01.11.2015 (GWUP): Wer einen Abschluss in "Aromatherapie" oder "Tarotkartenlesen" machen will, kann künftig nicht mehr auf staatliche Unterstützung zählen - zumindest nicht in Australien.
Einem Bericht des "Australian" zufolge hatten sich die Gebühren für Berufschulen in den letzten drei Jahren verdreifacht, nachdem die vormalige Regierung entschieden hatte, Berufsschülern die gleichen Möglichkeiten zu Darlehen zu gewähren wie
Studenten. Was sie dabei offenbar nicht bedacht hatten: Das Geld wurde auch Anbietern gewährt, die illustre Ausbildungen zum "Geistheiler", "Aromatherapeuten" oder eine 29.900 australische Dollar teure Ausbildung zum "Pflanzenmediziner" durchführen.
Nach Ansicht des neuen australischen Premiers Malcom Turnbull ist dieses System ein Chaos. Künftig solle kein Geld mehr für derartige Kurse zur Verfügung gestellt werden. Kate Carnell, die Sprecherin der australischen Handelskammer, fand drastischere Worte. Sie meinte, die Steuerzahler sollten keine Ausbildungen finanzieren, bei denen es sehr unwahrscheinlich sei, dass man jemals damit einen Job fände, während es gleichzeitig an Kaufleuten, IT-Leuten und Programmieren fehle.
Wer also künftig einen Abschluss als "Aromatherapeut" machen möchte, muss die 16500 australischen Dollar (derzeit etwa 10.694,-Euro) selbst aufbringen. Wer die Unterstützung fragwürdiger Berufsausbildungen hingegen für ein Problem im fernen Australien hält, irrt. Kürzlich wurdeberichtet, dass in den Niederlanden Hellseher-Kurse bezahlt wurden. Zwar zahlt die deutsche Arbeitsagentur keine derartigen Kurse, jedoch hat sie offenbar keine Schwierigkeiten damit, Arbeitssuchenden eine Ausbildung zum Astrologen nahezulegen.
Vielleicht sollte hier doch mal eine Abstimmung mit den Kollegen in Australien erfolgen.
Holger von Rybinski