18.07.2016 (GWUP): Der „IGeL-Monitor" hat es sich zur Aufgabe gemacht, individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL), wie sie von zahlreichen Ärzten angeboten werden, kritisch unter die Lupe zu nehmen. In einer vor wenigen Tagen erschienenen Pressemitteilung kritisiert der „Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS)", Auftraggeber des Projekts, dass die Patienten über mögliche Schäden der angebotenen Leistungen nicht ausreichend informiert werden.
Anlass war eine Umfrage der „IGeL-Monitor"-Macher bei 2149 Versicherten dazu, welche individuellen Gesundheitsleistungen bekannt sind, wie sie genutzt werden und was die Patienten darüber wissen. Dabei äußerten drei Viertel der Befragten, dass sie sich nicht ausreichend über mögliche Schäden informiert fühlten. Dies ist besonders interessant, da zahlreiche Selbstzahler-Leistungen wie Bachblüten - und Eigenbluttherapie zum Bereich der ,,alternativmedizinischen" Behandlungen zählen. Die Verfasser des IGeL-Monitors hingegen bewerten die angebotenen Leistungen nach den Kriterien der wissenschaftlich belegten, evidenz-basierten Medizin. So kritisierte Dr. Michaela Eikermann, zuständig für diesen Bereich beim MDS, dass vieles, was in den Praxen angeboten werde, der wissenschaftlichen Bewertung nicht standhalte. Beim überwiegenden Teil könne man nicht von einem Nutzen, sondern eher von Hinweisen für einen Schaden für den Patienten sprechen. Die gängisten angebotenen Leistungen werden im „IGeL A-Z" beschrieben. Dieses wird stetig erweitert und um weitere Einträge ergänzt, wie zuletzt um das Thema „Ergänzende Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft" (Nutzen laut Monitor: unklar). Wer sich also erst informieren will, bevor er eine ärztliche Leistung bezahlt, deren Nutzen möglicherweise nicht erwiesen ist, kann dies hier tun. Oder eine zweite Meinung einholen. Eigentlich wäre die ausführliche Information darüber, ob wissenschaftliche Belege und Zweckmäßigkeit einer Behandlung gegeben sind oder nicht, natürlich Sache des jeweiligen behandelnden Arztes. Über das Für und Wider von Medizin-Portalen wie dem ,,IGeL"-Monitor und individuellen Gesundheitsleistungen hat Bernd Harder vor einiger Zeit ein interessantes Interview mit dem jetzigen GWUP-Wissenschaftsratsmitglied Dr. Christian Weymayr geführt (Heft 1/2012).
Holger von Rybinski