19.02.2022 (GWUP): Zwei interessante Radiobeiträge auf Ö1 beschäftigen sich mit Esoterik auf Social Media sowie der Sprache von Sekten und Gurus.
„Chakren auf TikTok - Wie gut esoterische Inhalte in sozialen Medien funktionieren" heißt der knapp fünf Minuten lange Beitrag, für den die Publizistin Katharina Nocun als Expertin interviewt wurde. Nocun sieht die Verbreitung esoterischen Pseudowissens auf sozialen Medien mit großer Sorge. Und dass nun viele Millenials unter anderem Kristalle und New-Age-Hexentum entdecken, liege auch an der Funktionsweise der neuen Medien, meint die amerikanische Linguistin Amanda Montell. Beide Autorinnen kommen auch in dem neunzehnminütigem Feature „Kultisch-Wie sektenartig fanatische Gruppen kommunizieren" ausführlich zu Wort. Dabei wird die Sprache von sektenähnlichen Gruppen analysiert, die mittlerweile auch Eingang in andere Bereiche von sozialen Medien gefunden hat. So bedienen sich Verschwörungstheoretiker bewusst einer gemeinsamen, identitätsschaffenden Sprache. Und dass Menschen in sektenartigen Gruppierungen landen, hat nach Ansicht von Amanda Montell wenig mit Gehirnwäsche zu tun. Stattdessen sei Sprache deren ultimatives „Powertool" um Solidarität herzustellen, die Wahrheit zu verschleiern und Konformismus zu fördern. Dies nennt die Linguistin „cultish". Ausführlicher hat sie sich mit diesem Thema in einem aktuellen Buch beschäftigt, das derzeit nur in englischer Sprache vorliegt.
Holger von Rybinski