11.05.2014 (GWUP): Die erfreulicherweise ständig wachsende Zahl von skeptischen Podcasts und Wissenschaftsblogs
ist seit einiger Zeit um einen ungewöhnlichen Beitrag reicher: ein skeptisches Blog für Tierfreunde.
Placebos wirken angeblich nicht bei Tieren, deswegen müssen Homöopathika wirksam sein? Ein Hunde- oder Katzenbesitzer erzählt Ihnen, dass sein leidendes Tier auf zahllose konventionelle Behandlungen nicht angesprochen habe, bis es zu einem Akupunkteur kam, seither springt es wieder fröhlich durch die Gegend? Solche und ähnliche pseudowissenschaftlichen Argumente und Anekdoten kennt sicher jeder, der schon mit esoterisch gesinnten Haustierfreunden diskutiert hat. Wohl genervt von derartigen Schilderungen, hat sich der amerikanische Tierarzt Brennen McKenzie entschlossen, ein eigenes Blog zum Thema „Tiere und Alternativmedizin" zu betreiben, kurz SkeptVet Blog genannt. Zwar sei er aufgeschlossen, aber seiner Meinung nach müssten alle medizinischen Anwendungen offen kritisierbar sein und nicht allein auf „Tradition, Intuition, Meinung und Anekdoten" beruhen, sondern auf verlässlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Damit macht man sich offenbar nicht nur Freunde. In der Präsentation auf seiner Website erklärt der Tierarzt, manchmal hätte er sich gewünscht, das Blog anonym zu betreiben, angesichts zahlreicher wütender und hysterischer Mails, die er auf seine Beiträge hin erhalte. Da dies nicht möglich sei, wünscht er sich von seinen Kritikern, sich auf seine Argumente zu konzentrieren, nicht auf irgendwelche Vorurteile, die man ihm als Person entgegenbringe. Wer glaubt, in Bezug auf „Alternativmedizin" sei allein die persönliche Erfahrung die beste Methode für die Bewertung einer Behandlungsmethode, der wird mit dem Blog des Veterinärs nichts anfangen können. Genau diese Sichtweise trennt für McKenzie wissenschaftliche Medizin von pseudowissenchaftlicher Glaubensmedizin. Für seine Sachargumente hingegen übernehme er die Veranwortung, und für deren Stärken und Schwächen. Letztlich lebt davon jede wissenschaftliche Diskussion. Und die ist gefragt, sieht man sich die Themen an, die McKenzie aufgreift. So verweist er auf den seiner Meinung nach fragwürdigen Einsatz von Akupunkturbehandlungen bei Hunden, stellt eigene Präsentationen zu Vorträgen zum Thema „Was ist evidenzbasierte Veterinär-Medizin" als Videos online und kritisiert den Einsatz von Homöopathika bei Haustieren als unethisch, da auch Tiere das Recht auf eine wirksame, unschädliche Behandlung haben sollten. Oder wollen Sie wissen, was die „drei gefährlichsten Worte in der Medizin" sind? ,,SkeptVet" versucht sich an einer Antwort. Durch seine Offenheit und die Darlegung seiner Quellen stellt er Themen wie „Können Komplementär- und Alternativmedizin evidenzbasierte Medizin sein?" zur Diskussion. Und, das ist das Schöne an einem Blog, wer anderer Meinung ist, kann die Argumente des skeptischen Tierarztes aufgreifen und beim jeweiligen Eintrag mit ihm diskutieren.
Auf jeden Fall stellt der „SkeptVet-Blog" eine interessante Ergänzung zu vielen bekannteren Wissenschafts-Blogs dar.
Holger von Rybinski