10.03.2018 (GWUP): Das aktuelle „Memorandum Homöopathie" des Münsterander Kreises findet ein breites Medienecho.
Der Münsteraner Kreis, ein Zusammenschluss von Experten verschiedener Fachrichtungen, der sich kritisch mit „alternativmedizinischen" Verfahren auseinandersetzt, erhielt letztes Jahr große Aufmerksamkeit durch seine Forderung, den Heilpraktikerberuf zu reformieren oder gar ganz abzuschaffen. Nun fordern die Experten mit ihrem „Memorandum Homöopathie" angesichts des im Mai stattfindenden Deutschen Ärztetages in Erfurt, bei dem die Weiterbildungsordnung für Meiziner novelliert werden soll, einige der von Ärzten geführten Zusatzbezeichnungen auf ihre wissenschaftliche Haltbarkeit zu durchleuchten. Manche dieser Bezeichnungen widersprächen der wissenschaftlichen Medizin. Außerdem wollen sie erreichen, die Zusatzbezeichnng „Homöopathie" ersatzlos zu streichen. Die Homöopathie basiert auf magisch-esoterischen Prinzipien. Es sei ethisch nicht vertretbar, dass Ärzte in Wissenschaftlerkreisen erwiesenermaßen als unwirksam geltende Verfahren empfehlen und einsetzen dürften. Auch dürfe die geförderte Präsenz von Homöopathie nicht zu dem Fehlschluss führen, dass sie wissenschaftlich fundiert sei.
Bedenken dazu äußert die Journalisten Kathrin Zinkant in einem Kommentar in der „Süddeutschen Zeitung". Sie hält die Forderung für falsch. Zwar sei die Homöopathie „kompletter Unfug." Allerdings seien die Wahlmöglichkeiten in der wissenschaftlichen Medizin auch nicht immer überzeugend. Sie verweist dabei auf diverse individuelle Gesundheitsleistungen und von Kassen angebotene Therapien mit wenig medizinischer Substanz. Stattdessen könne eine Abschaffung der Wahlmöglichkeiten Patienten aus der Medizin heraustreiben, hinein „in eine Parallelwelt, in der es nur noch Esoterik gibt".
Der „Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte"(DZVhÄ) äußerte in einer einer Pressemitteilung, die von 7000 Ärzten geführte Zusatzbezeichnung „Homöopathie" habe sich seit Jahrzehnten bewährt und sei mit Blick auf Qualitätssicherheit und Patientensicherheit ein Garant für eine sichere Versorgung der Patienten. Gerade dies wird allerdings vom Münsteraner Kreis bestritten: „Dass Teile der Ärzteschaft überhaupt Homöopathie anbieten, widerspricht bereits jedem wissenschaftlichen Anspruch an das ärztliche Handeln." Die Zusatzbezeichnung gebe der Lehre zusätzlich den Anspruch wissenschaftlicher Seriosität, den Patienten als Beleg für deren Wirksamkeit missverstehen könnten. Die Grenzen zwischen wissenschaftlich fundierter Medizin und Esoterik würden verwischt.
Der Hinweis des DZVhÄ, die Nachfrage nach ärztlicher Homöopathie in den letzten 20 Jahren sei enorm gestiegen, wird doch ein wenig relativiert, wenn man liest, dass sich zumindest in jüngster Zeit eine Trendwende abzuzeichnen scheint. Demnach nehmen Verkauf und Verschreibungen homöopathischer Präparate in Deutschland ab.
Immerhin, wie die „Ärztezeitung" meldet, will die Bundesärztekammer die Forderungen des Münsteraner Kreises „intensiv diskutieren."Man darf gespannt sein, wie die Ergebnisse der Diskussionen auf dem Deutschen Ärztetag vom 08. bis 11. Mai in Erfurt lauten werden. Vom 10 bis 12. Mai 2018 findet in Köln die SkepKon statt. Als Referenten auch mit dabei sind unter anderem Dr. Christian Weymayr und Dr. Natalie Grams vom Münsteraner Kreis. Vielleicht weiß man am Ende der SkepKon ja schon, ob die Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer die Vorschläge des Münsteraner Memorandums Homöopathie berücksichtigt hat.
Holger von Rybinski