03.07.2016 (GWUP): Trainingsmethoden, um die Intelligenz zu verbessern, sind vielfach populär. Wissenschaftler äußern nun anhand einer aktuellen Untersuchung Zweifel, dass deren Wirkung auf mehr als Placebo-Effekten beruht.
Für die Studie „Placebo effects in cognitive training", veröffentlicht in den „ Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America", hatten amerikanische Wissenschaftler der University of California zweierlei Anzeigen auf dem Uni-Gelände ausgehängt. In einer wurden Studenten für ein Gehirntraining zur Verbesserung kognitiver Fähigkeiten gesucht, in einer anderen Anzeige wurde nur um die Teilnahme an einer Studie gebeten, im Gegenzug für Vergünstigungen beim Studium. Was die späteren Teilnehmer beider Gruppen nicht wussten: Sie absolvierten für die Untersuchung die gleichen Tests. Mit erstaunlichen Resultaten: Bei den Studenten, die glaubten, mit den Tests ihre kognitiven Fähigkeiten verbessern zu können, zeigten danach durchgeführte IQ-Test eine Steigerung von fünf bis zehn Punkten, und das schon nach nur einer Stunde „Training". Außerdem äußerten sich diese Teilnehmer zuversichtlicher bezüglich der Möglichkeiten, Intelligenz zu formen. Die Studierenden, denen nichts von angeblich intelligenzsteigerndem Training erzählt worden war, zeigten keinerlei Verbesserungen. Studienleiter Cyrus Foroughi wollte lt. einem Artikel im „New Statesman" mit dem Experiment testen, ob allein die Erwartung eines positiven Effekts zu einem positiven Ergebnis führen kann - was sich bestätigt zu haben scheint. Bereits vor zwei Jahren wandten sich Kognitions- und Neurowissenschaftler mit einer gemeinsamen Stellungnahme gegen die Werbeversprechen mancher Hersteller, spezielle Computerspiele könnten die Leistungsfähigkeit älterer Menschen steigern und sogar Demenz vorbeugen. Im „New-Statesman"-Artikel weist der Journalist Hasan Chowdhury nun in Bezug auf die aktuelle Studie darauf hin, dass dies nicht heiße, dass man von Hirntraining nicht profitieren könne, angesichts der derzeit jedoch noch stattfindenden Erforschung der Wirkung von Hintrainings sei es wohl besser, das Gehirn mit den bekannten Möglichkeiten auf Trab zu halten: Eine Sprache zu lernen, Sport zu treiben oder einfach ein Buch zu lesen. Oder Sie lesen gleich den aktuellen SKEPTIKER, der macht nachweislich schlauer. Behaupten wir jetzt einfach mal so.
Holger von Rybinski