23.08.2024(GWUP): Ein aktueller Radiobeitrag zeigt, wie Vertreter der „Alternativmedizin" auf das öffentliche Gesundheitswesen Einfluss nehmen.
„Eigentlich sollen Krankenkassen keine homöopathischen Mittel mehr bezahlen dürfen. Jetzt liegen entsprechende Pläne von Gesundheitsminister Lauterbach auf Eis. Denn die Anhänger der Globuli haben mächtige Verbündete", so die spannende Ankündigung des Radiobeitrags „Alternativmedizin-Lobby gegen Lauterbach". Doch der knapp 34 Minuten lange Beitrag enthält noch viel mehr Informationen. So wird erläutert, warum Homöopathika eine Sonderstellung im deutschen Gesundheitswesen einnehmen und wie Druck auf Kritiker der wissenschaftlich längst widerlegten Methode ausgeübt wird, übrigens auch in Großbritannien. Professor Edzard Ernst, einst Inhaber des ersten Lehrstuhls für Alternativmedizin in Exeter, schildert, mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen hatte, als unter seiner Ägide Auswertungen von Studien belegten, dass Homöopathie bei keiner Erkrankung eine effektive Heilmethode ist, wie das britische Unterhaus 2010 offiziell feststellte. In Folge wurden deshalb ab 2017 keine Kosten mehr für Homöopathiebehandlungen vom dortigen National Health Service übernommen, in Frankreich seit 2021. In Deutschland ist diese Diskussion noch nicht zu Ende. Und auch den Anthroposophen ist es gelungen, ihre auf esoterischen Grundlagen basierende Form der Medizin im öffentlichen Gesundheitswesen zu etablieren.
Wer mit dem Thema noch nicht vetraut war, wird über den deutschen Sonderweg, wissenschaftlich widerlegte Anwendungen von der Solidargemeinschaft bezahlen zu lassen, sicherlich erstaunt den Kopf schütteln. Die Sendung ist in der Mediathek von Deutschlandfunk Kultur abrufbar.
Holger von Rybinski