerkenswertes
Im August wurde Pluto von der IAU (der „Internationalen Astronomischen Union“) der Planetenstatus aberkannt. Da die Astrologie auch Pluto benutzt, war die Reaktion unter den Astrologen interessant. Aus den Horoskopdeutungen werden die Astrologen (zumindest die überwiegende Mehrheit) Pluto nicht entfernen, da sie bereits heute – je nach astrologischer Schule – auch mit anderen astronomischen Objekten arbeiten, die keine Planeten sind (z.B. Chiron, ein Asteroid). Die so genannte Hamburger Schule arbeitet sogar mit 8 gänzlich fiktiven, also nicht-existenten Planeten, den so genannten Transneptunern. Dass man aus diesen „Planeten“ – im Nachhinein – auch das Herabstufen des Pluto „erklären“ kann zeigte der Astrologe Tony Bonin in einem astrologischen Internetforum:
Ein Astrologe führt also die (willkürliche) Definition des Planetenstatus des Pluto auf einen errechneten Punkt (Halbsumme) zwischen 2 nicht existenten „Planeten“ zurück! Dazu kann man nur anfügen, dass es so viele verschiedene „Astrologien“ gibt, dass man aus Bildern wie dem Folgenden wirklich alles – im Nachhinein – astrologisch erklären kann:
Grafik: Ein Horoskop, erstellt mit der Freeware Astrolog bei Einschaltung fast aller möglichen Optionen – jede bunte Linie darf gedeutet werden ...)
Astrologie und Börse
Einige Börsenberater wie der Amerikaner Raymond Merriman und der Österreicher Manfred Zimmel behaupten immer wieder, dass astrologische Börsenprognosen „funktionieren“. Zumindest die Prognosen Zimmels sind äußerst vage, und im Nachhinein findet er auch immer etwas Passendes. Er hatte z.B. für 2005 ein erhebliches Verlustpotential bei Aktien vorausgesagt – und tatsächlich gab es Monate (Mai, Juni), in denen die Aktien stark gefallen sind. Insgesamt sind Aktien allerdings gestiegen, und das Potential zu einem Verlust ist bei Aktien immer gegeben. Bei dem erwähnten Karsten Krönke konnten die Aussagen immerhin überprüft werden. Seine jeweilige Monatsprognoseseite finden sie unter www.astrax.de (dort auf die Zeile „speziell: Börse (DAX) von morgen“ klicken). Er nimmt für sich eine eine Trefferquote von 58% in Anspruch, belegt diese aber nicht. Zwischen dem 29. Mai und dem 6. Dezember 2006 hatte Krönke bei 139 Handelstagen genau 66 Treffer – das sind lediglich 47,5%. ... bei reinem Raten würde man 50% erwarten.
Dass Herr Krönke in der Vergangenheit mit ähnlichen Behauptungen Schiffbruch erlitten hat, können sie auf wahrsagercheck.de nachlesen.
Ansprechpartner für die Prognosenauswertung der GWUP
Die Prognosen werden von Michael Kunkel aus Mainz gesammelt und ausgewertet. Von Hause aus Mathematiker und normalerweise als Berater für verschiedene Versicherungsunternehmen tätig, sammelt er seit 5 Jahren Prognosen von Astrologen, Wahrsagern und Hellsehern und wertet sie jeweils zum Jahresende aus. Sie erreichen ihn unter der Telefonnummer (0160) 90733538 oder per E-Mail (info@wahrsagercheck.de). Umfangreichere Informationen (z.B. über 80 Originalprognosen) zu den Prognosen des Jahres 2006 und den Vorjahren finden Sie im Internet unter www.wahrsagercheck.de.
Eine der häufigsten Fragen: „Suchen Sie bereits nach Vorhersagen für das kommende Jahr?“
Natürlich! Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Prognosen. Wer meine Internetseite „Wahrsagercheck“ besucht, findet – neben Voraussagen für die Jahre 2002 bis 2006 – auch immer eine Auswahl von Prognosen für die nähere Zukunft. Zur Zeit (15.12.2006) sind dort noch keine Vorhersagen für das Jahr 2007 zu finden, aber das wird sich in den nächsten Tagen rasch ändern. Traditionell verkünden nämlich die meisten der prophetisch tätigen Astrologen, Wahrsager und anderen Vorher-Seher ihre Prognosen Ende Dezember. Hinweise auf Vorhersagen nehme ich gerne entgegen – eine Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! genügt.
Weiterführende Informationen
Internetseiten
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Die Internetseiten von Michael Kunkel mit einem kritischen Blick auf die Wahrsagerzunft
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Themeneinträge "Wahrsager" und "Nostradamus" auf den GWUP-Seiten
Im „Zentrum für Wissenschaft und kritisches Denken“ erhalten Sie außerdem mit unseren „Infoblättern“ kompakte Informationen zu vielen Schlagworten der Wissenschaft und Parawissenschaften, z. B. zu diesem Thema passend: „Nostradamus“ und „Orakel-Techniken“.