08.11.2015 (GWUP): Edzard Ernst, emeritierter Professor für Komplementärmedizin der Universität Exeter und aktiver Kritiker von Pseudomedizin, ist in diesem Jahr Träger des John-Maddox-Preises.
Die Auszeichnung, benannt nach dem 2009 verstorbenen Herausgeber des Wissenschaftsmagazins „Nature", John Maddox, wird alljährlich Persönlichkeiten verliehen, die „seriöse Wissenschaft und Beweise im öffentlichen Interesse fördern", auch wenn ihnen dabei „Feindseligkeit und Schwierigkeiten" begegnen. Das klingt wie eine Zusammenfassung der Biographie von Professor Ernst, dessen Mut, sich genau für diese Ziele einzusetzen, nun gewürdigt wird. Vor allem seine Forderung, „alternative" und komplementäre Heilmethoden, die er als Arzt aus eigener Erfahrung gut kennt, mit wissenschaftlichen Methoden auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen, hat ihm im Laufe seines Wirkens als Professor eines Lehrstuhls für komplementäre Medizin an der Universität Exeter viele Gegner eingebracht. Dabei scheute er sich nicht, die Förderung pseudowissenschaftlicher Verfahren wie der Homöopathie öffentlich anzuprangern. Aufsehen erregte seine Kritik am britischen Thronfolger Prince Charles und dessen öffentlicher Unterstützung „alternativer" Heilmethoden. Unter anderem diese Offenheit führte zu seiner Emeritierung im Jahre 2011, ließ ihn jedoch nicht verstummen. In Publikationen wie „Gesund ohne Pillen", verfasst mit dem Wissenschaftsjournalisten Simon Singh, und auf seinem Blog analysiert und kritisiert er pseudowissenschaftliche medizinische Anwendungen, die gefährlich sind und deren Wirksamkeit wissenschaftlich nicht erwiesen ist. In diesem Jahr erschienen auch seine Memoiren „Nazis, Nadeln und Intrigen". Edzard Ernst, der den John-Maddox-Preis am 3. November zusammen mit der Ernährungswissenschaftlerin Prof. Susan Jebb verliehen bekam, ist außerdem Mitglied im Wissenschaftsrat der GWUP.
In seiner kurzen Preisrede bedankte sich Professor Ernst für die Auszeichnung und stellte als wahrer Skeptiker in Frage, ob er diese wirklich verdient habe. Schließlich habe er die letzten 20 Jahre nur das getan, was sein Job gewesen sei, nämlich die „Wahrheit über alternative Behandlungsmethoden" herauszufinden. Die Ergebnisse hätten oft nicht dem entsprochen, was sich deren Vertreter erhofft hätten. Aber sein Job sei gewesen, diese Methoden zu testen, nicht sie zu propagieren. Deshalb habe er die (oft ernüchternden) Ergebnisse auch stets veröffentlicht und verteidigt. Nichts anderes sei Aufgabe von Wissenschaftlern. Gleichzeitig kritisierte er diejenigen, die behaupteten, wissenschaftliche Methoden seien zur Überprüfung komplementärer Verfahren nicht geeignet. Das Preisgeld stiftet Ernst übrigens der „Good Thinking Society" seines wissenschaftlichen Weggefährten Simon Singh. Dies entspräche sicher dem Geiste von John Maddox und dem ihm zu Ehren vergebenen Preis.
Wir gratulieren Prof. Susan Jebb und natürlich ganz besonders unserem Wissenschaftsratsmitglied Prof. Edzard Ernst herzlich zum „John Maddox Prize 2015", und freuen uns, noch viel von ihm zu hören und zu lesen!
Holger von Rybinski