15.06.2024(GWUP): Der Kurier-Podcast „Fake Busters" widmet sich in seiner aktuellen Folge einer bekannten Kryptozoologie-Story.
Die Sichtung eines angeblich zwei Meter großen, mottenähnlichen Wesens beschäftigt seit den Sechzigerjahren viele US-Amerikaner. Nach und nach soll es immer mehr Sichtungen gegeben haben. Selbst zu einer Verfilmung mit Richard Gere hat es die Geschichte schon gebracht. Doch was haben die Menschen seinerzeit gesehen? Ist die Geschichte wirklich neu oder gab es bereits ähnliche Erzählungen vorher? Dazu interviewt die Journalistin Birgit Seiser die Kulturwissenschaftlerin Janin Pisarek, die zahlreiche interessante Fakten zu der eigenartigen Geschichte liefert. Pisarek interpretiert die Mothman-Erzählung als klassische Wandersage, die im Lauf der Zeit um zahlreiche phantastische Elemente, unter anderem einer traditionellen Volkssage aus dem 19. Jahrhundert, erweitert wurde. Auch sei die Geschichte in einer Zeit aufgetreten, in der neben der Kryptozoologie „Para- und Pseudowissenschaft unter einer breiten Bevölkerungsmasse Anklang" fand.
Geschichten wie diese seien regionale Folklore, sogar ein Festival habe sich als Folge der Popularität der Geschichte entwickelt. Überdies sei sie ein Beispiel für ein heutzutages übliches Trans-Media-Storytelling, ein medienübergreifendes Erzählen. Anders als ,,der Kiosk früher" sei das Internet heute zu einem bedeutsamen Medium für die Kulturtechnik des Erzählens geworden. Pisarek erklärt sehr anschaulich, warum Menschen Dinge, die sie verunsichern, in konspirative Erzählungen verwandeln, die dann vermeintlich einfache Erklärungen für Missstände und Schicksalschläge liefern.
Die 31 Minuten lange Podcastfolge The Mothman: Was steckt hinter dem mysteriösen Fabelwesen? ist auf der Kurier-Website abrufbar.
Holger von Rybinski