03.05.2015 (GWUP): Allein die Erwartung, teuren Wein zu trinken, ändert schon die Wahrnehmung von Weintrinkern. Diese geänderte Wahrnehmung kann auch per Hirnscan gemessen werden.
In einer aktuellen, im Journal of Marketing Research veröffentlichten Studie wurden Weintrinker zum Testen von 5 Weinsorten eingeladen, die Flaschen versehen mit Preisschildern über 5, 10, 35, 45 und 90 US-Dollar. Was die Probanden nicht wussten: In Wirklichkeit erhielten sie nur dei Marken zu trinken, aus zwei verschiedenen Preiskategorien. Ergebnis: Der angegebenen Preis beeinflusste signifikant die Bewertung und die geäußerten Vorlieben der Testpersonen. Die gleichen Ergebnisse zeigten sich bei einem Versuch, in dem Milchshakes angeboten wurden, wobei hier die Etikettierung als „organic", die englische Variante des deutschen Begriffes für „bio", unterschiedliche Vorlieben entstehen ließ, auch wenn die Probanden tatsächlich den gleichen Milkshake nur mit unterschiedlicher Kennzeichnung tranken.
Derlei Ergebnisse sind allerdings auch schon aus anderen Experimenten bekannt, deshalb wollten es die Leiter der Studie, Professor Dr. Bernd Weber von der Uni Bonn und Frau Professor Hilke Plassmann von der privaten Wirtschaftshochschule INSEAD, ganz genau wissen und ließen während der Versuche mit Hilfe von Magnetresonanztomographie Bilder der Gehirne der Testpersonen erstellen. Zumindest nach Darstellung der Wissenschaftler wurden die bei der Verköstigung empfangenen Reize tatsächlich anders verarbeitet. Demnach schmeckt ein und derselbe Wein wirklich besser, wenn man glaubt, er sei teurer. Oder eben ein Michshake, wenn jemand Bio-Produkte bevorzugt. Auch gibt es offensichtlich einen Zusammenhang zwischen dem Ansprechen auf die „Placebos" und bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen. Menschen, die stärker als andere auf Belohnungsreize reagieren, scheinen bei solchen Experimenten beeinflussbarer.
Übrigens: Ähnliche Effekte hatte das NDR-Magazin „Plietsch" auch in seiner Sendung „Die größten Irrtümer über Wasser" präsentiert. Dabei wurde Probanden Leitungswasser in verschiedenen Flaschen zu trinken gegeben. Mit verblüffenden Ergebnissen (etwa ab Minute 25 und 45 Sekunden zu sehen).
Holger von Rybinski
Quelle: Garcia, Rina Maria (2015) Cheap Wine Can Taste Good With Placebo, Studies Show: In: „International Business Times", 01.05.2015.