29.10.2016 (GWUP): Während gerade vermeldet wird, dass die Masern auf dem amerikanischen Kontinent aufgrund erfolgreicher Impfkampagnen als ausgerottet gelten, fehlt gemäß einer aktuellen Studie hierzulande jedem dritten zweijährigen Kind eine Impfung gegen die gefährliche Krankheit. Ursache sind oft unbegründete Ängste von Impfgegnern.
Wie diverse Medien, unter anderem „ZEIT-online" berichten, liegt die Bundesrepublik noch weit unter der Impfquote von 95 Prozent, die es bräuchte, damit sich die Krankheit nicht mehr ausbreiten könnte. Zwar sind die Impfquoten bei den Geburtsjahrgängen 2009 bis 2012 geringfügig gestiegen, gerade die zweite Impfung wird jedoch häufig vernachlässigt. Gemäß dem vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung erstellten „Versorgungsatlas", für den die Daten von 2,2 Millionnen bei den gesetzlichen Krankenversicherungen gemeldeten Kindern erhobenen wurden, haben zwei Drittel der Kinder bis zu 2 Jahren keine der vor Masern schützenden Doppelimpfungen, obwohl die Kassen diese zahlen. Bis zur Einschulung steigt die Quote dann zwar noch auf über 90 Prozent an, liegt damit aber immer noch deutlich unter 95 Prozent. Um Masernausbrüche bei den besonders gefährdeten Kleinkindern zu vermeiden, sollte nach Empfehlung der „Ständigen Impfkommission" (STIKO) ) jedoch eine frühere Impfung (zwischen dem 11. und 23. Monat) erfolgen.Interessant ist auch, dass es bei den Impfquoten regionale Unterschiede gibt. Schleswig-Holstein hat prozentual die meisten geimpften Kinder, Bayern die wenigsten. In Bad Tölz und Rosenheim ist nicht einmal jedes zweite Kind geimpft. In einzelnen Gegenden sinken die Impfquoten sogar. „Sollte sich dieser Trend fortsetzen", so die Verfasser des Berichts, „scheint die Erreichung des 95 %-Ziels bis 2020 fraglich. Daher sollten Maßnahmen vor allem zur Steigerung der Impfquote für die zweite Masernimpfung ergriffen werden". Unter anderem schweben den Verfassern lokale Initiativen in Gebieten mit besonders geringen Impfquoten vor. Bereits vor Jahren hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO das Ziel vorgegeben, die Masern in Europa bis 2010 auszurotten. Dem Bericht zufolge ist dies der Fall, wenn innerhalb von 12 Monaten auf 1 Million Menschen maximal 1 Masernfall kommt, was in Amerika offenbar schon erreicht wurde. Im Deutschland hingegegen werden immer noch 30 Masernfälle pro 1 Million Einwohner gemeldet. An der Infrastruktur allein scheint es nicht zu liegen, da selbst bei benachbarten Landkreisen oft völlig unterschiedliche Impfquoten erhoben wurden. Zwar wird auch unter Impfbefürwortern eine Impfpflicht nicht einheitlich befürwortet, gerade im Bereich der „Alternativmedizin" gibt es jedoch Vorbehalte gegen Impfungen (nicht nur bei Masern) die einer kritischen Überprüfung nicht standhalten. Sogar die Existenz des Masern-Virus wird von einzelnen Menschen in Zweifel gezogen, wie der Mediziner Dr. David Bardens auf der Skepkon 2015 berichtete. Auch auf dem GWUP-Blog werden das Thema Masern, beileibe keine harmlose Kinderkrankheit, und die richtige Bekämpfung und Vorbeugung seit langem heftig diskutiert.
Holger von Rybinski