28.02.2016 (GWUP): Das vergangene Jahr 2015 wird als das bislang wärmste seit Beginn der regelmäßigen Temperaturaufzeichnungen bezeichnet, trotzdem streiten Wissenschaftler und Politiker darüber, ob der Klimawandel menschengemacht ist. Wie politische Ansichten die Sicht des Themas beeinflussen, zeigt nun eine neue Studie.
Die Macher des Journals „Nature Climate Change" hatten dafür aktuelle Literatur zum Thema „Überzeugungen zum Klimawandel"gesichtet und 25 Umfragen und 171 wissenschaftliche Studien überprüft. Dabei schälten sich zwei auffällige Ergebnisse heraus: Erziehung, Geschlecht oder eigene Erfahrung extremer Wetterereignisse, die unter 27 Variablen zur Untersuchung herangezogen wurden, spielen beim Glauben an den menschengemachten Klimawandel eine eher untergeordnete Rolle. Stärker scheinen hier offenbar die vertretenen Werte und Weltanschauungen sowie die politische Einstellung. Und, sehr viel ernüchternder: Selbst wer den Klimawandel für ein Faktum hält, richtet sein eigenes Verhalten nicht unbedingt danach aus und verhält sich ökologisch korrekt. Auch seien Leugner des Klimawandels nicht unbedingt weniger gebildet. Alle ermittelten Daten zeigten hier nur leichte Abweichungen. Am ehesten ließ sich die Einstellung zu diesem heißdiskutierten Thema noch immer daran messen, welche Parteien die befragten Menschen bevorzugten. Menschen, die eher liberale politische Parteien wählen, scheinen auch eher an den menschengemachten Klimawandel zu glauben. Der Journalist Christopher Schrader wies in einem Artikel der „Süddeutschen Zeitung" zur Umfrage jedoch darauf hin, dass manche der Aussagen der Studie nur eingeschränkt auf Deutschland übertragen werden könnten, da hierzulande wenige Menschen die Realität des Klimawandels bestritten. So zeige eine Studie der Universität Hamburg von 2013, dass nur sieben Prozent der Befragten den Klimawandel bestritten, während es in den USA drei-bis viermal so viele seien. Und im gleichen Artikel wird vermutet, dass Konservative wohl weniger die Erwärmung an sich infrage stellten, als vielmehr eine daraus ableitbare staatlich gesteuerte Klimapolitik. In einem Artikel der „Washington Post" schlägt einer der Mitverfasser der Studie Wissenschaftlern vor, die unterschiedlichen Weltanschauungen zu berücksichtigen und Botschaften freundlich zu verpacken, statt die immer gleichen Fakten zu wiederholen. Wenn man beispielsweise suggeriere, Umweltschutz sei patriotisch oder notwendig für die nationale Sicherheit, finde dies möglicherweise mehr Nachhall.
Das Abstract zur Studie finden Sie hier.
Holger von Rybinski