02.09.2018 (GWUP): Wie wenig zuverlässig die Ergebnisse mancher wissenschaftlicher Studien sind, berichtet die „ZEIT" in ihrer aktuellen Ausgabe.
Demnach reicht das erprobte Verfahren, Studien durch Kollegen und Fachleute vor Veröffentlichung in wissenschaftlichen Journalen überprüfen zu lassen, nicht mehr aus. Zu diesem Ergebnis kommen nun US-Forscher, die für die Stiftung „Center for Open Science" 21 sozialwissenschaftliche Studien, die in den Zeitschriften „Science" und „Nature" veröffentlicht worden waren, noch einmal überprüft hatten - mit ernüchternden Ergebnissen Bei etwa 40 Prozent der Studien kam man auf andere oder gar keine Effekte. Dies heiße zwar nicht, so „ZEIT"-Redakteurin Stefanie Kara in ihrer Schlussfolgerung, dass die Studienergebnisse „ falsch, gepfuscht oder gefälscht sind. Aber es bedeutet, dass man sich nicht auf sie verlassen kann". Bei anderen Überprüfungen zu Studien im Fach Ökonomie ließen sich 39 Prozent der Aussagen nicht bestätigen, im Fach Psychologie gar 64 Prozent. Sogar scheinbar klar messbare Ergebnisse aus dem Bereich der Chemie ließen sich oft nicht wiederholen. Als einer der Gründe für die hohe Fehlerquote wird der Druck genannt, in einzelnen Disziplinen viel in wichtigen Journalen publizieren zu müssen, mit Ergebnissen, die Aufsehen erregen. Außerdem würden für viele Studien nicht ausreichend viele Testpersonen herangezogen, eine weitere mögliche Fehlerquelle. Den ganzen Artikel von Stefanie Kara „Lesen macht empathisch. Echt?" lesen Sie bitte in der aktuellen Ausgabe der „ZEIT". Sie greift dabei ein Thema auf, dass schon seit längerem kontrovers diskutiert wird.
Skeptikern dürfte das Thema aus aktuellem Anlass vertraut sein. Von Forschungsergebnissen, die bei erneuter Untersuchung nicht replifziert werden konnten, handelte auch der Vortrag von Professor Wolfgang Hell „Die Replikationskrise in der Psychologie" auf der letzten Skepkon im Mai in Köln. Und ähnlich, wie die US-Wissenschaftler, sieht auch Wolfgang Hell den Druck vieler Forscher, signifikante Ergebnisse erzielen zu müssen, als eine von mehreren möglichen Fehlerquellen.
Holger von Rybinski