26.04.2015 (GWUP):Erst letzte Woche berichteten wir über den esoterikritischen Blog des Wirtschaftspsychologen Prof. Uwe Kanning. Heute möchten wir Sie auf den „Ärger des Monat” von Bärbel Schwertfeger hinweisen.
Esoterik und Irrationalität sind im im 21. Jahrhundert nicht ausgestorben, anstelle von vermeintlichen Geister- oder Ufosichtungen halten sie heutzutage Einzug in Bereichen, in denen man sie nicht sofort vermuten würde, beispielsweise im Berufsleben. Eine, die sich hier hartnäckig unsinnigen Vorstellungen entgegenstellt, ist die Diplom-Psychologin und Journalistin Bärbel Schwertfeger. In ihrem Blog „Ärger des Monats" spürt sie „Absurditäten, Absonderlichkeiten und Fehltritte in der HR-Welt auf" und beschreibt kurz und prägnant, was von manchen Behauptungen von Trainern und Personalchefs zu halten ist. Beispielsweise hinterfragt sie, welche Qualifikationen „Coaches" (der Begriff ist nicht geschützt) eigentlich haben, die Firmen Seminare anbieten, oder sie zepflückt Artikel von Leitmedien, in denen Studien falsch zitiert werden. Stimmt es wirklich, dass man aus privaten Beiträgen in sozialen Netzwerken die Persönlichkeit eines Stellenkandidaten ablesen kann, weshalb eine Vorauswahl auf Foren wie „Facebook" durchaus möglich sei? Schließlich wird behauptet, dass man von den Verhaltensweisen eines Menschen in sozialen Foren Rückschlusse auf dessen Interessen und Ziele (wer würde dem widersprechen?) und damit aber auch auch auf dessen fachliche Eignung schließen könne. Schwertfeger zweifelt solche Aussagen an:„Nun mag die Nutzung von Facebook und Co durchaus Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Nutzers zulassen. Nur wie valide diese sind, ist fraglich. Vor kurzem fanden US-Forscher zum Beispiel heraus, dass die intensive Nutzung von Facebook zu einer geringeren Selbstkontrolle führt. Die Vielnutzer waren dicker, weniger kreditwürdig und hatten höhere Schulden. Hoffentlich beziehen die Recruiter solche Erkenntnisse auch mit ein." Und was ist von Persönlichkeitstests zu halten, wie sie bei Personalauswahl und -Entwicklung Verwendung finden? Basieren sie wirklich alle auf wissenschaftlichen Erkenntnissen? Von welchen Tests sollte man eher abraten?. Und ist es wirklich sinnvoll, Prominente, die ein Burnout erlitten haben, für Interviews und Artikel in die Öffentlichkeit zu zerren? Die Psychologin hält so etwas für bedenklich und kritisiert die ihrer Meinung öffentlichkeitswirksame Inszenierung manchner Fälle. Und den Forderungen manchner Autoren, vereinfacht dargestellte Erkenntnisse aus der Hirnforschung zur Motivationssteigerung in Unternehmen einzusetzen, hält sie das Zitat der Hirnforscherin Molly Crocket entgegen: „Je wunderbarer etwas klingt und je lieber Sie es glauben würden, umso weniger wahrscheinlich stimmt es."
„Ärger des Monats" erscheint im Rahmen des Online-Angebots von ,,Wirtschaftspschologie aktuell" , aktuell zum Thema „Die Entlarvungs-Experten".
Holger von Rybinski