22.01.2017 (GWUP): Imfpgegner und Befürworter liefern sich seit Jahren heftige Diskussionen. Dabei werden von Impfgegner oft wissenschaftlich unhaltbare Behauptungen angeführt, beispielsweise, dass Impfungen Autismus verursachen können. In einem Interview mit der „Deutschen Welle" nimmt der Virologe Jan Leidel zu dieser Behauptung und anderen Impfmythen Stellung.
Leidel ist Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch Institutes, das Empfehlungen gibt, welche Impfungen sinnvoll sind. In dem Interview äußert er seine Besorgnis über die augenscheinlich vorhandene Impfskepsis des neuen US-Präsidenten Trump, dessen angeblichen Plänen, den US-Politiker Robert F. Kennedy Jr. in eine Kommission zu berufen, die sich mit der Sicherheit von Impfungen befassen soll. Der Neffe des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy glaubt, wie viele Impfgegner, die Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) könne Autismus auslösen. Diese einst von einem Arzt namens Andrew Wakefield aufgestellte These beruhte jedoch auf einer Studie mit methodischen Fehlern. Später distanzierten sich auch die Mitverfasser von der Arbeit. Mittlerweile, so Leidel, gibt es Studien an hunderttausenden von Kindern, die keinen Hinweis auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus zeigten. „Sie konnten überhaupt keinen Hinweis darauf finden, dass an der Studie etwas dran ist, so dass wir heute sagen können: Es handelt sich insgesamt eigentlich um einen Medizinskandal, und an der Aussage ist nichts dran." Auch die Befürchtung, Mehrfachimpfungen seien gefährlich, und es sei besser, immer nur gegen eine Krankheit zu impfen, sei abstrus. Dem Immunsystem eines Kindes sei es gleichgültig, so der Virologe, vor wie vielen Krankheiten eine Impfung schütze. Entscheidend sei die Anzahl der Antigene im jeweiligen Impfstoff, diese sei jedoch noch nie so niedrig gewesen wie heute. In den USA befürchtet man nun einem Bericht des „Atlantic" zufolge, Impfgegner könnten durch eine geänderte Bewertung von Impfungen ermutigt werden, diese zu vermeiden oder zu verzögern. Schon die Einsetzung einer Kommission, die sich mit einer Frage beschäftige, die bereist beantwortet sei, sei bedenklich, so der Kinderarzt Daniel Summers. Dabei profitieren auch Impfgegner von einer hohen Impfquote, wie der Kinderarzt und Hochschullehrrer Aaron E. Carroll in seinem mit dem „Atlantic" Artikel verlinkten Youtube-Beitrag „Vaccines and Herd Immunity" erklärt.
Das ganze Interview mit Jan Leidel, das die Journalistin Gudrun Heise führte, lesen Sie hier.
Holger von Rybinski