02.03.2014 (GWUP): Haften Gegenständen die postitiven oder negativen Eigenschaften ihrer Besitzer an? Einer in den „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America" veröffentlichten Studie zufolge glauben auch heute noch viele Menschen an diese magischen Eigenschaften.
Presseberichten zufolge hatten die beiden amerikanischen Wissenschaftler George E. Newman und Paul Bloom das Bieterverhalten bei Auktionen untersucht, bei denen Gegenstände aus dem Besitz Prominenter versteigert wurden. Vorher hatten sie ermittelt, wie oft die Objekte, die aus dem Besitz von John F. Kennedy und seiner Frau Jacqueline, von Marilyn Monroe sowie von dem wegen seiner dubiosen Geschäftsmethoden verurteilten Finanzmakler Bernard Madoff und seiner Frau stammten, von diesen durchschnittlich angefasst worden waren. Dabei zeigte sich ein erstaunlicher Effekt: Je häufiger Idole wie John F. Kennedy oder Marilyn Monroe ihre früheren Besitztümer wahrscheinlich berührt hatten, desto mehr waren Bieter auf den Auktionen bereit, dafür zu zahlen. Außerdem wurden Personen in einem Experiment gebeten, für das Kleidungsstück eines von ihnen verehrten Prominenten ein fiktives Gebot abzugeben. Dann sollten sie sich vorstellen, die Textilie sei vorher gereinigt worden. Es zeigte sich, dass die potentiellen Käufer in diesem Falle nicht mehr bereit waren, so viel zu zahlen wie für ungereinigte Kleidungsstücke. Mag man dies noch als Begeisterung von Fans abtun, zeigte sich der gleiche Effekt im umgekehrten Maßstab bei Gegenständen, die aus dem Besitz des verurteilten Finanzmaklers Madoff und seiner Gattin stammten. Je häufiger die Gegenstände von diesen getragen oder angefasst worden waren, desto geringer fielen die Gebote auf Auktionen aus, unabhängig vom tatsächlichen Wert der Objekte. Und auch in dem Experiment, in dem für das Kleidungsstück eines Prominenten geboten werden sollte, zeigte sich dieser gegenteilige Effekt. Bei unbeliebten Promis erhöhte eine Reinigung die Summe, die die Befragten maximal zu zahlen bereit wären, bei beliebten verringerte sie sich.
Newman und Bloom halten dies für einen Beleg, dass magisches Denken in westlichen Gesellschaften immer noch präsent ist. Der Glaube an solche „Ansteckungseffekte", wie sie es nennen, dass Eigenschaften von Personen auf Dinge, mit denen sie in Kontakt gekommen sind, übertragen werden können, scheint also tatsächlich Einfluss bei derartigen Verkaufsveranstaltungen zu haben.
Sinnigerweise haben sie ihrer Untersuchung gleich einen Titel gegeben, der den Sachverhalt in einem Satz beschreibt: „Physical contact influences how much people pay at celebrity auctions". Das Abstract, eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse ihrer Studie, lesen Sie hier.
Holger von Rybinski
Lesen Sie hierzu bitte auch unseren Themeneintrag Aberglaube.
Einen Überblick zum Thema bietet auch das Buch von Bruce M. Hood: Übernatürlich? Natürlich!Warum wir an das Unglaubliche glauben.
Beitrag am 03.03.2014 aktualisiert.