02.02.2010 (GWUP) - Mit einem großangelegten Selbstversuch, wie er in kleinerem Rahmen auch schon von GWUP-Mitgliedern durchgeführt wurde, haben britische Skeptiker der Öffentlichkeit vor Augen geführt, dass Homöopathika wirkungslos sind.
Die Initiatoren der „Campaign 10:23" hatten dazu nach eigenen Angaben 400 furchtlose Mitwirkende in ganz Großbritannien vor Filialen der Apothekenkette „Boots“ postiert, die am 30. Januar um 10.23 Uhr Gobuli mit „Boots"-Siegel und verschiedenen „Wirkstoffen" in einer Verdünnung von C30 zu sich nahmen (C-Potenz bedeutet: 1 Teil des Wirkstoffes verrieben mit 99 Teilen Lösungsmittel, in diesem Falle zu Kügelchen gerollter Milchzucker). Nach homöopathischer Lehrmeinung müssten Medikamente in dieser Potenzierung bei Gesunden zu Vergiftungserscheinungen führen - ein Effekt, der naturwissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht. Die 23 bezieht sich auf die Avogadro-Zahl, die aussagt, dass schon bei einer Verdünnung eines Wirkstoffs in einer Potenz von D23 (D-Potenz: 1 Teil Wirkstoff, 9 Teile Lösungsmittel) kein Molekül der Ursprungssubstanz mehr enthalten ist. Die Aktion stand deshalb auch unter dem Motto: „There´s nothing in it!" Trotzdem soll die Wirkung durch die höhere Verdünnung „potenziert", also verstärkt, werden. Ersten Berichten nach überstanden alle Versuchsteilnehmer- wie anhand der physikalischen Realität zu erwarten - den Selbstvergiftungsversuch, ohne Schaden zu nehmen.
Die Filialen von „Boots" hatten sich die Skeptiker deshalb als Demonstrationsorte erwählt, weil es von Vertretern der Kette Mitteilungen gab, wonach diese selbst nicht an Homöopathie glaubten, der Dienst am Kunden es jedoch verlange, derartige Mittel anzubieten. Dies wird von den Machern der Kampagne heftig kritisiert. In einem offenen Brief bemängeln sie, dass man von Kunden nicht verlangen könne, die wissenschaftliche Literatur zur (Un-)Wirksamkeit der Homöopathie zu kennen. Ein Kunde, der bei einem Medizinvertrieb Produkte erwerbe, die auch noch unter eigenem Markennamen verkauft würden, müsse darauf vertrauen, dass der Hersteller und Vertreiber dieses Produkt schon auf seinen medizinischen Nutzen geprüft habe. Außerdem könne es gefährlich sein, wenn ein Patient auf Homöopathika zurückgreife und damit eine wissenschaftlich belegte Anwendung vermeide. Daher solle der Großhändler Homöopathika aus seinen Verkaufsregalen verbannen.
Die Videos zum Event werden nun gesammelt auf der Website der Kampagne präsentiert. Allein in Southampton fanden sich - oh Wunder - 23 Menschen, die eine „massive Überdosis" zu sich nahmen und kritisch und doch witzig über die Ziele ihrer Kampagne informierten. Sie baten die Menschen herauszufinden, was Homöopathie wirklich sei „and find out how ridiculous it is for yourself!".
Holger von Rybinski
Siehe auch:
- GWUP-Themeneintrag Homöopathie.
- „Stern"-Interview mit dem Arzt und Kolumnisten Ben Goldacre zu Wirksamkeitsnachweisen in der Medizin.