Dr. Jochen Blom, Bio-Informatiker und Burgenexperte, auf Recherche in Arkeden, Rumänien
15.09.2023 (GWUP): Ein ungewöhnliches Thema präsentiert Jochen Blom am 27. September bei den Skeptics in the Pub in Köln: „Faszination Burg - Fakten und Fehlannahmen zu Burgen in Realität und Fiktion".
Die Skeptics-in-the-Pub-Formate begeistern immer wieder durch ihre Themenvielfalt. Am 27. September hält Dr. Jochen Blom um 19 Uhr 30 einen Vortrag in Köln, den man auch als Live-Stream verfolgen kann. Wir haben dem Referenten dazu ein paar Fragen gestellt:
GWUP: Hallo Jochen, als Skeptiker ist man gewohnt, pseudowissenschaftliche Aussagen zu allen Wissensgebieten in Frage zu stellen. Jedoch bist du sicherlich der Erste, der sich des Themas Burgen aus der Sicht eines Skeptikers annimmt. Wie bist du darauf gekommen?
Jochen Blom: Ich interessiere mich seit mehr als einem Jahrzehnt für Burgen und mache regelmäßig Touren, auf denen ich mir über die Jahre Hunderte Burgen angeschaut habe. Natürlich habe ich dabei auch Dutzende von Führungen mitgemacht und unzählige Infotafeln gelesen. Dabei werden sehr oft folkloristisch aufgebauschte bis schlicht falsche Informationen verbreitet. Da lag es nahe, sich die schönsten Burgen-Mythen mal aus skeptischer Sicht anzuschauen, das ist, glaube ich, am Ende einfach die Kombination aus zwei meiner Hobbys.
GWUP: In der Ankündigung zu deinem Vortrag steht, dass du in 10 Jahren mehr als 5000 Burgen besucht hast. Da Skeptiker nicht an Bilokation glauben: Wie hast du das geschafft?
Jochen Blom: Ich fahre mehrmals im Jahr mit ein paar Gleichgesinnten auf Burgentouren, bei denen wir systematisch alle Burgen und ähnliche Wehrbauten in einer Region erkunden. Je nach Region können das schon mal bis zum 150 Burgen in einer Woche werden. Beispiel: In Transsilvanien (Rumänien) wurde von den Siebenburger Sachsen nahezu jede Dorfkirche zur Kirchenburg ausgebaut, da muss man selten mehr als 5 km zur nächsten Burg fahren und kann entsprechend viel anschauen. Wir schauen uns auch Burgen in jedem Erhaltungszustand an. Wenn es irgendwo nur noch einen Mauerrest gibt, dann fahren wir da trotzdem vorbei, aber da bleibt man dann eben keine Stunde und schafft entsprechend mehr Burgen pro Tag.
GWUP: Es gibt viele Mythen zu historischen Themen, etwa über das Mittelalter, das Turiner Grabtuch, usw. Ohne zu viel von deinem Vortrag zu verraten, was ist ein gängiges Klischee, das man vom Leben in Burgen hört?
Jochen Blom: Ich glaube, generell wird überschätzt, wie oft Burgen in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt waren. Für die meisten Burgen sind in einer oft viele Jahrhunderte umspannenden Geschichte maximal eine Handvoll Belagerungen überliefert, wenn überhaupt. Die Burg war nicht zwangsläufig primär ein Verteidigungsbauwerk, sondern eben auch repräsentative Residenz, Verwaltungssitz und Wirtschaftsstandort.
GWUP: Gibt es etwas, das du bei deinen Recherchen herausgefunden hast, das in Geschichtsbüchern noch fehlt?
Jochen Blom: Ich bin ja von der Ausbildung her kein Historiker, sondern auch nur interessierter Laie, daher würde ich mir nicht anmaßen, die Fachliteratur zu kritisieren. Generell ist das Problem auch weniger, dass Informationen nicht verfügbar sind, sondern eher, dass fragwürdige Informationen, die oft auf den phantasievollen Vorstellungen der Burgenromantik beruhen, mit Begeisterung reproduziert werden. Das ist dann noch einmal gesteigert in fiktionalen Werken wie z.B. „Game of Thrones, die bei vielen Menschen die Vorstellungen von mittelalterlichem Leben prägen.
Jochen, vielen Dank für die interessanten Informationen und viel Erfolg für den Vortrag!
Weitere Informationen zum Vortrag von Dr. Jochen Blom und zur Teilnahme daran finden Sie auf der Facebook-Seite von Skeptics in the Pub Köln.
Die Fragen stellte Holger von Rybinski.